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Das Gallus im Fokus

Vom Ghetto zur Gentrifizierung

In den 90er-Jahren fürchtete die Frankfurter Politik, dass das Gallus zum Ghetto verkommt. Mit familienfreundlichen Wohnungen steuerte sie gegen. Jetzt fürchten sich die Bewohner vor Gentrifizierung.
„Es ist eine Gratwanderung“, sagt Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Eine gesunde Mischung von Bewohnern verschiedener Kulturkreise, Alters- und Einkommensschichten in einem Viertel unterzubringen birgt immer auch die Gefahr, dass das Pendel in die eine oder andere Richtung ausschlägt. Die Angst davor, keinen bezahlbaren Wohnraum mehr zu finden, steht jener der Ghettoisierung gegenüber. Bei einem Rundgang durchs Gallus erläuterten Feldmann, Bürgermeister Olaf Cunitz (Die Grünen) und Frank Junker, der Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding, wie die Stadt sich müht, ein Gleichgewicht herzustellen. Von einer Gentrifizierung wie einst im Nordend könne man dank des Engagements nicht sprechen. Hauptverantwortlich dafür seien die Baumaßnahmen der ABG Holding.

Rund 1000 Wohnungen standen in den 90er-Jahren im Gallus leer. Durch energetische Sanierungen und Zusammenlegungen von kleineren Wohnungen habe die ABG das Viertel attraktiver gemacht, sagt Frank Junker. Beispielhaft führte der Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft am Dienstag durch einige sanierte Gebäude, hob den Passivhausstandard hervor – sehr zur Freude von Olaf Cunitz – und verwies auf die relativ niedrigen Mieten im vergleich zum freien Markt – sehr zur Freude von Peter Feldmann. Dass dennoch nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen im Gallus ist, darin erinnerte eine lokale Mieterinitiative, die sich dem Rundgang angeschlossen hatte und darauf aufmerksam machte, dass die Mieten in den vergangenen Jahren auch bei der ABG gestiegen sind. Arbeiterfamilien könnten sich das Leben im Gallus teilweise schon jetzt nicht mehr leisten. „Das Geld, das wir in den Wohnungsbau und die Sanierungen stecken, muss ja auch irgendwie wieder reinkommen“, rechtfertigt Junker die Erhöhungen. Wem die vergleichsweise niedrigen Mieten noch immer zu hoch seien, könne über die zahlreichen Förderprogramme der Stadt zusätzliche Hilfe erhalten, etwa einen Antrag auf Wohngeld stellen.

Cunitz und Feldmann waren sich einig, dass die ABG im Viertel gute Arbeit verrichtet. „Ich habe hier jahrelang selbst gewohnt und die Entwicklung hautnah miterlebt“, erzählt Cunitz. Feldmann verwies darauf, dass sein Credo „Bauen, bauen, bauen“ von der ABG mitgetragen wird. „Wenn wir nicht weiter bauen, bekommen wir die Mieten in Frankfurt langfristig überhaupt nicht in den Griff“, so der Oberbürgermeister. Die Bauoffensive hätte der Stadt bereits Kritik von privaten Investoren eingebracht. Die Stadt würde den Markt verzerren. Der Ober- und der Bürgermeister zeigen sich davon jedoch unbeeindruckt. „Wir werden uns weiter einsetzen“, verspricht Cunitz, schränkt aber ein: „Wir werden keine Heilsbotschaften verkünden können.“ Der Frankfurter Wohnungsmarkt ist nun mal heiß umkämpft. Die Stadt kann den Teuerungsprozess zwar verlangsamen, aber nicht aufhalten. Solange wohlhabende Familien auch weiterhin in die Stadt ziehen wollen, und nicht – wie früher einmal – eine Wohnung im Umland bevorzugen, bleibt es eng in Frankfurt. Auch im Gallus.
 
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16. Januar 2013, 12.02 Uhr
ges
 
 
 
 
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