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Interview
"Mich trifft der Verlust sehr"
Der Fraktionschef der Grünen im Römer, Olaf Cunitz, im Gespräch - über das Ausscheiden von Umweltdezernentin Manuela Rottmann aus dem Magistrat, die Oberbürgermeisterwahl und seine eigene Lebensplanung.
Journal Frankfurt: Herr Cunitz, mit Manuela Rottmann verlieren Sie eine der Stützen des schwarz-grünen Magistrats. Warum konnten Sie sie nicht überzeugen, im nächsten Jahr für eine zweite Amtszeit zu kandidieren?
Olaf Cunitz: Mich trifft der Verlust sehr, aber man muss ihn in Bezug zu Manuelas Biographie und Lebensumständen sehen. Sie hatte schon immer Phasen in ihrem Leben, in denen sie sich mit vollem Einsatz der Politik gewidmet hat - sei es als Parteivorsitzende oder als Bundestagskandidatin. Zugleich gab es auch immer wieder andere Phasen - vor ihrem Antritt als Stadträtin in Frankfurt hat sie in Berlin am Institut für Urbanistik gearbeitet, und ab Mitte 2012 möchte sie eben wieder als Juristin arbeiten.
Das heißt: sie bedauern diesen Schritt, verstehen ihn aber auch.
Ich bewundere sogar ihre Souveränität. Solche Wechsel sind nämlich nicht Teil unserer politischen Kultur. Die besteht daraus, aus einer politischen Laufbahn nicht mehr auszubrechen - außer man wird irgendwann irgendwo zum Geschäftsführer eine staatlichen Gesellschaft gemacht oder aus dem Bundestag herausgetragen. Dass es solche Wechsel nicht häufiger gibt, ist bedauerlich.
Wie waren die Reaktionen bei Ihren Parteifreunden?
Wir hatten am vergangenen Montag eine sehr emotionale Fraktionssitzung. Man müsste drei Augen haben, um die Stimmung zu beschreiben: zwei weinende für das Ausscheiden von Manuela Rottmann, ein lachendes für Rosemarie Heilig, mit der wir eine äußerst kompetente Nachfolgerin für das Dezernat für Umwelt und Gesundheit gefunden haben. Ähnlich ging es auch der Oberbürgermeisterin, als wir ihr am nächsten Tag die Entwicklungen eröffneten.
Sie selbst sind nun als Bürgermeister designiert, wenn Jutta Ebeling im kommenden Jahr ebenfalls aus dem Magistrat ausscheidet. Damit verliert die Stadt ihr weibliches Trio aus Oberbürgermeisterin, Bürgermeisterin und Stadtverordnetenvorsteherin. Frauenquote, adé?
In meiner Person konnte ich die Frauenfrage jedenfalls nicht lösen. Ich bin ja bereit viel für die Grünen zu tun, solche schweren Einschnitte gehen jedoch zu weit. Im Übrigen: im genannten Trio wäre ich die Minderheit.
Die Personalentscheidungen wurden von den Grünen auch dafür genutzt, die Teilnahme an der nächsten Oberbürgermeisterwahl nun auch offiziell zu verkünden ...
... womit wir ein bisschen forsch sind, schließlich hat die Partei darüber noch nicht entschieden. Wir sind aber in der Fraktion zu der Überzeugung gekommen, dass man als zweitstärkste politische Kraft an so einer Wahl allein wegen den vielen Grünen-Wählern teilnehmen muss. Bei so einer Wahl auf Sieg zu spielen, ist natürlich schwer. Wenn man sich die Kandidaten anderer Parteien anschaut, dann müssen sich die Grünen jedoch nicht verstecken.
Sie spielen auf die Sozialdemokraten an, bei denen bislang Michael Paris und Peter Feldmann im Spiel sind. Was aber sagt ihr Koalitionspartner, die CDU, zu der neu erwachsenen Konkurrenz um den OB-Sessel?
Für die ist das ja keine neue Entwicklung. Schon bei der letzten Oberbürgermeisterwahl war Dany Cohn-Bendit als Kandidat im Gespräch, was letztlich leider nicht geklappt hat.
Und Ihre Koalition wird der Wahlkampf nicht beschädigen?
Nein, zumal wir bei der kommenden Wahl nicht einmal gegen die Amtsinhaberin antreten.
Nachdem sie nun schon bald Bürgermeister werden: wollen Sie nicht noch einen Schritt weiter nach oben gehen?
Ich übernehme im kommenden Jahr mit dem Planungsdezernat ein für die Grünen in Frankfurt neues Ressort. Dazu kommt nun noch das Bürgermeisteramt. Damit sehe ich an meinen Grenzen angelangt - nicht zuletzt, das gebe ich auch offen zu, weil ich mich außerdem um meine noch junge Familie kümmern möchte. Da kommt im Moment einfach zu viel zusammen.
Wer wäre ihr Wunschkandidat?
Darüber werden wir im neuen Jahr beraten. Natürlich sind die grünen Dezernenten die politischen Akteure, denen man das als erstes zutraut. Sie werden sich nun überlegen müssen, ob sie das auch möchten. Ein Kandidat, der das nicht wirklich will, der wird am Ende auch keinen Erfolg haben. Das Luther-Wort "Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz" gilt hier sicherlich, auch wenn es mit Sicherheit nicht zitierfähig ist ...
... bei uns ist Luther zitierfähig.
Dann darf ich noch hinzufügen: Ich denke, dass wir im ersten Halbjahr 2012 eine geeignete Kandidatin oder einen geeigneten Kandidaten bekanntgeben werden.
Olaf Cunitz: Mich trifft der Verlust sehr, aber man muss ihn in Bezug zu Manuelas Biographie und Lebensumständen sehen. Sie hatte schon immer Phasen in ihrem Leben, in denen sie sich mit vollem Einsatz der Politik gewidmet hat - sei es als Parteivorsitzende oder als Bundestagskandidatin. Zugleich gab es auch immer wieder andere Phasen - vor ihrem Antritt als Stadträtin in Frankfurt hat sie in Berlin am Institut für Urbanistik gearbeitet, und ab Mitte 2012 möchte sie eben wieder als Juristin arbeiten.
Das heißt: sie bedauern diesen Schritt, verstehen ihn aber auch.
Ich bewundere sogar ihre Souveränität. Solche Wechsel sind nämlich nicht Teil unserer politischen Kultur. Die besteht daraus, aus einer politischen Laufbahn nicht mehr auszubrechen - außer man wird irgendwann irgendwo zum Geschäftsführer eine staatlichen Gesellschaft gemacht oder aus dem Bundestag herausgetragen. Dass es solche Wechsel nicht häufiger gibt, ist bedauerlich.
Wie waren die Reaktionen bei Ihren Parteifreunden?
Wir hatten am vergangenen Montag eine sehr emotionale Fraktionssitzung. Man müsste drei Augen haben, um die Stimmung zu beschreiben: zwei weinende für das Ausscheiden von Manuela Rottmann, ein lachendes für Rosemarie Heilig, mit der wir eine äußerst kompetente Nachfolgerin für das Dezernat für Umwelt und Gesundheit gefunden haben. Ähnlich ging es auch der Oberbürgermeisterin, als wir ihr am nächsten Tag die Entwicklungen eröffneten.
Sie selbst sind nun als Bürgermeister designiert, wenn Jutta Ebeling im kommenden Jahr ebenfalls aus dem Magistrat ausscheidet. Damit verliert die Stadt ihr weibliches Trio aus Oberbürgermeisterin, Bürgermeisterin und Stadtverordnetenvorsteherin. Frauenquote, adé?
In meiner Person konnte ich die Frauenfrage jedenfalls nicht lösen. Ich bin ja bereit viel für die Grünen zu tun, solche schweren Einschnitte gehen jedoch zu weit. Im Übrigen: im genannten Trio wäre ich die Minderheit.
Die Personalentscheidungen wurden von den Grünen auch dafür genutzt, die Teilnahme an der nächsten Oberbürgermeisterwahl nun auch offiziell zu verkünden ...
... womit wir ein bisschen forsch sind, schließlich hat die Partei darüber noch nicht entschieden. Wir sind aber in der Fraktion zu der Überzeugung gekommen, dass man als zweitstärkste politische Kraft an so einer Wahl allein wegen den vielen Grünen-Wählern teilnehmen muss. Bei so einer Wahl auf Sieg zu spielen, ist natürlich schwer. Wenn man sich die Kandidaten anderer Parteien anschaut, dann müssen sich die Grünen jedoch nicht verstecken.
Sie spielen auf die Sozialdemokraten an, bei denen bislang Michael Paris und Peter Feldmann im Spiel sind. Was aber sagt ihr Koalitionspartner, die CDU, zu der neu erwachsenen Konkurrenz um den OB-Sessel?
Für die ist das ja keine neue Entwicklung. Schon bei der letzten Oberbürgermeisterwahl war Dany Cohn-Bendit als Kandidat im Gespräch, was letztlich leider nicht geklappt hat.
Und Ihre Koalition wird der Wahlkampf nicht beschädigen?
Nein, zumal wir bei der kommenden Wahl nicht einmal gegen die Amtsinhaberin antreten.
Nachdem sie nun schon bald Bürgermeister werden: wollen Sie nicht noch einen Schritt weiter nach oben gehen?
Ich übernehme im kommenden Jahr mit dem Planungsdezernat ein für die Grünen in Frankfurt neues Ressort. Dazu kommt nun noch das Bürgermeisteramt. Damit sehe ich an meinen Grenzen angelangt - nicht zuletzt, das gebe ich auch offen zu, weil ich mich außerdem um meine noch junge Familie kümmern möchte. Da kommt im Moment einfach zu viel zusammen.
Wer wäre ihr Wunschkandidat?
Darüber werden wir im neuen Jahr beraten. Natürlich sind die grünen Dezernenten die politischen Akteure, denen man das als erstes zutraut. Sie werden sich nun überlegen müssen, ob sie das auch möchten. Ein Kandidat, der das nicht wirklich will, der wird am Ende auch keinen Erfolg haben. Das Luther-Wort "Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz" gilt hier sicherlich, auch wenn es mit Sicherheit nicht zitierfähig ist ...
... bei uns ist Luther zitierfähig.
Dann darf ich noch hinzufügen: Ich denke, dass wir im ersten Halbjahr 2012 eine geeignete Kandidatin oder einen geeigneten Kandidaten bekanntgeben werden.
28. Oktober 2011, 06.44 Uhr
Interview: Nils Bremer
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