Die US-Zollpolitik wirkt sich auf die Frankfurter Börse aus. Der deutsche Leitindex Dax verzeichnet die höchsten Kursverluste seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs. EU sucht nach Maßnahmen.
Lukas Mezler /
Die Deutsche Börse in Frankfurt wird zum Wochenbeginn von einer massiven Verkaufswelle erschüttert. Die Ursachen für den Crash sind vielschichtig, doch im Zentrum der Turbulenzen steht die aggressive Zollpolitik der US-Regierung. Der Dax eröffnete am Montag mit einem Minus von zehn Prozent und konnte sich im weiteren Verlauf des Vormittags nur leicht erholen. Zuletzt notierte der deutsche Leitindex mit einem Verlust von -6,12 Prozent bei 19 388,69 Punkten.
Panik an der Börse in Frankfurt
Die Furcht vor einem eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und der Europäischen Union hat die Anleger weltweit in Panik versetzt. US-Präsident Donald Trump deutet zwar Gesprächsbereitschaft an, knüpft diese aber an Bedingungen. Gleichzeitig bekräftigte Handelsminister Howard Lutnick, dass die Vereinigten Staaten an ihrem harten Kurs festhalten und hohe Einfuhrzölle auf Produkte aus fast allen Ländern durchsetzen wollen. Die Zölle haben unmittelbare Auswirkungen auf deutsche Verbraucher. Bestimmte Waren werden absehbar teurer. Börsenexpertin Anja Kohl sagte der ARD, das führe in eine wirtschaftliche „Sackgasse“. Höhere Preise hätten wirtschaftliche Folgen, „am Ende zahlen alle drauf“.
Dax durchbricht wichtige Chartmarke
Für den Dax ist es bereits der dritte Verlusttag in Folge – und ein besonders schmerzhafter. Zum ersten Mal seit August fiel das Börsenbarometer unter die 200-Tage-Linie, ein technisches Warnsignal für viele Investoren. Die Kursgewinne seit Jahresbeginn sind komplett verloren. Auch der MDax, der die mittelgroßen börsennotierten Unternehmen abbildet, verzeichnete einen empfindlichen Rückgang von 6,95 Prozent auf 23 643,16 Punkte. Der EuroStoxx 50, Leitindex der Eurozone, verlor weitere 6,3 Prozent. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Dax mehr als acht Prozent eingebüßt – ein Wochenverlust, wie ihn das Börsenbarometer zuletzt im Frühjahr 2022 beim Ausbruch des Ukraine-Kriegs erlebte.
Info Die 200-Tage-Linie, auch als „gleitender Durchschnitt“ oder auf Englisch „Moving Average“ bekannt, ist eine der geläufigsten Methoden der Charttechnik. Sie soll die Identifikation von Trends vereinfachen. Der ursprüngliche Zweck des Indikators lag darin, die Kursschwankungen an der Börse von beispielsweise Aktien und Indizes zu glätten. (finanzen.net)
EU ringt um Antwort auf Trumps Zollpolitik
In Luxemburg berät der Ministerrat der EU-Handelsminister über mögliche Gegenstrategien. Ziel ist es, eine gemeinsame Linie zu finden, um die US-Regierung zum Einlenken zu bewegen. Eine entsprechende Liste von US-Produkten wurde bereits vorgeschlagen. Diese soll US-Fleisch, Getreide, Wein, Holz und Kleidung sowie Kaugummi, Zahnseide, Staubsauger und Toilettenpapier umfassen. Sollte sich die Lage im transatlantischen Handelskonflikt weiter zuspitzen, droht eine Verlängerung der globalen Börsenturbulenzen. Für viele Anleger ist das Vertrauen in eine baldige Stabilisierung aktuell jedenfalls erschüttert.
Jahrgang 1997, Studium der Sozial- und Kulturanthropologie an der Goethe-Universität Frankfurt, EHESS in Paris. Seit Oktober 2024 beim JOURNAL FRANKFURT.