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Schwarz-Grün in Hessen

Ziemlich beste Freunde

Montagmorgens, halb zehn in Wiesbaden – CDU und Grüne treffen sich zum ersten Gespräch über eine Koalition im hessischen Landtag. Friert die Hölle jetzt zu? Nein, weil sich die Parteien schon zu ähnlich sind.
Die SPD hätte in Hessen regieren können. Doch am Ende fehlte das Vertrauen in Thorsten Schäfer-Gümbel, der sich nicht eindeutig zur großen Koalition mit Volker Bouffier bekennen wollte, ja sogar längst vergangene Planspiele über Rot-Rot-Grün und eine Minderheitsregierung wiederbelebte. Blieb Landesvater Bouffier noch Plan B: Die Zweck-Ehe mit den Grünen. Am Donnerstagabend rief er bei Tarek Al-Wazir an, bot ihm Koalitionsgespräche. Der twitterte daraufhin einen Link zu einem Video des Schmusebarden Xavier Naidoo: "Dieser Weg wird kein leichter sein." Nach dem Grünen-Chef klingelte bei Thorsten Schäfer-Gümbel das Telefon, der CDU-Mann wollte, dass er nicht aus der Zeitung von der neuen Marschrichtung erfährt. Am Freitagabend wollte Bouffier das Land informieren, TSG kam ihm zuvor und plauderte gegenüber Journalisten den Coup aus. Aber ist es wirklich so unglaublich, was am Montagmorgen mit dem ersten Treffen im Hotel Oranien in Wiesbaden beginnt?

Schwarz und Grün, das ging in Hessen schon lange – bloß fiel es eben schwer, vom jahrzehntelang eingeübten Stellungskrieg abzurücken. Ja, die martialische Vokabel passt durchaus, wenn man sich besieht, wie sich Bouffiers Vorgänger Roland Koch und Al-Wazir einst angingen. Zartbesaitet geht anders.

Diesmal aber beschworen nach der Wahl alle die Inhalte, auf die es ankäme. Und da sind sich Grüne und CDU näher, als mancher Lohas im Nordend und mancher Katholik in Fulda wahrhaben will. Letztlich geht es um Konservativismus, Trendforscher Matthias Horx würde vielleicht den Neo-Spießer ins Feld führen. Ökologie ist auch nichts anderes als die Bewahrung der Schöpfung mit weltlichen Vorzeichen. Und wer sein teuer erkauftes Grundstück nicht durch die Erweiterung einer Bundesstraße entwertet sehen will, der wählt grün – kein Widerspruch dazu, mit dem Touareg zum Brötchenholen zu fahren. Letzterer Halbsatz stammt von Jürgen Trittin - in völliger Verkennung der grünen Kernwählerschaft. Schon vor Jahren haben die Grünen die FDP als Partei von und für Besserverdienende abgelöst. Dass sich die Grünen in Hessen nun als Nachfolger der Liberalen in die Regierungsverantwortung setzen wollen, ist kein Zufall. Schließlich hätte es auch eine Mehrheit für SPD, Grüne und Linke gegeben. Wären es ein paar Stimmen weniger für die Linke gewesen, hätte am Ende eine rot-grüne Koalition gestanden. Auch das mag eine Option für viele Grünen-Wähler gewesen sein. Hätte, hätte, Fahrradkette, würde der vergessene Peer Steinbrück einwenden. Letztlich ist es gut, dass die Stimmen der Grünen-Wähler nicht in der Opposition verloren sind. Wer weiß? Vielleicht sind sie es nach dieser hessischen Wende ja nicht einmal im Bundestag – dort könnte, wie der Spiegel schreibt, die SPD-Basis der Großen Koalition einen Strich durch die Rechnung machen.

Und der Flughafen? Am Samstag, beim Parteirat der Grünen, kamen ein paar Demonstranten. Man hat sie freundlich empfangen. Der Flughafen ist ausgebaut, die Landebahn wird niemand mehr abreißen wollen - und mit der SPD wäre alles noch viel schlimmer geworden, denn die liegt landespolitisch auf einer Linie mit der CDU. Einziger Streitpunkt, so könnte man die Nachlese zum Auftakt der Koalitionsverhandlungen deuten, bleibt die Frage, ob FRA ein drittes Terminal braucht. Wenn's weiter nichts ist. Bis Mitte Dezember soll ein Vertrag über die neue Regierung gezimmert sein.
 
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25. November 2013, 11.14 Uhr
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