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Ehrlich, aber nicht kreativ
Olaf Cunitz räsoniert über die Stadtentwicklung
Mit Statistiken kennt sich Frankfurts Bürgermeister und Planungsdezernent gut aus. Wenn er etwas anpackt, muss es planerisch und wissenschaftlich Hand und Fuß haben. Daran gibt es nichts zu mäkeln – aber vielleicht an der Kreativität.
Olaf Cunitz (Die Grünen) hat jahrelang in der Marktforschung gearbeitet. Das macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn er mit Statistiken hantiert. Das tut er gerne, das tut auch Not. Denn: wer die Zahlen nicht kennt, kann auch die Probleme nicht benennen. Olaf Cunitz, heute Frankfurts Planungsdezernent, hat die wichtigen Zahlen parat – nur keine Lösungen.
Die Bevölkerungsdichte in Frankfurt sucht ihresgleichen. 700.000 Einwohner tummeln sich auf dem rund 250 Quadratkilometer weitläufigen Stadtgebiet. Die Bevölkerungsdichte (circa 2.800 Menschen pro Quadratkilometer) sucht in Deutschland ihresgleichen. Man liegt gleichauf mit Hamburg, hat pro Kopf weniger Platz zur Verfügung als die Millionenstadt Köln. Immerhin in München drängen sich noch mehr Menschen als in Frankfurt. Hinzu kommt, dass 25 Prozent des Stadtgebiets Grün- und Waldflächen und ebenso viel Prozent Ackerflächen ausmachen. Weitere 20 Prozent sind mit Straßen zugepflastert. Bleiben ergo 30 Prozent für Wohnen und Gewerbe. Es ist eng in Frankfurt. Es wird noch enger werden. Bis 2020, so wird prognostiziert, wächst die Mainmetropole um weitere 25.000 Einwohner. Die wollen natürlich ein Zuhause finden, dass sie bezahlen können. 20 bis 24 Prozent ihres Einkommens geben die Frankfurter im Mittel dafür aus. Bei den Geringverdienern der Stadt sind es allerdings rund 40 Prozent. „Drastisch gesagt: es ist ein Kampf um die Flächen“, schlussfolgert der Planungsdezernent.
Cunitz legt den Finger in die Wunde. Besser noch: in die Wunden. Das Wohnungsproblem in Frankfurt geht einher mit dem Problem der nachhaltigen Entwicklung und der Gesundheit. Wird die komplette Stadt mit Wohnungen zugepflastert, staut sich die Luft, erhitzt sich die Stadt, verringert sich die Lebensqualität. Also müssen Ausgleichsflächen her, vielleicht in der Region, überlegt Herr Cunitz. Bezahlbarer Wohnraum müsse schließlich gebaut werden. Am besten dort, wo es eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gibt, und nicht „im luftleeren Raum“, schießt er gegen die Pläne des Oberbürgermeisters Peter Feldmann (SPD), der jüngst über ein Neubaugebiet westlich von Nieder-Erlenbach sinnierte. Das brächte neue Pendler, die wiederum die Umwelt belasteten.
Die Frankfurter Grünen haben eine neue Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, in der die Partei Perspektiven für die Mainmetropole präsentieren möchte. Der grüne Planungsdezernent und Bürgermeister lieferte denn aber zum Auftakt im Haus am Dom mehr eine Bestandsaufnahme denn eine Perspektive, geschweige denn eine Vision. „Es gibt Kollegen, die haben in fünf Minuten simple Antworten parat“, frotzelt Herr Cunitz. Damit könne er nicht dienen. Die nachhaltige Entwicklung der Stadt ist nun einmal kompliziert. Der Planungsdezernent wünscht sich eine Entschleunigung der Debatte. Er verweist darauf, dass die Stadt schon viel tut, um die Lage zu entspannen. Das tut er zurecht. Aber Ideen oder Anreize, über die man in Ruhe diskutieren könnte, hat er kaum parat.
Erst kürzlich erteilte Herr Cunitz den Plänen des Architekten Max Dudler eine Absage, sein neues Wohnhochhaus etwas höher als 80 Meter werden zu lassen. Das sei im Hochhausrahmenplan nicht vorgesehen. Könnte man den Hochhausrahmenplan nicht diskutieren? Könnte durch Grünanlagen auf Hochhausdächern dem Klimawandel nicht, zumindest im Kleinen, entgegengewirkt werden?
In Griesheim und Fechenheim habe die Stadt kein Gentrifizierungsproblem, konstatierte der Bürgermeister. Nach wie vor stehen diese Stadtteile nicht hoch in der Gunst der Zuziehenden. Aber wie ließe sich das ändern? Und: braucht es insbesondere am Stadtrand nicht vielleicht doch einen Ausbau, beziehungsweise eine Verbesserung der Anbindung mit dem öffentlichen Nachverkehr? In Osten Sossenheims liegt eine der letzten größeren Freiflächen der Stadt, die noch für den städtischen Wohnungsbau genutzt werden könnten. Nach Sossenheim kommt man aber nur mit dem Bus – oder der Bimmelbahn.
Olaf Cunitz hatte kurz darüber nachgedacht die Veranstaltung im Haus am Dom mit „Frankfurt: auf dem Weg zur Millionenstadt“ zu überschreiben. Vielleicht mit einem Frage-, vielleicht mit einem Ausrufungszeichen versehen. Das wäre plakativ gewesen, hätte der ganzen Diskussion aber zumindest ein wenig äußerlichen Glanz verliehen. Dass es am Ende dann doch recht dröge „Grüne Perspektiven für Frankfurt mit Olaf Cunitz. Nachhaltige Statdentwicklung“ hieß, ist bezeichnend. Es ist ehrlich, aber nicht kreativ.
Die Bevölkerungsdichte in Frankfurt sucht ihresgleichen. 700.000 Einwohner tummeln sich auf dem rund 250 Quadratkilometer weitläufigen Stadtgebiet. Die Bevölkerungsdichte (circa 2.800 Menschen pro Quadratkilometer) sucht in Deutschland ihresgleichen. Man liegt gleichauf mit Hamburg, hat pro Kopf weniger Platz zur Verfügung als die Millionenstadt Köln. Immerhin in München drängen sich noch mehr Menschen als in Frankfurt. Hinzu kommt, dass 25 Prozent des Stadtgebiets Grün- und Waldflächen und ebenso viel Prozent Ackerflächen ausmachen. Weitere 20 Prozent sind mit Straßen zugepflastert. Bleiben ergo 30 Prozent für Wohnen und Gewerbe. Es ist eng in Frankfurt. Es wird noch enger werden. Bis 2020, so wird prognostiziert, wächst die Mainmetropole um weitere 25.000 Einwohner. Die wollen natürlich ein Zuhause finden, dass sie bezahlen können. 20 bis 24 Prozent ihres Einkommens geben die Frankfurter im Mittel dafür aus. Bei den Geringverdienern der Stadt sind es allerdings rund 40 Prozent. „Drastisch gesagt: es ist ein Kampf um die Flächen“, schlussfolgert der Planungsdezernent.
Cunitz legt den Finger in die Wunde. Besser noch: in die Wunden. Das Wohnungsproblem in Frankfurt geht einher mit dem Problem der nachhaltigen Entwicklung und der Gesundheit. Wird die komplette Stadt mit Wohnungen zugepflastert, staut sich die Luft, erhitzt sich die Stadt, verringert sich die Lebensqualität. Also müssen Ausgleichsflächen her, vielleicht in der Region, überlegt Herr Cunitz. Bezahlbarer Wohnraum müsse schließlich gebaut werden. Am besten dort, wo es eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gibt, und nicht „im luftleeren Raum“, schießt er gegen die Pläne des Oberbürgermeisters Peter Feldmann (SPD), der jüngst über ein Neubaugebiet westlich von Nieder-Erlenbach sinnierte. Das brächte neue Pendler, die wiederum die Umwelt belasteten.
Die Frankfurter Grünen haben eine neue Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, in der die Partei Perspektiven für die Mainmetropole präsentieren möchte. Der grüne Planungsdezernent und Bürgermeister lieferte denn aber zum Auftakt im Haus am Dom mehr eine Bestandsaufnahme denn eine Perspektive, geschweige denn eine Vision. „Es gibt Kollegen, die haben in fünf Minuten simple Antworten parat“, frotzelt Herr Cunitz. Damit könne er nicht dienen. Die nachhaltige Entwicklung der Stadt ist nun einmal kompliziert. Der Planungsdezernent wünscht sich eine Entschleunigung der Debatte. Er verweist darauf, dass die Stadt schon viel tut, um die Lage zu entspannen. Das tut er zurecht. Aber Ideen oder Anreize, über die man in Ruhe diskutieren könnte, hat er kaum parat.
Erst kürzlich erteilte Herr Cunitz den Plänen des Architekten Max Dudler eine Absage, sein neues Wohnhochhaus etwas höher als 80 Meter werden zu lassen. Das sei im Hochhausrahmenplan nicht vorgesehen. Könnte man den Hochhausrahmenplan nicht diskutieren? Könnte durch Grünanlagen auf Hochhausdächern dem Klimawandel nicht, zumindest im Kleinen, entgegengewirkt werden?
In Griesheim und Fechenheim habe die Stadt kein Gentrifizierungsproblem, konstatierte der Bürgermeister. Nach wie vor stehen diese Stadtteile nicht hoch in der Gunst der Zuziehenden. Aber wie ließe sich das ändern? Und: braucht es insbesondere am Stadtrand nicht vielleicht doch einen Ausbau, beziehungsweise eine Verbesserung der Anbindung mit dem öffentlichen Nachverkehr? In Osten Sossenheims liegt eine der letzten größeren Freiflächen der Stadt, die noch für den städtischen Wohnungsbau genutzt werden könnten. Nach Sossenheim kommt man aber nur mit dem Bus – oder der Bimmelbahn.
Olaf Cunitz hatte kurz darüber nachgedacht die Veranstaltung im Haus am Dom mit „Frankfurt: auf dem Weg zur Millionenstadt“ zu überschreiben. Vielleicht mit einem Frage-, vielleicht mit einem Ausrufungszeichen versehen. Das wäre plakativ gewesen, hätte der ganzen Diskussion aber zumindest ein wenig äußerlichen Glanz verliehen. Dass es am Ende dann doch recht dröge „Grüne Perspektiven für Frankfurt mit Olaf Cunitz. Nachhaltige Statdentwicklung“ hieß, ist bezeichnend. Es ist ehrlich, aber nicht kreativ.
10. April 2013, 13.16 Uhr
Gerald Schäfer
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Text: Lukas Mezler / Foto: Glukosetest bei einer Diabetes-Erkrankung ©Adobestock/ Kwangmoozaa
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