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Diskussion um Galopprennbahn
"Man muss den DFB vom hohen Ross runterkriegen"
Stadtrat Markus Frank (CDU) hat mit Renn-Klub-Präsident Manfred Louven und dem Juristen Rudolf Steinberg über die Galopprennbahn diskutiert. Es ging auch um die Frage, wie sinnvoll direkte Demokratie ist.
Auch wenn im Wahlkampfbüro für den Erhalt der Galopprennbahn Boxhandschuhe hängen, auch wenn das Verhältnis zwischen Renn-Klub und Stadt seit einiger Zeit belastet ist von beiderseitigen Vorwürfen, auch wenn die Debatte um ein Stück Frankfurt eher von Emotionen als von Vernunft bestimmt wird: Die Diskussion "Rennbahn versus DFB-Leistungszentrum" am Montagabend verlief weitgehend friedlich. Wirtschafts- und Sportdezernent Markus Frank (CDU) und Renn-Klub-Präsident Manfred Louven reichten sich sogar einmal die Hand.
Einig wurde man sich an diesem Abend, den die Montagsgesellschaft beim Union International Club in Bockenheim veranstaltet hat, dennoch nicht. Zu tief ist der Graben der Meinungen zwischen den Streitparteien. Da über die Rennbahn am 21. Juni bei einem Bürgerentscheid die Frankfurter bestimmen sollen, lautete das Überthema des Abends: "Direkte versus repräsentative Demokratie. Wo liegt der Königsweg?"
Rudolf Steinberg, emeritierter Professor für öffentliches Recht und ehemaliger Präsident der Goethe-Universität, führte aus, dass Volksabstimmungen zwar auf kommunaler Ebene am sinnvollsten seien, da Bürger am ehesten die Zusammenhänge überschauen könnten und als direkt Betroffene nicht über die Angelegenheiten Dritter entschieden. Wenn allerdings Nieder-Erlenbacher über eine Rennbahn in Niederrad entscheiden sollen, die sie nicht betrifft, dann seien die Bürgerentscheide auf kommunaler nicht zwangsläufig besser als auf Landes- oder Bundesebene.
Steinberg gab auch zu Bedenken, dass Bürgerinitiativen häufig Partikularinteressen vertreten würden, die getragen seien von einer Minderheit, meist aus der Mittel- und unteren Oberschicht. Es handele sich um einen "Protest der Privilegierten", dem es nicht um das Gemeinwohl gehe.
Markus Frank vertrat die Ansicht, die Bevölkerung sollte nicht mehr über die Politik entscheiden. Dafür sei die Stadtverordnetenversammlung da. "So wie es ist, ist es gut", so Frank. Allerdings wundere ihn, dass die Bevölkerung an den meisten Entscheidungen wenig Anteil nehme. Bürgerentscheide seien langwierig und teuer, allein der zur Galopprennbahn koste die Stadt über eine Million Euro. Allerdings führe der Bürgerentscheid dazu, dass sich die Menschen mehr mit Politik beschäftigten, was Frank begrüßte.
Manfred Louven sprach sich für mehr Bürgerbeteiligung aus: "Je mehr die Bürger an politischen Entscheidungen beteiligt werden, desto mehr identifizieren sie sich mit dem Gemeinwesen", sagte der Renn-Klub-Präsident. Die Bürger seien bereit, sich mehr einzumischen. Louven kritisierte erneut die Äußerung des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Römer, Michael zu Löwenstein, dass die Rennbahn unabhängig vom Ausgang des Bürgerentscheids wegfalle. Das bestärke, so Louven, die Menschen in ihrer Auffassung, dass Politiker nur machten, was sie wollten.
Frank wandte ein, dass sein Parteikollege verkürzt zitiert worden sei. "Die Blütezeit des Galoppsports ist vorbei", sagte der Stadtrat. Wegen des eingebrochenen Wettgeschäfts könnten nur noch wenige Renntage pro Jahr stattfinden. "Wirtschaftlich ist es extrem schwierig, eine Rennbahn zu betreiben", so der Sportdezernent. Schon mehrfach habe die Stadt einspringen müssen, um den Vorgängervereinen des Renn-Klubs finanziell auszuhelfen. Millionen seien investiert worden. "Wir glauben nicht mehr, dass alles besser wird." Der DFB hingegen sei seit 1951 ein Steuerzahler in der Stadt. Schließlich sei Fußball ein Volkssport mit integrativer Leistung. Der Galoppsport hingegen begeistere nur eine "überschaubar kleine Gruppe von Menschen".
Louven jedoch beteuerte, dass der Renn-Klub - trotz ausgebliebener Zahlungen, die die Stadt dem Verein zugesichert haben soll - finanziell unabhängig sei. "Wir hängen nicht mehr am Tropf der Stadt", so Louven. Die Rennbahn sei "immer mehr ausgelastet" und durch Mieteinnahmen käme genug Geld rein, um das Gelände zu halten. "Wir erfahren eine Renaissance der Rennbahn."
Das Argument, dass neben der geplanten DFB-Akademie auch eine große öffentliche Grünfläche entstehen soll, ließ Louven nicht gelten: "Dieser Bürgerpark ist ein Feigenblatt. Keiner braucht einen Park in Niederrad. Das sind nur Kosten, die den Bürgern aufgebürdet werden." Allerdings hatte Louven vergangene Woche noch den ökologischen Nutzen der Rennbahn betont, indem er von einer "grünen Lunge" sprach und auf den Wert als Naherholungsgebiet verwies. Markus Frank wandte ein: "Ich glaube, Niederrad hat einen großen Park verdient."
Schließlich sprach sich Manfred Louven erneut für eine Ko-Existenz von DFB und Rennbahn aus und bot Frank an, Pläne dafür vorzulegen: "Man muss den DFB von seinem hohen Ross runterkriegen, damit er seinen Alleinstellungsanspruch aufgibt."
>> Braucht Frankfurt noch eine Rennbahn? Sollen die Pläne für die DFB-Akademie und den Bürgerpark aufgegeben werden? Diskutieren Sie mit - auf Twitter: #Ausgaloppiert
Einig wurde man sich an diesem Abend, den die Montagsgesellschaft beim Union International Club in Bockenheim veranstaltet hat, dennoch nicht. Zu tief ist der Graben der Meinungen zwischen den Streitparteien. Da über die Rennbahn am 21. Juni bei einem Bürgerentscheid die Frankfurter bestimmen sollen, lautete das Überthema des Abends: "Direkte versus repräsentative Demokratie. Wo liegt der Königsweg?"
Rudolf Steinberg, emeritierter Professor für öffentliches Recht und ehemaliger Präsident der Goethe-Universität, führte aus, dass Volksabstimmungen zwar auf kommunaler Ebene am sinnvollsten seien, da Bürger am ehesten die Zusammenhänge überschauen könnten und als direkt Betroffene nicht über die Angelegenheiten Dritter entschieden. Wenn allerdings Nieder-Erlenbacher über eine Rennbahn in Niederrad entscheiden sollen, die sie nicht betrifft, dann seien die Bürgerentscheide auf kommunaler nicht zwangsläufig besser als auf Landes- oder Bundesebene.
Steinberg gab auch zu Bedenken, dass Bürgerinitiativen häufig Partikularinteressen vertreten würden, die getragen seien von einer Minderheit, meist aus der Mittel- und unteren Oberschicht. Es handele sich um einen "Protest der Privilegierten", dem es nicht um das Gemeinwohl gehe.
Markus Frank vertrat die Ansicht, die Bevölkerung sollte nicht mehr über die Politik entscheiden. Dafür sei die Stadtverordnetenversammlung da. "So wie es ist, ist es gut", so Frank. Allerdings wundere ihn, dass die Bevölkerung an den meisten Entscheidungen wenig Anteil nehme. Bürgerentscheide seien langwierig und teuer, allein der zur Galopprennbahn koste die Stadt über eine Million Euro. Allerdings führe der Bürgerentscheid dazu, dass sich die Menschen mehr mit Politik beschäftigten, was Frank begrüßte.
Manfred Louven sprach sich für mehr Bürgerbeteiligung aus: "Je mehr die Bürger an politischen Entscheidungen beteiligt werden, desto mehr identifizieren sie sich mit dem Gemeinwesen", sagte der Renn-Klub-Präsident. Die Bürger seien bereit, sich mehr einzumischen. Louven kritisierte erneut die Äußerung des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Römer, Michael zu Löwenstein, dass die Rennbahn unabhängig vom Ausgang des Bürgerentscheids wegfalle. Das bestärke, so Louven, die Menschen in ihrer Auffassung, dass Politiker nur machten, was sie wollten.
Frank wandte ein, dass sein Parteikollege verkürzt zitiert worden sei. "Die Blütezeit des Galoppsports ist vorbei", sagte der Stadtrat. Wegen des eingebrochenen Wettgeschäfts könnten nur noch wenige Renntage pro Jahr stattfinden. "Wirtschaftlich ist es extrem schwierig, eine Rennbahn zu betreiben", so der Sportdezernent. Schon mehrfach habe die Stadt einspringen müssen, um den Vorgängervereinen des Renn-Klubs finanziell auszuhelfen. Millionen seien investiert worden. "Wir glauben nicht mehr, dass alles besser wird." Der DFB hingegen sei seit 1951 ein Steuerzahler in der Stadt. Schließlich sei Fußball ein Volkssport mit integrativer Leistung. Der Galoppsport hingegen begeistere nur eine "überschaubar kleine Gruppe von Menschen".
Louven jedoch beteuerte, dass der Renn-Klub - trotz ausgebliebener Zahlungen, die die Stadt dem Verein zugesichert haben soll - finanziell unabhängig sei. "Wir hängen nicht mehr am Tropf der Stadt", so Louven. Die Rennbahn sei "immer mehr ausgelastet" und durch Mieteinnahmen käme genug Geld rein, um das Gelände zu halten. "Wir erfahren eine Renaissance der Rennbahn."
Das Argument, dass neben der geplanten DFB-Akademie auch eine große öffentliche Grünfläche entstehen soll, ließ Louven nicht gelten: "Dieser Bürgerpark ist ein Feigenblatt. Keiner braucht einen Park in Niederrad. Das sind nur Kosten, die den Bürgern aufgebürdet werden." Allerdings hatte Louven vergangene Woche noch den ökologischen Nutzen der Rennbahn betont, indem er von einer "grünen Lunge" sprach und auf den Wert als Naherholungsgebiet verwies. Markus Frank wandte ein: "Ich glaube, Niederrad hat einen großen Park verdient."
Schließlich sprach sich Manfred Louven erneut für eine Ko-Existenz von DFB und Rennbahn aus und bot Frank an, Pläne dafür vorzulegen: "Man muss den DFB von seinem hohen Ross runterkriegen, damit er seinen Alleinstellungsanspruch aufgibt."
>> Braucht Frankfurt noch eine Rennbahn? Sollen die Pläne für die DFB-Akademie und den Bürgerpark aufgegeben werden? Diskutieren Sie mit - auf Twitter: #Ausgaloppiert
31. März 2015, 11.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
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