Der US-Rapper Macklemore soll diesen Sommer auf verschiedenen Festivals in Deutschland auftreten – unter anderem auf dem World Club Dome in Frankfurt. Der Zentralrat der Juden sieht dies kritisch.
Jannis Seelbach/Sina Claßen /
In einem Instagram-Post kritisierte der Zentralrat der Juden am Dienstag (8. April) den geplanten Auftritt von Macklemore beim Deichbrand-Festival in Niedersachsen. In seinen Songtexten und Videos verbreite der US-Rapper antisemitische Propaganda und verharmlose die Schoa, heißt es darin. Währenddessen inszeniere Macklemore sich als moralische Instanz und werde als solche von einem breiten Publikum unkritisch gefeiert, ergänzt ein Sprecher des Zentralrats auf Anfrage des JOURNALS.
„In den letzten Monaten haben wir auch in Deutschland erlebt, wie schnell aus antisemitischer Propaganda Gewalt gegen Jüdinnen und Juden entsteht. Der Fall des Deichbrand-Festivals zeigt erneut, welch große Verantwortung Veranstalter und Unterstützer von Festivals und anderer Großveranstaltungen haben, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen“, sagt er. „Die Kritik und die Bedenken an einem Auftritt von Macklemore gelten natürlich für alle geplanten Auftritte in Deutschland“ – und somit auch für den World Club Dome in Frankfurt.
Macklemore als Headliner beim World Club Dome in Frankfurt
Dort soll der Rapper diesen Sommer ebenfalls auf der Bühne stehen, vor wenigen Wochen wurde er gemeinsam mit DJ Tiësto als Special Guest und Headliner angekündigt. Das Festival findet vom 6. bis zum 8. Juni im Waldstadion statt. Die Veranstalter waren bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.
Eine Absage des Konzerts hält der Soziologe Lukas Geck jedoch für unwahrscheinlich. „Ich glaube, dass das Kind in den Brunnen gefallen ist. Man hätte sich vorher mit der Sache auseinandersetzen müssen – das gilt für alle Veranstalter und Festivals“, zitiert die Tagesschau ihn.
Sind Macklemores Songtexte und Videos antisemitisch?
Auf Instagram kritisiert der Zentralrat der Juden insbesondere den 2025 erschienen Song „F*cked up“ und das dazugehörige Video. Der Text „The world’s on fire we don‘t own the water y’all (the resnicks do)“ beispielsweise bediene die antisemitische Verschwörungserzählung, dass die jüdische Resnick-Familie das Wasser in Kalifornien kontrolliere – und die Bekämpfung der jüngsten Waldbrände in Los Angeles absichtlich behindert hätte.
Laut Zentralrat ein wiederholtes Muster: 2014 trat Macklemore als stereotypischer Jude (Hakennase, Bart, Schläfenlocken) verkleidet auf. Von der antisemitischen Bedeutung hätte er nichts gewusst, rechtfertigte er sich später: „Ich würde niemals jemanden absichtlich wegen der Persönlichkeit herabsetzen, die ihn zu dem macht, was er ist. Ich liebe Menschen, liebe Originalität und … liebe ab und zu ein schräges Outfit.“
Seit Jahren werden die Texte des Rappers zunehmend politischer. Themen sind die US- amerikanische Außenpolitik, LGBTQ-Rechte und neuerdings Gaza. Der Rapper stellt sich durch seine Lieder klar auf die Seite der Palästinenserinnen und Palästinenser. Für den Song „Hind’s Hall 2“ arbeitete er mit einem palästinensischen Künstler zusammen. Auch an pro-palästinensischen Demonstrationen in der US-Hauptstadt Washington nahm Macklemore teil. Sich selbst beschreibt er als „Antizionist“ – nicht Antisemit.
Info Der Zentralrat der Juden ist der größte Dachverband von Jüdischen Gemeinden und Landesverbänden in Deutschland. Er steht für ein vielfältiges, selbstbewusstes und aktives jüdisches Leben in Deutschland. Sein Ziel ist es, die Gemeinden nachhaltig für die Zukunft sowie Jüdinnen und Juden in ihren Identitäten zu stärken.