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Nordlandebahn birgt Zündstoff
Mit Radau gegen den Lärm
Am Montagabend demonstrierten im Terminal 1 des Airports rund 3000 Bewohner des Rhein-Main-Gebiets lautstark gegen den Fluglärm. Dabei ließen es die Protestler auch nicht an Kreativität vermissen.
Es ist 18 Uhr am Montagabend, und bereits am S-Bahnhof in der B-Ebene des Frankfurter Flughafens beschleicht einen die leise Vorahnung, dass auch diese Montagsdemo für Aufsehen sorgen wird. Mit Ratschen, Pauken, Kochlöffeln und Töpfen gewappnet fordern rund 3000 Demonstranten Gehör. Es klappert, scheppert, die Tamborine rasseln und ein Gong wummert – Das Terminal 1 B in der Abflugsebene gehört den lärmgeplagten Flughafenanrainern, die selbst genügend Krach machen – eine kleine Revanche quasi. Ob die Mitarbeiter am Sun Express Check-in jedoch etwas für die Nordlandebahn können – egal. Die uniformierten Damen schützen sich mit Kopfhörern und Ohropax gegen den Radau. „Die Bahn muss weg! Die Bahn muss weg“ skandieren die Protestler unaufhörlich. Darunter sind erstaunlich viele ältere Menschen, aber auch Kinder, Vertreter des mittleren Alters arbeiten vermutlich noch. Die Kinder aber werden auf den Plakaten als Argument benutzt: „Tiefflugterror ist Kinderschändung“ steht etwa auf einem Banner. Dabei sollte das Thema sehr viel vielschichtiger sein, letztlich geht der Lärm dann doch nicht nur die Kinder an.
Gelbe Schilder, die in die Luft gehalten werden, zeigen an, von woher die rasenden Demonstranten stammen: Offenbach, Flörsheim, Nierstein, Sachsenhausen, Kelsterbach, Niederrad, Bieber, Mühlheim, Eddersheim und Mainz-Laubenheim ist auf ihnen zu lesen. Die Protestler recken die Fäuste zur Decke, indes stehen Fluggäste staunend am Rande und beobachten das recht friedlich ablaufende Spektakel. Die Reisenden werden von der Lufthansa gebeten, doch im Abschnitt A einzuchecken, im Bereich B ist kein Durchkommen mehr möglich. Auf einem Treppenabsatz, von dem man hinab auf die Demonstranten blicken kann, steht der Versammlungsleiter, Berthold Fuld vom Bündnis der Bürgerinitiativen, und appelliert an die Masse: „Zürich, Hamburg und Düsseldorf – dahin muss keiner fliegen. Der Flugverkehr ist Tourismus und das ist ein Flugverkehr, der vermeidbar ist. Wer in den Urlaub fliegt, verursacht Lärm. Ein Schritt wäre jetzt einfach nicht mehr zu fliegen.“ Ob das die vielen Transitpassagiere aus aller Welt, die das Frankfurter Drehkreuz nutzen, genauso sehen? Die demonstrierende Masse jedenfalls ruft Fuld entgegen: „Wir sind keine Urlaubsflieger!“
Kurz darauf weist Fuld auch auf das erhöhte Absturzrisiko durch die neue Landebahn hin und erinnert an das Flugunglück in Amsterdam, bei dem ein Jet in einem Wohnblock endete. „Die Bahn muss weg! Die Bahn muss weg!“, schmettert ihm die Masse entgegen. Der Blick schweift über die vielen Demoplakate. Der Schriftzug „Fraport Ihr habt unser Leben zerstört“ klingt schonmal dramatisch. „Der Himmel gehört nicht Fraport“ wird auf Pappe festgestellt, aber auch der einstige Ministerpräsident Hessens bekommt sein Fett weg und wird mit Judas verglichen. Die Menschen sind von der Politik enttäuscht, durch die Macht der Wirtschaft verunsichert und teilweise durch den Lärm geschockt, soviel wird klar. Und um Aufmerksamkeit zu erhaschen, gehen sie ziemlich weit. Ein Demonstrant trägt ein Schweinekostüm und hält ein Banner auf dem „Fluglärmsau“ steht, auf der Empore indes ermutigt ein als Obelix verkleideter Mann den Kinderchor loszubrüllen: „Enemene Miste, wir pfeifen auf die Piste, Enemene Meck die Landebahn muss weg.“ So engagiert das Ganze ist, so wenig ernst zu nehmen klingt es am Ende. Denn dass die Fraport die Landebahn stilllegen wird, daran glaubt wohl ernsthaft keiner. Wahrscheinlicher ist, dass die Frankfurter Politik der Forderung der Anwohner nach einem ausgedehnten Nachtflugverbot Nachdruck verleihen wird.
Gestern hat sich auch der Flughafenbetreiber an die Öffentlichkeit gewandt."Wir nehmen die Sorgen und Klagen der Anwohner sehr ernst und wissen,dass es mit der Inbetriebnahme eine hohe gefühlte Belästigung und persönliche Betroffenheit gibt. Wir sind uns gerade der Situation der Menschen, die in den von Anflügen auf die Landebahn Nordwest neu betroffenen Gebieten leben, sehr bewusst. Deswegen haben wir auch angekündigt, dass Ansprüche aus dem Programm zum passiven Schallschutz dort sofort geltend gemacht werden können. Darüber hinaus werden wir auch die Maßnahmen des aktiven Schallschutzes weiter voran treiben", sagt der Fraport-Vorstandsvorsitzende Stefan Schulte. Fraport wolle sein Maßnahmenpaket fortsetzen und neben dem passiven Schallschutzprogramm, bei dem in den gesetzlich festgelegten Schutzzonen die Kosten für geräuschdämmende Fenster oder Belüftungseinrichtungen erstattet werden, arbeite man am aktiven Schallschutz weiter. So wird geprüft, ob man Gebiete in verkehrsarmen Zeiten umfliegen, Startbahnen im Wechsel nutzen oder einen steileren Anflugwinkel testen könne.
Die Montagsedemos gehen weiter und werden auch am kommenden Montag wieder mit einem Rundmarsch durch das Terminal 1 enden.
Gelbe Schilder, die in die Luft gehalten werden, zeigen an, von woher die rasenden Demonstranten stammen: Offenbach, Flörsheim, Nierstein, Sachsenhausen, Kelsterbach, Niederrad, Bieber, Mühlheim, Eddersheim und Mainz-Laubenheim ist auf ihnen zu lesen. Die Protestler recken die Fäuste zur Decke, indes stehen Fluggäste staunend am Rande und beobachten das recht friedlich ablaufende Spektakel. Die Reisenden werden von der Lufthansa gebeten, doch im Abschnitt A einzuchecken, im Bereich B ist kein Durchkommen mehr möglich. Auf einem Treppenabsatz, von dem man hinab auf die Demonstranten blicken kann, steht der Versammlungsleiter, Berthold Fuld vom Bündnis der Bürgerinitiativen, und appelliert an die Masse: „Zürich, Hamburg und Düsseldorf – dahin muss keiner fliegen. Der Flugverkehr ist Tourismus und das ist ein Flugverkehr, der vermeidbar ist. Wer in den Urlaub fliegt, verursacht Lärm. Ein Schritt wäre jetzt einfach nicht mehr zu fliegen.“ Ob das die vielen Transitpassagiere aus aller Welt, die das Frankfurter Drehkreuz nutzen, genauso sehen? Die demonstrierende Masse jedenfalls ruft Fuld entgegen: „Wir sind keine Urlaubsflieger!“
Kurz darauf weist Fuld auch auf das erhöhte Absturzrisiko durch die neue Landebahn hin und erinnert an das Flugunglück in Amsterdam, bei dem ein Jet in einem Wohnblock endete. „Die Bahn muss weg! Die Bahn muss weg!“, schmettert ihm die Masse entgegen. Der Blick schweift über die vielen Demoplakate. Der Schriftzug „Fraport Ihr habt unser Leben zerstört“ klingt schonmal dramatisch. „Der Himmel gehört nicht Fraport“ wird auf Pappe festgestellt, aber auch der einstige Ministerpräsident Hessens bekommt sein Fett weg und wird mit Judas verglichen. Die Menschen sind von der Politik enttäuscht, durch die Macht der Wirtschaft verunsichert und teilweise durch den Lärm geschockt, soviel wird klar. Und um Aufmerksamkeit zu erhaschen, gehen sie ziemlich weit. Ein Demonstrant trägt ein Schweinekostüm und hält ein Banner auf dem „Fluglärmsau“ steht, auf der Empore indes ermutigt ein als Obelix verkleideter Mann den Kinderchor loszubrüllen: „Enemene Miste, wir pfeifen auf die Piste, Enemene Meck die Landebahn muss weg.“ So engagiert das Ganze ist, so wenig ernst zu nehmen klingt es am Ende. Denn dass die Fraport die Landebahn stilllegen wird, daran glaubt wohl ernsthaft keiner. Wahrscheinlicher ist, dass die Frankfurter Politik der Forderung der Anwohner nach einem ausgedehnten Nachtflugverbot Nachdruck verleihen wird.
Gestern hat sich auch der Flughafenbetreiber an die Öffentlichkeit gewandt."Wir nehmen die Sorgen und Klagen der Anwohner sehr ernst und wissen,dass es mit der Inbetriebnahme eine hohe gefühlte Belästigung und persönliche Betroffenheit gibt. Wir sind uns gerade der Situation der Menschen, die in den von Anflügen auf die Landebahn Nordwest neu betroffenen Gebieten leben, sehr bewusst. Deswegen haben wir auch angekündigt, dass Ansprüche aus dem Programm zum passiven Schallschutz dort sofort geltend gemacht werden können. Darüber hinaus werden wir auch die Maßnahmen des aktiven Schallschutzes weiter voran treiben", sagt der Fraport-Vorstandsvorsitzende Stefan Schulte. Fraport wolle sein Maßnahmenpaket fortsetzen und neben dem passiven Schallschutzprogramm, bei dem in den gesetzlich festgelegten Schutzzonen die Kosten für geräuschdämmende Fenster oder Belüftungseinrichtungen erstattet werden, arbeite man am aktiven Schallschutz weiter. So wird geprüft, ob man Gebiete in verkehrsarmen Zeiten umfliegen, Startbahnen im Wechsel nutzen oder einen steileren Anflugwinkel testen könne.
Die Montagsedemos gehen weiter und werden auch am kommenden Montag wieder mit einem Rundmarsch durch das Terminal 1 enden.
Fotogalerie: Fluglärmdemo
13. Dezember 2011, 11.41 Uhr
Nicole Brevoord
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Text: Florian Aupor / Foto: Rund 4000 Menschen protestierten im September gegen den geplanten A5-Ausbau © Bernd Kammerer
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