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Galopprennbahn gegen DFB-Akademie

"Wir haben nichts gegen den DFB"

Zwei Wochen vor dem Bürgerentscheid zur Galopprennbahn und DFB-Akademie machen die Pferdefreunde der Stadt weiter Vorwürfe. Auf kritische Fragen zu ihrer Kampagne reagieren sie jedoch ausweichend.
Welches Niveau die Kampagne zum Bürgerentscheid zur Galopprennbahn erreicht hat, wird nicht nur auf den Plakaten in der Stadt deutlich. Auf der Rennbahn selbst sieht man Aufkleber, auf denen sich ein Mann Geldscheine in den Rachen stopft, darüber die Aufschrift: "DFB-Gier stoppen: Bürgerentscheid". Das entspricht zwar nicht den Tatsachen, weil es der DFB ist, der der Stadt 6,8 Millionen Euro zahlt, passt aber zum Stil des Wahlplakats, auf dem Fifa-Chef Sepp Blatter und DFB-Chef Wolfgang Niersbach abgebildet werden – als Beispiel für "Klüngel".

Bei einer Pressekonferenz am Montag sind vom Renn-Klub andere Töne zu hören: "Wir haben nichts gegen den DFB", sagte Christiane Weil-Daßbach. Man sei allein dagegen, dass der Fußballbund seine Akademie auf der Galopprennbahn errichten wolle. Auf die Plakate angesprochen sieht der Renn-Klub darin offenbar keinen Widerspruch. Man sei eben bloß gegen "Klüngel" und meint damit, die Absprache zwischen Stadt Frankfurt und DFB. (Was Sepp Blatter damit zu tun hat, blieb jedoch offen.)

Andere Standorte


Doch dass die Entscheidung für die Akademie auf der Rennbahn demokratisch legitimiert sei, das hat auch Wolfgang Hübner am Montag zugegeben. Der "Bürger für Frankfurt" (BFF), ehemals Freier Wähler und Mitglied der Alternative für Deutschland (AfD), berichtete aus dem Akteneinsichtsausschuss, dass die Rennbahn nicht – wie behauptet wurde – von Anfang an als Standort für die Akademie in Betracht gezogen wurde, sondern erst Ende 2013 oder Anfang 2014. Außerdem hatte der DFB laut Hübner zunächst die Bürostadt Niederrad, das Silogebiet Pfaffenwiese in Unterliederbach und die Commerzbankarena favorisiert. Das Silogebiet sei jedoch ausgeschieden, weil das Grundstück im Besitz mehrerer Eigentümer sei. Hübner zufolge ist die Entscheidung für den Standort Rennbahn nicht sachlich begründet, sondern politisch motiviert.

Der Behauptung der Stadt, in 20 Jahren über 9,4 Millionen Euro in den Galopprennsport investiert zu haben, setzte der Renn-Klub folgende Rechnung entgegen. Erstens: Die Huarong-Group, die das Hotel an der Rennbahn baut, habe der Stadt acht Millionen Euro für die Abtretung des Grundstücks bezahlt. Zweitens: 750.000 Euro hat die Stadt aus der Insolvenzmasse des alten Renn-Klubs bekommen. Drittens habe die Stadt den zugesagten Zuschuss von 52.700 Euro für die Frühjahrs- und Herbstpreise nicht bezahlt. Somit seien für die Stadt für den Galopprennsport lediglich Kosten in Höhe von rund 623.000 Euro entstanden.

Mark Gellert, Sprecher des Bürgermeisters, stellt klar, dass das Grundstück immer schon städtisches Eigentum gewesen sei (das bestreitet der Renn-Klub) und mit dem Erlös für das Hotel eine Bürgschaft für den damaligen insolventen Renn-Klub und einen Zuschuss für das Rennbahngelände gezahlt habe, also insgesamt rund 6,3 Millionen Euro.

Frank soll gelogen haben

Der angeblich nicht gezahlte Zuschuss hat den ehemaligen Renn-Klub Präsidenten Manfred Hellwig am Mittwoch veranlasst anzukündigen, dass er von seinem Vertrag mit der Stadt zurücktrete und damit nicht seine Anteile an der Hippodrom GmbH überträgt. Doch laut Stadt sollte dieser Betrag mit der Summe verrechnet werden, die die Stadt ohnehin an Hellwig zu zahlen hatte, also rund drei Millionen Euro. Gellert zufolge hat die Stadt mit Hellwig telefonisch vereinbart, sich in der Frage zu besprechen – bis dahin soll nichts unternommen werden. Ein offizieller Vertragsrücktritt liegt nicht vor.

Sportdezernent Markus Frank (CDU) hat in einem Brief an den Renn-Klub, der am Montag verlesen wurde, bekräftigt, den zugesagten Zuschuss zahlen zu wollen. Carl-Philip zu Solms Renn-Klub bezichtigte Frank der Lüge, weil der Dezernent in dem Brief behauptet, die Zahlung bereits zugesagt zu haben.

Im Laufe der Pressekonferenz wurde deutlich, dass der Renn-Klub sich als Opfer einer Verschwörung sieht: Christiane Weil-Daßbach vom Renn-Klub warf der Stadt vor, auf die Umschläge der Wahlbenachrichtigungen keinen Absender gedruckt zu haben, sodass viele Wahlberechtigte den Brief ungelesen weggeworfen hätten. Dass auf den Umschlägen aber groß "Amtliche Wahlsache" steht, schien ihr nicht genug zu sein. Jetzt wirbt der Renn-Klub dafür, mit dem Personalausweis wählen zu gehen. Auf die Frage, warum einige der Kampagnen-Plakate im Design von CDU-Wahlplakaten gemacht seien, stellten sich die Vertreter des Renn-Klubs unwissend und verwiesen auf das Wahlkampfzentrum – als hätte ihre Kampagne nichts mit ihnen zu tun.

>> Am Dienstag, 9.6., zwischen 14 und 21 Uhr informieren die Stadt und der DFB bei der Bürgermesse im Römer über ihre Pläne auf dem Gelände der Galopprennbahn. Einen Faktencheck gibt es hier.


>> Weitere Berichte und Kommentare zur Galopprennbahn finden Sie hier.
 
Fotogalerie:
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9. Juni 2015, 12.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
 
 
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