Foto: Das geplante Suchthilfezentrum in der Niddastraße 76. © Jan Hassenpflug
Frankfurter Bahnhofsviertel

Hunderte Unterschriften gegen geplantes Suchthilfezentrum

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Gegen das geplante Crack-Suchthilfezentrum im Frankfurter Bahnhofsviertel wächst der Widerstand. Nun wollen Betroffene durch eine offene Petition den Stopp des Projekts erzwingen.

Jannis Seelbach /

Das Bahnhofsviertel ist seit Jahrzehnten ein Brennpunktthema in Frankfurt. Besonders Drogenkonsum, steigende Kriminalitätsraten und eine überforderte Politik sind bekannte Kritikpunkte. Durch ein neues Suchthilfezentrum in der Niddastraße sollen Drogensüchtige zukünftig Hilfe finden. Doch eine Petition wurde gegen das Projekt gestartet – mit hunderten von Unterschriften.

Petition gegen Pläne der Stadt im Bahnhofsviertel

Am 3. April verkündete die Stadt Frankfurt, eine passende Immobilie für das Hilfszentrum gefunden zu haben. „In der Niddastraße 76 steht ein Haus zur Verfügung, das alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt – eine Seltenheit auf dem Frankfurter Immobilienmarkt“, so Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne). Gegenüber dem JOURNAL verrät sie: „Wir haben jeden Stein im Bahnhofsviertel umgedreht, mehrere Immobilien geprüft und haben ein sehr, sehr gutes, passendes und bezahlbares Gebäude gefunden.“ Sie schlägt dem Magistrat deshalb vor, die Immobilie im Namen der Stadt zu mieten. So soll die Situation im Bahnhofviertel verbessert werden.

Eine Petition, veröffentlicht am 16. April auf der Webseite „openPetition“, versucht dies zu verhindern. Gestartet wurde die „Kein Crack Zentrum im Frankfurter Bahnhofsviertel“-Petition von Michaela Reichenbach, einer Frankfurter Unternehmerin. Die Hoffnung Reichenbachs: Mieter und dort arbeitende Menschen in die Entscheidung mit einzubeziehen. Zum jetzigen Zeitpunkt haben bereits 780 Personen unterschrieben. Die Hälfte der Unterschriften stammt laut Webseite von direkt Betroffenen. Ist das Quorum von 4 200 Stimmen erreicht, fordert „openPetition“ von den zuständigen Entscheidungstragenden eine Stellungnahme ein. In diesem Fall ist das Oberbürgermeister Mike Josef (SPD).

Suchtzentrum schade dem Wirtschaftsstandort Frankfurt

Sie musste irgendwas tun, sagt Reichenbach im Gespräch mit dem JOURNAL. Die Frankfurter Unternehmerin arbeitet selbst im Bahnhofsviertel. Das Thema Drogen sei zu lange vernachlässigt worden. Viele Leute, mit denen sie rede, wüssten nicht einmal über das geplante Suchtzentrum Bescheid. Sie selbst sei erst durch Medienberichte darauf aufmerksam geworden. Sozialdezernentin Voitl sei mit der Situation überfordert.

Reichenbach kritisiert Voitl direkt: „Anstatt das Problem in den Griff zu bekommen, werden Sie mit einem Crackzentrum das Problem vergrößern und riskieren den Wirtschaftsstandort Frankfurt. So eine Entscheidung wird der Wirtschaft Frankfurt gravierend, substantiell, essentiell und langfristig schaden.“ Die Dezernentin hält dagegen: „Das Suchthilfezentrum hat das Potenzial, das sichtbare Elend auf der Straße zu reduzieren. Ich bin davon überzeugt, dass sich mit dem Neuen Frankfurter Suchthilfezentrum die Situation für alle Beteiligten im Frankfurter Bahnhofsviertel verbessern wird“.

Laut Reichenbach würden die vorhandenen Probleme in der Innenstadt nicht gelöst, sondern vergrößert. „Es werden jede Menge Süchtige aus aller Herren Länder nach Frankfurt zu diesem Zentrum kommen und unsere Stadt wird weiterbelastet in jeglicher Hinsicht“, fürchtet die Unternehmerin. Auch hier widerspricht Voitl. In Frankfurt lägen bereits zwei Drittel aller Suchthilfeeinrichtungen außerhalb des Bahnhofsviertels – und dennoch konzentriere sich die offene Drogenszene auf das Bahnhofsviertel. Drogenkranke hielten sich dort auf, wo Drogen verkauft werden. Der wahre Grund seien nicht die Konsumräume, sondern der leichtere Zugang zu Drogen.


Foto: Das geplante Suchthilfezentrum in der Niddastraße 76. © Jan Hassenpflug
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