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Crack-Konsum im Fokus
Drogenhilfe-Vereine wollen modernen Frankfurter Weg
Drogenhilfe-Vereine befürworten den Frankfurter Weg in der Drogenpolitik und wollen ihn zeitgemäß erweitern. Sie schlagen unter anderem Drug-Checking vor.
Update, 30. August: Anlässlich des Tags der offenen Tür der Frankfurter Konsumräume haben die drei Frankfurter Vereine, AIDS-Hilfe Frankfurt, Integrative Drogenhilfe, Jugendberatung und Jugendhilfe weitere Forderungen aufgestellt, um Frankfurts offene Drogenszene und den „Frankfurter Weg“ weiter auszubauen und zeitgemäßen Bedürfnissen anzupassen.
Frankfurter Appell an Rest des Landes
Der Mentalitätswechsel im Hinblick auf den Umgang mit illegalen Drogen sei risikobehaftet, aber letztlich erfolgreich. Die Zahl der Drogentoten sank vom Jahr 1991 von 147 auf 20 im Jahr 2022. Auch die Infektionen mit HIV nahmen massiv ab. Umso irritierter sind die Vereine, dass das Projekt sich nicht auf Hessen oder gar bundesweit durchgesetzt hat. Zum Vergleich: Die Zahl der bundesweiten Drogentoten stieg seit 2012 von 944 auf 2227 Menschen.
Entkriminalisierung, Pflege und legales Kokain in Frankfurt?
Gemeinsam fordern die drei Vereine eine Entkriminalisierung von Drogenkonsumenten. Daraus folge nur eine weitere Stigmatisierung und Diskriminierung, die alle Lebensbereich beträfen. Zudem sei eine adäquate medizinische Versorgung nötig, da mehr drogensüchtige Menschen auf Pflege angewiesen seien.
Auch fordern sie ein Modell zur Originalstoffvergabe: Diamorphin für Heroin-Konsumenten; Kokain für Menschen, die Crack konsumieren und die Verteilung von Naloxon, einem Nasenspray, das potenziell tödliche Opioid-Überdosierungen verhindern kann. Insgesamt sollte das Hilfsangebot für Crack- und Methamphetaminkonsumenten erweitert werden.
Drug-Checking und Schadensminimierung
Auch die legale Überprüfung der Inhaltsstoffe im Rahmen eines Drug-Checking-Projekts sei notwendig. Dies schaffe rechtliche Voraussetzungen, mehr Sicherheit und Gesundheitsschutz. Damit könnten auch Todesfälle durch Überdosierung oder verunreinigte Substanzen verhindert werden.
Generell sei eine gesicherte und verlässliche Finanzierung der Angebote der Drogen- und Suchthilfe unabdinglich. Bislang sei die Suchthilfe in weiten Teilen durch freiwillige Sozialleistungen und von der Haushaltslage der Kommunen oder Ländern abhängig; Kürzungen sind nicht ausgeschlossen.
Voitl: Frankfurt braucht Konsumräume für Crack
Erstmeldung, 29. August: Zum Tag der offenen Tür der Frankfurter Konsumräume am Mittwoch, den 28. August teilte die Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Die Grünen) mit, welche Weiterentwicklung es beim Frankfurter Weg gibt: „Anders als zu Beginn der 1990er Jahre haben wir heute die 30-jährige Erfahrung, dass eine pragmatische, akzeptierende und menschliche Herangehensweise an die Drogenproblematik langfristig die besten Ergebnisse erzielt.“
Frankfurter Weg wird weiterentwickelt
Konsum, medizinische Behandlung, Substitution und psychosoziale Beratung sollen künftig unter einem Dach möglich sein. Damit sollen die Zugänge und Wege verkürzt werden. „Daher arbeiten wir gerade an innovativen Plänen für ein Integriertes Drogen- und Suchthilfezentrum mit einem Konsumareal speziell für Crack konsumierende Menschen“, sagte die Stadträtin. Derzeit suche man für den Modellversuch noch eine Immobilie in der Stadt, wird sie vom hr zitiert.
Anders als in den 90er Jahren hat sich die offene Drogenszene verändert. Dominierten früher noch Opiate in Form von Heroin, ist Crack heute meist die vorherrschende Droge. „Dies alles erfordert neue Antworten der Drogenpolitik. Unsere Drogenkonsumräume müssen noch stärker als bislang für aufgeputschte Crackkonsumierende fit gemacht werden. Dafür brauchen wir erneut den interdisziplinären Schulterschluss – und pragmatisches Handeln“, sagte Voitl.
Auch die Szene und die menschlichen Unterschiede, die neben der Suchterkrankung noch eine Vielzahl anderer Probleme mit sich bringen, machen den Umgang komplizierter. Seien es psychische Probleme, Obdachlosigkeit oder rechtliche Probleme. Schwierig dabei sei vor allem das Konsumieren in schnellen und sehr kurzen Intervallen.
Crack hat die Frankfurter Drogenszene erobert
Der Frankfurter Weg war seinerzeit wegweisend für die europäische Drogenpolitik und trägt bis heute dazu bei, dass die Zahl der Drogentoten in Frankfurt bis heute rückläufig ist, im Vergleich zum Rest Deutschlands. Das Konzept ist inzwischen 30 Jahre alt. Vier Drogenkonsumräume gibt es in der Stadt. Insgesamt werden 37 Plätze angeboten, die sowohl den intravenösen Konsum von Heroin als auch Rauchplätze zur Verfügung stellen. Rund 400 Konsumvorgänge werden täglich in den Räumen durchgeführt.
Der Mentalitätswechsel im Hinblick auf den Umgang mit illegalen Drogen sei risikobehaftet, aber letztlich erfolgreich. Die Zahl der Drogentoten sank vom Jahr 1991 von 147 auf 20 im Jahr 2022. Auch die Infektionen mit HIV nahmen massiv ab. Umso irritierter sind die Vereine, dass das Projekt sich nicht auf Hessen oder gar bundesweit durchgesetzt hat. Zum Vergleich: Die Zahl der bundesweiten Drogentoten stieg seit 2012 von 944 auf 2227 Menschen.
Gemeinsam fordern die drei Vereine eine Entkriminalisierung von Drogenkonsumenten. Daraus folge nur eine weitere Stigmatisierung und Diskriminierung, die alle Lebensbereich beträfen. Zudem sei eine adäquate medizinische Versorgung nötig, da mehr drogensüchtige Menschen auf Pflege angewiesen seien.
Auch fordern sie ein Modell zur Originalstoffvergabe: Diamorphin für Heroin-Konsumenten; Kokain für Menschen, die Crack konsumieren und die Verteilung von Naloxon, einem Nasenspray, das potenziell tödliche Opioid-Überdosierungen verhindern kann. Insgesamt sollte das Hilfsangebot für Crack- und Methamphetaminkonsumenten erweitert werden.
Auch die legale Überprüfung der Inhaltsstoffe im Rahmen eines Drug-Checking-Projekts sei notwendig. Dies schaffe rechtliche Voraussetzungen, mehr Sicherheit und Gesundheitsschutz. Damit könnten auch Todesfälle durch Überdosierung oder verunreinigte Substanzen verhindert werden.
Generell sei eine gesicherte und verlässliche Finanzierung der Angebote der Drogen- und Suchthilfe unabdinglich. Bislang sei die Suchthilfe in weiten Teilen durch freiwillige Sozialleistungen und von der Haushaltslage der Kommunen oder Ländern abhängig; Kürzungen sind nicht ausgeschlossen.
Erstmeldung, 29. August: Zum Tag der offenen Tür der Frankfurter Konsumräume am Mittwoch, den 28. August teilte die Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Die Grünen) mit, welche Weiterentwicklung es beim Frankfurter Weg gibt: „Anders als zu Beginn der 1990er Jahre haben wir heute die 30-jährige Erfahrung, dass eine pragmatische, akzeptierende und menschliche Herangehensweise an die Drogenproblematik langfristig die besten Ergebnisse erzielt.“
Konsum, medizinische Behandlung, Substitution und psychosoziale Beratung sollen künftig unter einem Dach möglich sein. Damit sollen die Zugänge und Wege verkürzt werden. „Daher arbeiten wir gerade an innovativen Plänen für ein Integriertes Drogen- und Suchthilfezentrum mit einem Konsumareal speziell für Crack konsumierende Menschen“, sagte die Stadträtin. Derzeit suche man für den Modellversuch noch eine Immobilie in der Stadt, wird sie vom hr zitiert.
Anders als in den 90er Jahren hat sich die offene Drogenszene verändert. Dominierten früher noch Opiate in Form von Heroin, ist Crack heute meist die vorherrschende Droge. „Dies alles erfordert neue Antworten der Drogenpolitik. Unsere Drogenkonsumräume müssen noch stärker als bislang für aufgeputschte Crackkonsumierende fit gemacht werden. Dafür brauchen wir erneut den interdisziplinären Schulterschluss – und pragmatisches Handeln“, sagte Voitl.
Auch die Szene und die menschlichen Unterschiede, die neben der Suchterkrankung noch eine Vielzahl anderer Probleme mit sich bringen, machen den Umgang komplizierter. Seien es psychische Probleme, Obdachlosigkeit oder rechtliche Probleme. Schwierig dabei sei vor allem das Konsumieren in schnellen und sehr kurzen Intervallen.
Der Frankfurter Weg war seinerzeit wegweisend für die europäische Drogenpolitik und trägt bis heute dazu bei, dass die Zahl der Drogentoten in Frankfurt bis heute rückläufig ist, im Vergleich zum Rest Deutschlands. Das Konzept ist inzwischen 30 Jahre alt. Vier Drogenkonsumräume gibt es in der Stadt. Insgesamt werden 37 Plätze angeboten, die sowohl den intravenösen Konsum von Heroin als auch Rauchplätze zur Verfügung stellen. Rund 400 Konsumvorgänge werden täglich in den Räumen durchgeführt.
30. August 2024, 16.00 Uhr
Till Taubmann
Till Christian Taubmann
Jahrgang 1997, Studium in Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz, Arbeit als freier Illustrator, seit Januar 2023 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till Christian
Taubmann >>
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