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Die Linken-Kandidaten Janine Wissler und Michael Müller hatten angesichts der Wahlergebnisse Grund zur Freude © Bernd Kammerer
Bundestagswahl in Frankfurt
Linke besonders bei Jungwählern beliebt
Während die CDU die Bundestagswahl auch in Frankfurt für sich gewinnen konnte, ist vor allem bei den jungen Wählerinnen und Wählern eine Partei beliebt.
So eine hohe Wahlbeteiligung gab es bei einer Bundestagswahl in Frankfurt seit 40 Jahren nicht mehr: Insgesamt haben 81 Prozent der 434 527 Wahlberechtigten in der Mainmetropole haben ihre Kreuzchen gesetzt. Das ist ein sattes Plus von 6,2 Prozentpunkten gegenüber der Bundestagswahl 2021. Frankfurt liegt damit sowohl über dem Bundes- als auch über dem hessischen Durchschnitt.
Die Frankfurter Wahlergebnisse im Überblick
Die CDU konnte in Frankfurt die meisten Zweitstimmen auf sich vereinen und wurde mit 24,3 Prozent stärkste Kraft in der Stadt. Dies entspricht einem deutlichen Zugewinn von 6,2 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl 2021. Die Grünen, die 2021 das stärkste Wahlergebnis erzielten, mussten mit 19,5 Prozent eine Niederlage von 5,1 Prozentpunkten hinnehmen und rutschten auf Platz zwei ab. Die SPD setzte ihren bundesweiten Abwärtstrend auch in Frankfurt fort und kam mit 17,2 Prozent auf den dritten Platz, das kommt einem Verlust von 5,3 Prozentpunkten gleich.
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Die SPD konnte sich bei ihrer Wahlparty im Theaterhaus nicht über das Ergebnis freuen © Bernd Kammerer
Andere Parteien haben durch die Wahl dazugewonnen. So konnte Die Linke mit 14,4 Prozent einen bemerkenswerten Stimmenzuwachs von 7,4 Prozentpunkten verzeichnen, während die AfD mit zehn Prozent ebenfalls Zugewinne von 4,9 Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Wahl erzielte. Die liberale FDP erlitt mit 6,6 Prozent schwere Verluste (-8,2 Prozentpunkte), was eines ihrer schlechtesten Wahlergebnisse in Frankfurt überhaupt darstellt.
Knapp an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die Partei trat das erste mal bei einer Bundestagswahl an und erreichte 4,8 Prozent. Kurz nach Ausgang der Wahl wurde bereits von Mitgliedern der Bundespartei vernommen, dass sie das bundesweite Wahlergebnis juristisch anfechten würden. So hätte es etwa Unregelmäßigkeiten beim Ablauf der Briefwahl gegeben.
Linke mit starken Zugewinnen bei jungen Wählergruppen
In Frankfurt konnte besonders Die Linke bei den 18- bis 24-Jährigen punkten und erreichte in dieser Altersgruppe 24,3 Prozent der Zweitstimmen, ein Zugewinn von etwa sieben Prozentpunkten im Vergleich zu 2021. Rund 15 Prozent der jungen Wähler, die zuvor zwar wahlberechtigt waren, aber nicht gewählt hatten, entschieden sich diesmal für Die Linke. Die Partei profitierte stark von der Mobilisierung neuer Wähler. Zudem wechselten 12 Prozent der jungen Grünen-Wähler und neun Prozent der SPD-Wähler in dieser Altersgruppe von 2021 zur Linken. Damit etablierte sich Die Linke als eine der bevorzugten Parteien junger, progressiver Wähler in Frankfurt. Der Wahlkampf war geprägt von Fragen der Migration, Wirtschaft und Energiepolitik.
CDU-Direktmandate in den beiden Frankfurter Wahlkreisen
In beiden Wahlkreisen konnten die Kandidaten der CDU das Direktmandat gewinnen: Im Wahlkreis 181 (Frankfurt I) hatte sich Yannick Schwander (CDU) gegen den Konkurrenten Armand Zorn (SPD) durchgesetzt und siegte mit 26 Prozent der Erststimmen. Zorn kam knapp dahinter auf 25,7 Prozent der Stimmen. Die beiden Kandidaten trennten nur 400 Wählerstimmen.
Den Wahlkreis 182 (Frankfurt II) gewann Leopold Born (CDU) mit 27,4 Prozent der Erststimmen gegen den vorherigen Direktmandatsträger Omid Nouripour (Grüne) mit 26,4 Prozent. Die sozialdemokratische Direktkandidatin Lena Voigt konnte mit 18,5 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis keinen Sieg erringen.
Trotz der Wahlsiege ziehen beide CDU-Direktkandidaten nicht in den Bundestag ein, aufgrund der Wahlrechtsreform wurden die Ausgleichs- und Überhangsmandate abgeschafft. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein kritisiert die Situation scharf: „Dieses Wahlrecht der Ampel ist den Wählerinnen und Wählern nicht vermittelbar. Dass direkt gewählte Bundestagskandidaten nicht in den Deutschen Bundestag einziehen dürfen, ist ein Unding. Wer vor Ort gewinnt und das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler bekommen hat, muss auch in den Deutschen Bundestag einziehen.“
Die CDU profitierte von starken Stimmengewinnen aus dem Lager der FDP, die massive Verluste hinnehmen musste. Auch von der SPD konnte die CDU Wähler gewinnen. Die Grünen verloren viele Wähler an die Linke, während die AfD vor allem von früheren Nichtwählern sowie von abwandernden SPD-Wählern profitieren konnte. Auffällig ist, dass die AfD in Frankfurt mit zehn Prozent weit unter ihrem Bundesergebnis von 20,8 Prozent blieb.
Jüdische Gemeinde Frankfurt warnt vor Antisemitismus
Die Jüdische Gemeinde Frankfurt zeigt sich zutiefst besorgt über das hohe Wahlergebnis der AfD bei der Bundestagswahl. Besonders alarmierend sei der Zuspruch für eine Partei, die in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestuft werde. Diese Entwicklung gefährde nicht nur die politische Stabilität, sondern auch die gesellschaftlichen Werte und den Zusammenhalt. Erschreckend sei zudem der hohe Anteil junger Wähler, die sich für die AfD entschieden hätten, obwohl die Partei mit rassistischen, antisemitischen und geschichtsrevisionistischen Äußerungen auffällig wurde. In dieser schwierigen Zeit sei es laut Jüdischer Gemeinde entscheidend, für eine offene und wehrhafte Demokratie einzutreten und jeglichem Extremismus entschieden entgegenzutreten.
Die CDU konnte in Frankfurt die meisten Zweitstimmen auf sich vereinen und wurde mit 24,3 Prozent stärkste Kraft in der Stadt. Dies entspricht einem deutlichen Zugewinn von 6,2 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl 2021. Die Grünen, die 2021 das stärkste Wahlergebnis erzielten, mussten mit 19,5 Prozent eine Niederlage von 5,1 Prozentpunkten hinnehmen und rutschten auf Platz zwei ab. Die SPD setzte ihren bundesweiten Abwärtstrend auch in Frankfurt fort und kam mit 17,2 Prozent auf den dritten Platz, das kommt einem Verlust von 5,3 Prozentpunkten gleich.
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Die SPD konnte sich bei ihrer Wahlparty im Theaterhaus nicht über das Ergebnis freuen © Bernd Kammerer
Andere Parteien haben durch die Wahl dazugewonnen. So konnte Die Linke mit 14,4 Prozent einen bemerkenswerten Stimmenzuwachs von 7,4 Prozentpunkten verzeichnen, während die AfD mit zehn Prozent ebenfalls Zugewinne von 4,9 Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Wahl erzielte. Die liberale FDP erlitt mit 6,6 Prozent schwere Verluste (-8,2 Prozentpunkte), was eines ihrer schlechtesten Wahlergebnisse in Frankfurt überhaupt darstellt.
Knapp an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die Partei trat das erste mal bei einer Bundestagswahl an und erreichte 4,8 Prozent. Kurz nach Ausgang der Wahl wurde bereits von Mitgliedern der Bundespartei vernommen, dass sie das bundesweite Wahlergebnis juristisch anfechten würden. So hätte es etwa Unregelmäßigkeiten beim Ablauf der Briefwahl gegeben.
In Frankfurt konnte besonders Die Linke bei den 18- bis 24-Jährigen punkten und erreichte in dieser Altersgruppe 24,3 Prozent der Zweitstimmen, ein Zugewinn von etwa sieben Prozentpunkten im Vergleich zu 2021. Rund 15 Prozent der jungen Wähler, die zuvor zwar wahlberechtigt waren, aber nicht gewählt hatten, entschieden sich diesmal für Die Linke. Die Partei profitierte stark von der Mobilisierung neuer Wähler. Zudem wechselten 12 Prozent der jungen Grünen-Wähler und neun Prozent der SPD-Wähler in dieser Altersgruppe von 2021 zur Linken. Damit etablierte sich Die Linke als eine der bevorzugten Parteien junger, progressiver Wähler in Frankfurt. Der Wahlkampf war geprägt von Fragen der Migration, Wirtschaft und Energiepolitik.
In beiden Wahlkreisen konnten die Kandidaten der CDU das Direktmandat gewinnen: Im Wahlkreis 181 (Frankfurt I) hatte sich Yannick Schwander (CDU) gegen den Konkurrenten Armand Zorn (SPD) durchgesetzt und siegte mit 26 Prozent der Erststimmen. Zorn kam knapp dahinter auf 25,7 Prozent der Stimmen. Die beiden Kandidaten trennten nur 400 Wählerstimmen.
Den Wahlkreis 182 (Frankfurt II) gewann Leopold Born (CDU) mit 27,4 Prozent der Erststimmen gegen den vorherigen Direktmandatsträger Omid Nouripour (Grüne) mit 26,4 Prozent. Die sozialdemokratische Direktkandidatin Lena Voigt konnte mit 18,5 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis keinen Sieg erringen.
Trotz der Wahlsiege ziehen beide CDU-Direktkandidaten nicht in den Bundestag ein, aufgrund der Wahlrechtsreform wurden die Ausgleichs- und Überhangsmandate abgeschafft. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein kritisiert die Situation scharf: „Dieses Wahlrecht der Ampel ist den Wählerinnen und Wählern nicht vermittelbar. Dass direkt gewählte Bundestagskandidaten nicht in den Deutschen Bundestag einziehen dürfen, ist ein Unding. Wer vor Ort gewinnt und das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler bekommen hat, muss auch in den Deutschen Bundestag einziehen.“
Die CDU profitierte von starken Stimmengewinnen aus dem Lager der FDP, die massive Verluste hinnehmen musste. Auch von der SPD konnte die CDU Wähler gewinnen. Die Grünen verloren viele Wähler an die Linke, während die AfD vor allem von früheren Nichtwählern sowie von abwandernden SPD-Wählern profitieren konnte. Auffällig ist, dass die AfD in Frankfurt mit zehn Prozent weit unter ihrem Bundesergebnis von 20,8 Prozent blieb.
Die Jüdische Gemeinde Frankfurt zeigt sich zutiefst besorgt über das hohe Wahlergebnis der AfD bei der Bundestagswahl. Besonders alarmierend sei der Zuspruch für eine Partei, die in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestuft werde. Diese Entwicklung gefährde nicht nur die politische Stabilität, sondern auch die gesellschaftlichen Werte und den Zusammenhalt. Erschreckend sei zudem der hohe Anteil junger Wähler, die sich für die AfD entschieden hätten, obwohl die Partei mit rassistischen, antisemitischen und geschichtsrevisionistischen Äußerungen auffällig wurde. In dieser schwierigen Zeit sei es laut Jüdischer Gemeinde entscheidend, für eine offene und wehrhafte Demokratie einzutreten und jeglichem Extremismus entschieden entgegenzutreten.
24. Februar 2025, 16.45 Uhr
Lukas Mezler
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Lukas Mezler
Jahrgang 1997, Studium der Sozial- und Kulturanthropologie an der Goethe-Universität Frankfurt, EHESS in Paris. Seit Oktober 2024 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Lukas
Mezler >>
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Analyse
Nach der Wahl ist vor der Wahl
CDU-Kandidaten Leopold Born und Yannick Schwander gewinnen beide Frankfurter Wahlkreise, ziehen aber nicht in den Bundestag ein. Die Parteien nehmen Kurs auf die Kommunalwahl 2026.
Text: Jasmin Schülke / Foto: Yannick Schwander und Leopold Born bei der Wahlparty der CDU im Kunstverein © Bernd Kammerer
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24. Februar 2025
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