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Grünen-Politiker Omid Nouripour im Interview

"Wir Grünen haben unseren Markenkern vernachlässigt"

Der Bundestagsabgeordnete und Frankfurter Grünen-Chef Omid Nouripour über Wahlniederlage seiner Partei bei Bundes- und Landtagswahl, und warum die erste Frustration einem Jetzt-erst-recht-Gefühl gewichen ist.
Journal Frankfurt: Herr Nouripour, zufrieden mit dem Ergebnis?
Omid Nouripour: Mitnichten! Wir haben es geschafft unsere Umfrageergebnisse innerhalb eines halben Jahres zu halbieren.

Woran lag's?
Es ist eine Kumulation von Gründen. Unsere Forderung von Steuererhöhungen war sicherlich richtig, sozial ausgewogen und seriös berechnet. Aber zusammen mit der Vermögenssteuer der SPD war es insgesamt einfach zuviel. Dass die CDU jetzt nach der Wahl zu Ehrlichkeit und Redlichkeit zurückkehrt, was Steuererhöhungen angeht, ist für uns bitter. Wir sind außerdem die Partei der Ökologie, das ist unser Markenkern und der wurde vernachlässigt.

Dadurch bekamen die Grünen aber auch ihren Stempel der Verbotspartei aufgedrückt ...
Jede Partei ist eine Verbotspartei. Wenn die Politik keine Regeln mehr aufstellen und verändern darf, braucht man sie auch nicht mehr. Wenn Stefan Raab in seiner Sendung Katrin Göring-Eckardt fragt, was vom grünen Verbot von Doppelwaschbecken zu halten ist, dann entbehrt das nicht einer gewissen Komik, letztlich ist es aber die Häufung solcher Dinge, die für viele Menschen eine Bedrohungskulisse aufbaut. Dazu kam die Pädophilie-Debatte.

Die sind Sie bis zum Schluss nicht losgeworden.
Unser Umgang damit war nicht besonders geschickt. Demut – die wäre angebracht gewesen. Was bleibt ist eine befleckte Weste, auch die des Spitzenpersonals.

Das stellt sich nun völlig neu auf. Anton Hofreiter, Simone Peter ... wo kommen diese Leute denn her? Und warum konnten wir Ihren Namen nicht in den Artikeln über den neuen Partei- und Fraktionsvorsitz lesen? Zu frustriert vom Wahlergebnis?
Ich brauche meinen Namen nicht zu lesen. Und ich bin auch nicht mehr frustriert. Nicht mehr. Gestern abend hatten wir Kreismitgliederversammlung, 140 Leute waren da, einige mussten stehen, etwa 20 waren nach der Wahl erst eingetreten. Dreieinhalb Stunden haben wir Fehler benannt, haben diskutiert über das Wahlergebnis, gestritten. Am Ende stand eine Frau auf, die ebenfalls gerade eingetreten war uns sagt: "Es geht nicht um die nächsten vier Jahre, es geht um die nächsten fünfzig Jahre." Ich dachte nur: Ja, genau so ist es. Wir wollen keine Machtbeteiligung, wir wollen einen Politikwechsel.

Das berühmte Wort von den Inhalten, um die es jetzt gehen müsse. Ihr Parteifreund Daniel Cohn-Bendit forderte im Journal Frankfurt ein rot-grüne Minderheitsregierung für Hessen. Ihr Kommentar?
Vor zwei Wochen sprach er im Journal noch von Schwarz-Grün. Ich kommentiere Dany nicht mehr, weil ich dann aus dem Kommentieren nicht mehr rauskäme.
 
Fotogalerie:
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26. September 2013, 11.13 Uhr
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