Lehrermangel in Hessen

Opposition kritisiert Landesregierung wegen Unterrichtsausfällen

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Die CDU-geführte Landesregierung in Hessen meldet einen historisch niedrigen Unterrichtsausfall. Die Opposition widerspricht vehement und warnt vor einer Verschlechterung der Bildungsqualität. Sie werfen der Landesregierung Zahlenspielereien vor.

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Die CDU-Fraktion meldete, die Lehrerversorgung in Hessen sei so gut, wie in keinem anderen Bundesland. Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag Armin Schwarz erklärte: „In Hessen gibt es ausreichend Lehrerinnen und Lehrer, sodass der Unterricht planmäßig stattfinden kann.“ Zwar würden krankheitsbedingt immer wieder Lehrkräfte ausfallen, der Ausfall könne aber durch eine 105 prozentige Lehrerversorgung ausgeglichen werden. Auf den steigenden Lehrerbedarf in den kommenden Jahren sei mit einer Aufstockung der Studienplätze für das Lehramt an Grundschulen reagiert worden. Der Koalitionspartner der CDU, die Grünen-Fraktion, zeigte sich etwas verhaltener, betonte aber, es seien 5000 neue Lehrerstellen geschaffen worden.

Harsche Kritik kam dagegen von der Opposition: Die SPD warf dem CDU-geführten Kultusministerium vor, den Unterrichtsausfall schönzurechnen. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) müsse endlich die wahren Zahlen offenlegen. „Was in nahezu jedem anderen Bundesland funktioniert, muss auch in Hessen möglich sein. Jeden Tag fällt an den hessischen Schulen Unterricht aus. Das ist Fakt und absolut kein Geheimnis“, so der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Christoph Degen. Er verweist dabei auf Umfragen der Landesschülervertretung und dem Landeselternbeirat, die ein anderes Bild zeichneten, als von der Landesregierung präsentiert werde. „Wir danken dem Landeselternbeirat, der nun nach der Landesschülervertretung ebenfalls eigene Zahlen zum Unterrichtsausfall an unseren Schulen vorgelegt hat. Vor dem Hintergrund des sich weiter verschärfenden Lehrermangels, wird der Unterrichtsausfall noch zunehmen, wenn nicht jetzt endlich mehr Vertretungskapazitäten geschaffen werden“, so Degen.

Elisabeth Kula, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Hessischen Landtag, sagte, Unterrichtsausfall habe „für die Schülerinnen und Schüler und auch für die hessischen Lehrkräfte leider keinen Neuigkeitswert, doch für den hessischen Kultusminister Lorz anscheinend schon.“ Es müssten in Hessen bis 2030 mindestens 7250 neue Lehrkräfte eingestellt werden. Auch die FDP-Fraktion übte Kritik an der aktuellen Politik der Landesregierung. Moritz Promny (FDP) sagte: „Beste Bildung braucht die besten Lehrkräfte und diese in ausreichender Zahl, am richtigen Ort, für die richtigen Fächer. Wir Freien Demokraten haben wiederholt die schwarz-grüne Landesregierung aufgefordert, endlich die Fakten anzuerkennen und statt der Verwaltung des Mangels wieder eine aktive Schulpolitik zu betreiben.“

Die Landesregierung kündigte unterdessen an, ein Konzept zur zentralen Erfassung von Unterrichtsausfällen zu erarbeiten. Die SPD sprach von einer inakzeptablen Ahnungslosigkeit im Kultusministerium und verwies auf das CDU-geführte Kultusministerium in Sachsen, wo bereits seit Jahren Unterrichtsausfälle detailliert erfasst würden.

>> Zuletzt wurde immer wieder kritisiert, dass Lehrerstellen mit weniger qualifizierten Kräften besetzt würden. Einen ausführlicheren Bericht zum Thema Lehrermangel finden Sie in unserer Story „Halbe Lehrkräfte auf ganzen Stellen“ in Heft 10/2019 des JOURNAL FRANKFURT.


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