Nach jahrelangem Ringen kommt Bewegung in das Projekt auf dem ehemaligen Uni-Gelände in Bockenheim. Herzstück soll ein Neubau für die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst werden. Bezugsfertig könnte dieser 2035 sein.
Jasmin Schülke /
„Es geht doch, wenn sich die Richtigen zusammentun“, sagt die ehemalige Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) sichtlich erfreut. Kein Wunder, schließlich gilt sie als die „Mutter des Kulturcampus“, wie der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) in seiner Ansprache im Bockenheimer Depot bemerkt. Bei ihrem 80. Geburtstag im vergangenen Jahr hatte Roth Ministerpräsident Rhein und Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) verpflichtet, eine Lösung zu finden. Fast ein Jahr später ist es soweit: Nach 15 Jahren kommt Bewegung in ein Projekt, an das viele schon nicht mehr geglaubt haben.
Die Idee eines Kulturcampus stammt bereits aus dem Jahr 2010 und wurde gemeinsam vom damaligen Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) und Petra Roth entwickelt. 2011 kaufte die Stadt für rund 70 Millionen Euro das Areal. Der Kulturcampus kam bisher über Vorplanungen nicht hinaus. Es ist eine gemeinsame Lösung des Landes Hessen und der Stadt Frankfurt, die nun gefunden wurde, und das ist allen Beteiligten wichtig zu betonen. „Die Vision gibt es seit 15 Jahren, nun wird sie endlich Realität“, sagt Rhein bei der Vorstellung der Pläne und fährt fort: „Es ist ein Bauprojekt mit Strahlkraft für Hessens gesamte Kulturlandschaft.“ OB Josef ergänzt: „Alle Puzzleteile fallen nun an ihren Platz. Wenn der politische Wille da ist, eine gemeinsame Lösung zu finden, dann findet man auch eine Lösung.“
Kulturcampus Frankfurt: Hochschule für Musik und Darstellende Kunst bekommt Neubau
Was wird auf dem Kulturcampus passieren? Die wichtigste Nachricht ist, dass die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) einen Neubau bekommt. In den Plänen wird dieser als „Herzstück“ bezeichnet. Die Hochschule klagt seit längerem über Raumnot und Präsident Elmar Fulda hat keinen Hehl daraus gemacht, dass seine Geduld am Ende ist. Auf dem Kulturcampus soll es allerdings keinen zusammenhängenden Baukörper für die Musikhochschule geben, sondern mehrere Gebäude auf dem Areal der Dondorf-Druckerei im Norden, wo ab September die Schirn ihr Übergangsquartier beziehen wird, sowie ein weiteres Baufeld im Süden jenseits der Bockenheimer Landstraße. Ein Studierendenwohnheim, das eine Mensa im Erdgeschoss beherbergen könnte, soll dabei als verbindendes Element dienen.
Außerdem soll das Frankfurt LAB, das sich momentan noch im Gallus in der Schmidtstraße befindet, auf das Areal umziehen. Dafür soll die Kunstbibliothek abgerissen werden und ein Neubau entstehen. Es soll eine Probebühne sowie einen großen Saal geben. Ob das Juridicum ebenfalls abgerissen wird, ist noch nicht klar. Das Geld für den Neubau kommt aus dem Hochschulbauprogramm HEUREKA des Landes Hessen. Mit 170 Millionen Euro wird der Neubau auf dem Kulturcampus aus dem Programm gefördert. Der Magistrat der Stadt Frankfurt wird auf Basis dieser Einigung einen Grundlagenbeschluss zum Bau des Frankfurt LAB erarbeiten. Entsprechende Planungsmittel sind bereits in den städtischen Haushalten eingestellt.
HfMDK-Präsident Fulda: Mit höchstem Tempo planen und bauen, „damit nicht im Bestand die Lichter ausgehen, bevor der Neubau bezogen werden kann“
Wie geht es nun weiter? Als nächstes soll noch in diesem Jahr ein Architekturwettbewerb ausgelobt werden. 2030 könnte dann mit dem Neubau begonnen werden. Mit einer Fertigstellung wird in zehn Jahren gerechnet. Fulda sagt: „Die Bekräftigung der Landesregierung, den dringend erforderlichen Neubau der HfMDK prioritär zu realisieren, ist ein starkes Signal in finanziell schwierigen Zeiten. Die Stadt Frankfurt hat wichtige Klärungen zu den in den letzten Jahren veränderten städtebaulichen Rahmenbedingungen in Bockenheim herbeigeführt. Jetzt müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass alle weiteren Planungs- und Bauprozesse mit höchstem Tempo in einem belastbaren Zeitrahmen erfolgen und die notwendigen Finanzmittel für funktionale und qualitätsvolle Gebäude bereitstehen, damit nicht im Bestand die Lichter ausgehen, bevor der Neubau bezogen werden kann.“