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Interview: Stefan Majer
„Das ist pures Wunschdenken“
Der Frankfurter Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Bündnis 90/Die Grünen) kritisiert die Pläne des Bundesgesundheitsministers zur Aufhebung der epidemischen Notlage und wirbt für Angebote der Stadt wie die Impfstraßenbahn.
JOURNAL FRANKFURT: Jens Spahn (CDU) will die epidemische Lage nationaler Tragweite im November beenden. Was halten Sie davon?
Stefan Majer: Wir befinden uns mitten in der vierten Welle, die Infektionszahlen steigen massiv und vor allem nimmt die Zahl der Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern wieder zu. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Wochen verstärkt fortsetzen. Hinzu kommt noch die übliche Erkältungs- und Grippewelle. Natürlich sind viele Freiheiten wieder möglich, aber ein Ende der Pandemie ist leider nicht in Sicht. Daher macht es überhaupt keinen Sinn, aktionistisch jetzt ein Ende der epidemischen Lage auszurufen. Das ist pures Wunschdenken, während unsere Gesundheitsämter gleichzeitig mit der Fallnachverfolgung auf verlorenem Posten stehen.
Was würde ein Ende für Frankfurt bedeuten? Welche Erleichterung hätte das zur Folge?
Die regelmäßige Verlängerung der epidemischen Lage durch den Bundestag bildet mit dem Infektionsschutzgesetz die rechtliche Grundlage für bestimmte Schutzmaßnahmen der Länder. Mit einer Aufhebung der Corona-Notlage müssten bestehende Corona-Maßnahmen wie die 2G/3G-Regel oder die Maskenpflicht in reguläre Gesetze und Verordnungen überführt werden. Wenn es keinen einheitlichen Rechtsrahmen mehr gibt, werden wir wieder zig unterschiedliche Vorgehensweisen haben. Bei ähnlichem Infektionsgeschehen gelten dann in Mainz andere Regeln als in Frankfurt. Das ist kaum zu vermitteln. Erleichterungen sehe ich vor allem mit einer konsequenten 2G-Strategie. Und dazu gehört Impfen, Impfen, Impfen!
Die Inzidenz steigt wieder, aber zur Beurteilung der Lage wird als weiterer Parameter die Hospitalisierung hinzugezogen. Wie sieht die Lage momentan in Frankfurt aus?
Die Hospitalisierung hinkt den Infektionen immer hinterher. Wenn in den Krankenhäusern die Werte auf „Rot“ stehen, ist es für ein Gegensteuern zu spät. Die Infektionszahlen steigen leider kontinuierlich, heute (Stand: 27.10.) haben wir in Frankfurt eine Inzidenz von 130,9. Die Zahl der Covid-Patientinnen und -patienten in den Krankenhäusern wird folglich auch weiter steigen. Vor allem bei Ungeimpften sehen wir die schweren Verläufe.
Jeden Tag pendeln Zehntausende in die Stadt und wieder nach Hause ins Umland. Wird die Hospitalisierung dort gemessen, wo die Menschen leben oder dort, wo sie zusammenkommen?
Die Hospitalisierungsrate ist ein landesweiter Indikator. Die Kapazitäten in den Krankenhäusern werden vom Land Hessen in Versorgungsgebieten gesteuert, die im Fall Frankfurts vom Main-Taunus-Kreis über Stadt und Landkreis Offenbach bis zum Main-Kinzig-Kreis reichen. Der zweite Richtwert, die Inzidenz, richtet sich nach dem Wohnort der Infizierten, nicht nach dem Ort, wo eine Infektion möglicherweise stattgefunden hat.
Seit einigen Wochen können Gastronomen entscheiden, ob sie nach der 2G- oder 3G-Regel öffnen. Viele setzen auf 3G. Was halten Sie davon?
Ich bin froh um jeden, die oder der sich für 2G entscheidet. Das setzt das klarste Signal und ist auch in der Umsetzung einfacher. Konsequentes Impfen gibt Freiheiten zurück.
Wie könnten mehr Frankfurter zum Impfen motiviert werden? Was wird momentan versucht?
Das Angebot in unserem etwas verkleinerten Impfzentrum an der Messe wird weiterhin richtig intensiv angenommen, übrigens nicht nur von Menschen aus Frankfurt. Hier finden täglich zwischen 500 und 1000 Impfungen statt, wir erweitern die Öffnungszeiten jetzt nochmal auf die Wochenenden. Auch die verschiedenen Sonderimpfaktionen werden gut angenommen. Seit dieser Woche fährt die Impfstraßenbahn quer durch die Stadt, ein ganz besonderes Impfangebot in Zusammenarbeit mit der VGF, das ich nur empfehlen kann.
Weitere Informationen zur Impfstraßenbahn und den weiteren Sonderimpfaktionen der Stadt gibt es auf den Webseiten beim RMV und der Stadt Frankfurt.
Stefan Majer: Wir befinden uns mitten in der vierten Welle, die Infektionszahlen steigen massiv und vor allem nimmt die Zahl der Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern wieder zu. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Wochen verstärkt fortsetzen. Hinzu kommt noch die übliche Erkältungs- und Grippewelle. Natürlich sind viele Freiheiten wieder möglich, aber ein Ende der Pandemie ist leider nicht in Sicht. Daher macht es überhaupt keinen Sinn, aktionistisch jetzt ein Ende der epidemischen Lage auszurufen. Das ist pures Wunschdenken, während unsere Gesundheitsämter gleichzeitig mit der Fallnachverfolgung auf verlorenem Posten stehen.
Was würde ein Ende für Frankfurt bedeuten? Welche Erleichterung hätte das zur Folge?
Die regelmäßige Verlängerung der epidemischen Lage durch den Bundestag bildet mit dem Infektionsschutzgesetz die rechtliche Grundlage für bestimmte Schutzmaßnahmen der Länder. Mit einer Aufhebung der Corona-Notlage müssten bestehende Corona-Maßnahmen wie die 2G/3G-Regel oder die Maskenpflicht in reguläre Gesetze und Verordnungen überführt werden. Wenn es keinen einheitlichen Rechtsrahmen mehr gibt, werden wir wieder zig unterschiedliche Vorgehensweisen haben. Bei ähnlichem Infektionsgeschehen gelten dann in Mainz andere Regeln als in Frankfurt. Das ist kaum zu vermitteln. Erleichterungen sehe ich vor allem mit einer konsequenten 2G-Strategie. Und dazu gehört Impfen, Impfen, Impfen!
Die Inzidenz steigt wieder, aber zur Beurteilung der Lage wird als weiterer Parameter die Hospitalisierung hinzugezogen. Wie sieht die Lage momentan in Frankfurt aus?
Die Hospitalisierung hinkt den Infektionen immer hinterher. Wenn in den Krankenhäusern die Werte auf „Rot“ stehen, ist es für ein Gegensteuern zu spät. Die Infektionszahlen steigen leider kontinuierlich, heute (Stand: 27.10.) haben wir in Frankfurt eine Inzidenz von 130,9. Die Zahl der Covid-Patientinnen und -patienten in den Krankenhäusern wird folglich auch weiter steigen. Vor allem bei Ungeimpften sehen wir die schweren Verläufe.
Jeden Tag pendeln Zehntausende in die Stadt und wieder nach Hause ins Umland. Wird die Hospitalisierung dort gemessen, wo die Menschen leben oder dort, wo sie zusammenkommen?
Die Hospitalisierungsrate ist ein landesweiter Indikator. Die Kapazitäten in den Krankenhäusern werden vom Land Hessen in Versorgungsgebieten gesteuert, die im Fall Frankfurts vom Main-Taunus-Kreis über Stadt und Landkreis Offenbach bis zum Main-Kinzig-Kreis reichen. Der zweite Richtwert, die Inzidenz, richtet sich nach dem Wohnort der Infizierten, nicht nach dem Ort, wo eine Infektion möglicherweise stattgefunden hat.
Seit einigen Wochen können Gastronomen entscheiden, ob sie nach der 2G- oder 3G-Regel öffnen. Viele setzen auf 3G. Was halten Sie davon?
Ich bin froh um jeden, die oder der sich für 2G entscheidet. Das setzt das klarste Signal und ist auch in der Umsetzung einfacher. Konsequentes Impfen gibt Freiheiten zurück.
Wie könnten mehr Frankfurter zum Impfen motiviert werden? Was wird momentan versucht?
Das Angebot in unserem etwas verkleinerten Impfzentrum an der Messe wird weiterhin richtig intensiv angenommen, übrigens nicht nur von Menschen aus Frankfurt. Hier finden täglich zwischen 500 und 1000 Impfungen statt, wir erweitern die Öffnungszeiten jetzt nochmal auf die Wochenenden. Auch die verschiedenen Sonderimpfaktionen werden gut angenommen. Seit dieser Woche fährt die Impfstraßenbahn quer durch die Stadt, ein ganz besonderes Impfangebot in Zusammenarbeit mit der VGF, das ich nur empfehlen kann.
Weitere Informationen zur Impfstraßenbahn und den weiteren Sonderimpfaktionen der Stadt gibt es auf den Webseiten beim RMV und der Stadt Frankfurt.
28. Oktober 2021, 10.26 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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