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Foto: © Pro Familia Frankfurt
Foto: © Pro Familia Frankfurt

Frankfurt-Westend

„Mörder“: Pro Familia-Beratungsstelle beschmiert

Am Wochenende haben Unbekannte das Wort „Mörder“ an die Hauswand der Beratungsstelle Pro Familia in Frankfurt gesprayt. Unweit der Beratungsstelle demonstrieren derzeit wieder Abtreibungsgegnerinnen und -gegener.
Mit dem Wort „Mörder“ ist am vergangenen Wochenende die Hauswand der Beratungsstelle von Pro Familia im Frankfurter Westend beschmiert worden. „Es hat uns sehr erschüttert“, sagt die Leiterin der Beratungsstelle, Claudia Hohmann. Entdeckt habe man die Schmiererei am Montagmorgen – zwei Tage nach dem Weltfrauentag – und daraufhin Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei erstattet. Dass die Tat aufgeklärt werde, sei zwar unwahrscheinlich, aber Pro Familia will damit kundtun, dass sie die Situation ernst nehmen und sich davon bedroht fühlen. „Man kann ja über uns denken, was man möchte, aber einem so nahe zu kommen, das ist nochmal eine andere Stufe“, sagt Hohmann.

An Proteste auf dem Gehsteig oder „Zettelchen“ im Briefkasten sei man hingegen gewöhnt. Derzeit protestieren nahe der Beratungsstelle am Palmengarten wieder die Anhängerinnen und Anhänger von „40 Tage für das Leben“, einer ursprünglich aus den USA stammenden, radikal-christlichen Bewegung, die „den Anfang vom Ende der Abtreibung“ herbeibringen möchte. Die 40 Tage beziehen sich dabei auf Passagen aus der Bibel, wie etwa das 40-tägige Fasten Jesu in der Wüste, weshalb die Proteste im Frühjahr meist während der Fastenzeit stattfinden – und das „schon acht Jahre lang“, so Hohmann. Rund um den „Safe Abortion Day“ im September wurde 2023 beispielsweise ebenfalls demonstriert.

„Auch wenn die verursachenden Personen unbekannt sind, so spricht doch einiges dafür, dass die Attacke mit den Versammlungen und Belästigungen, die sich derzeit wieder täglich ereignen, in Zusammenhang stehen“, heißt es in einer Pressemitteilung von Pro Familia Hessen. Hohmann schließt sich dieser Vermutung an.

Schwangerschaftskonfliktgesetz entlastet Pro Familia in Frankfurt

Seitdem der Bundestag im vergangenen Sommer das Schwangerschaftskonfliktgesetz verabschiedet hat, herrscht während der Öffnungszeiten in einem Radius von 100 Metern um den Eingangsbereich von Beratungsstellen ein Belästigungsverbot. Dadurch hat sich die Situation laut Hohmann verbessert: „Es macht einen Unterschied, ob man die Gruppe direkt vor der Beratungsstelle hat, ob wir sie den ganzen Tag ertragen müssen und ob auch unsere Klientinnen sie ertragen müssen, wenn sie in die Beratungsstelle kommen und diese wieder verlassen. Uns entlastet das auf jeden Fall.“

Dennoch sieht Hohmann Nachholbedarf: In erster Linie fordert sie die Abschaffung von Paragraph 218 StGB und der damit einhergehenden Stigmatisierung und Dämonisierung. „Dadurch dass man daran festhält und sich schwer tut, den Zugang zu vereinfachen, spielt man solchen Leuten in die Hände, die die Abbrüche mit Mord assoziieren.“ Darüber hinaus wünscht Hohmann sich eine ausgeweitetere Schutzzone von 150 Metern sowie einen generellen Schutz von medizinischen Einrichtungen, die mit Schwangerschaftsabbrüchen in Verbindung stehen – auch außerhalb der Öffnungszeiten und am Wochenende. „Irgendwie schafft man es doch, den Ort zu bespielen und die Menschen, die dort arbeiten, anzugreifen“, kritisiert sie.



© Pro Familia Frankfurt

„My body, my choice“: Frauenreferat Frankfurt stellt Abdeckung

Um die Schmiererei an der Hauswand abzudecken, habe das Frauenreferat Frankfurt der Beratungsstelle direkt am Montag ein Plakat zur Verfügung gestellt. Es ist orange lila gestreift und trägt den Schriftzug „My body, my choice“ (zu Deutsch: „Mein Körper, meine Entscheidung“). Frauendezernentin Tina Zapf-Rodríguez (Grüne) postete noch am selben Tag ein Bild auf Instagram, das sie vor dem aufgehängten Plakat zeigt, und schrieb: „Volle Solidarität mit Pro Familia und den Mitarbeitenden vor Ort!“ Die Schmiererei an der Hauswand bezeichnete sie als „unsäglich“.

Die Sprecherin der Frankfurter Grünen, Julia Frank, sprach unterdessen von einem „Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und auf all jene, die sich tagtäglich für reproduktive Gesundheit und sexuelle Selbstbestimmung einsetzen“. Daniela Mehler-Würzbach, Stadtverordnete der Linken, ließ verlauten: „Es braucht alle politische Unterstützung für einen freien Zugang zu Beratungsstellen und das Recht auf einen selbstbestimmten Körper.“

Auf Instagram ereilten Pro Familia weitere unterstützende Nachrichten. Die Beratungsstelle bedankte sich mit einem Post. „Nach dem antifeministischen Vorfall zeigt ihr uns: Wir sind nicht allein!“, heißt es in der Beschreibung. „Das ist schon sehr wohltuend“, sagt Hohmann, „dass man so viel Solidarität hat, dass sich viele dafür interessieren und auch empören. Das finden wir richtig gut, weil das Thema wirklich alle Menschen etwas angeht.“ In den kommenden Wochen soll es eine Demonstration gegen die Abtreibungsgegnerinnen und Abtreibungsgegner nahe der Pro Familia-Beratungsstellen geben, weitere Informationen sind noch nicht bekannt.
 
Fotogalerie:
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12. März 2025, 13.00 Uhr
Sina Claßen
 
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Sina Claßen >>
 
 
 
 
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