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Buchvorstellung von Omid Nouripour
Gibt es einfache Antworten auf den islamistischen Terrorismus?
Das Buch "Was tun gegen Dschihadisten?" vom Grünen-Politiker Omid Nouripour will Antworten geben, was gegen den Terror zu tun ist. Bei einer Buchvorstellung im Haus am Dom kamen aber neue Fragen auf.
Wo beginnt der Kampf gegen den Terror eigentlich? Und kann man den Terror wirklich besiegen, wie der Untertitel von Nouripours Buch verspricht?
Nach einer Buchvorstellung im Haus am Dom am Donnerstagabend muss man wohl sagen: Es ist kompliziert. Bruno Schoch vom von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung sitzt mit auf dem Podium, Nouripour ist Außenpolitikexperte seiner Partei, bereist beständig die Konfliktherde dieser Welt – und so verwundert es kaum, dass die kommende dritte Intifada, die geistigen Brandstifter im Nahen und Mittleren Osten oder in den USA erst einmal eine große Rolle spielen. Klar wird recht bald: Es sieht düster aus, die Welt ein realpolitisches Pulverfass. Die Leidtragendes dieser Konflikte flüchten und einige von ihnen finden sich schließlich in Deutschland wieder – mit allen Chancen und allen Problemen.
Womit wir bei der Innenpolitik wären, einem Minenfeld gedanklicher Natur. Nouripour beklagt, dass es immer noch keinen Islamunterricht von Staatswegen gebe, "seit über 20 Jahren wird das gefordert – und passiert ist nichts. Ein Riesenfehler – denn die Menschen haben eine Sehnsucht mehr über ihre Religion zu erfahren." So wird dieses Gefühl nicht immer von rechtschaffenen, staatstreuen Lehrern gestillt. "Wir brauchen diesen Unterricht jetzt, wenn wir nicht noch eine Generation an die Hinterhöfe verlieren wollen." Vereinigungen wie Ditib seien zwiespältig zu sehen. "Es ist der größte Verbund, wir müssen mit denen reden. Aber sie müssten sich zu einem rein deutschen Verband wandeln - was schwierig ist, weil sie ihr Geld aus Ankara bekommen."
Schoch gibt zu, von Innenpolitik nur wenig zu verstehen. Doch er kennt aus der persönlichen Erfahrung Beispiele, die ihn nachdenklich stimmen – seine Frau ist Grundschullehrerin und treffe auf Mütter, die ihr nicht die Hand gäben, weil sie unrein sei, auf Väter, die ihre Töchter von Schulaufführungen oder Klassenfahrten ausschlössen. "Wie sollen diese Kinder unterrichtet werden?" Die Angst, sich in solchen Fällen einzumischen, sei fatal. "Die Demokratie zu verteidigen", so Schoch, "beginnt im Alltag." Nouripour merkt an, dass solche Vorkommnisse nichts mit dem Dschihadismus zu tun hätten – ein Zuhörer sieht AfD-Gedanken. Das Erste ist richtig, denn, so sagen Schoch und Nouripour später, auch salafistisch eingestellte Gläubige, überschritten nicht automatisch die Grenze zur Gewalt. Schoch sagt: "Es gibt ein Problem - wer es bestreitet, kann es nicht angehen."
Im Publikum fordert man derweil Positivbeispiele. Herr Schoch verweist auf den Politiker neben ihm. "Der bundesrepublikanischen Gesellschaft ist eine große Integration gelungen – von Politikern bis zu Fußballspielern." Das zeige, dass Bildung die beste Antwort auf salafistische Umtriebe oder islamistischen Terror sei. Nouripour meint, sie speisten sich aus Verlierern der Gesellschaft, aus Bildungsabbrechern, nicht selten mit Knasterfahrung.
Am Ende dann noch mal die Rückkehr zur Weltinnenpolitik. Nouripour nennt Tunesien als Beispiel für ein Land, das mit mehr islamistischen Rückkehrern zu kämpfen habe als die europäischen Staaten. "Es ist wichtig, dorthin zu schauen, wo es gut geht", so Nouripour. Zeigt das, dass es auch ohne militärische Mittel geht? Im Publikum wird Petra Kelly genannt, Grünen-Gründerin und strikte Kämpferin gegen jedwede Gewalt. "Ich schätze Petra Kelly sehr, aber das waren damals andere Zeiten. In der Geschäftsordnung der Fraktion stand damals, dass man den Einsatz von Computern aus Datenschutzgründen ablehne – die Zeiten haben sich eben verändert." Und so ist Nouripour auch für den Einsatz des Militärs. "Es ist richtig: Terror kann man nicht militärisch besiegen – man kann nur Zeitfenster schaffen, um zivilgesellschaftliche Fortschritte zu erreichen." Manchmal führe die Unterlassung von militärischer Gewalt zu größeren Katastrophen.
>> Omid Nouripour: Was tun gegen Dschihadisten?
Wie wir den Terror besiegen können – dtv, 16,90 Euro,
Nach einer Buchvorstellung im Haus am Dom am Donnerstagabend muss man wohl sagen: Es ist kompliziert. Bruno Schoch vom von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung sitzt mit auf dem Podium, Nouripour ist Außenpolitikexperte seiner Partei, bereist beständig die Konfliktherde dieser Welt – und so verwundert es kaum, dass die kommende dritte Intifada, die geistigen Brandstifter im Nahen und Mittleren Osten oder in den USA erst einmal eine große Rolle spielen. Klar wird recht bald: Es sieht düster aus, die Welt ein realpolitisches Pulverfass. Die Leidtragendes dieser Konflikte flüchten und einige von ihnen finden sich schließlich in Deutschland wieder – mit allen Chancen und allen Problemen.
Womit wir bei der Innenpolitik wären, einem Minenfeld gedanklicher Natur. Nouripour beklagt, dass es immer noch keinen Islamunterricht von Staatswegen gebe, "seit über 20 Jahren wird das gefordert – und passiert ist nichts. Ein Riesenfehler – denn die Menschen haben eine Sehnsucht mehr über ihre Religion zu erfahren." So wird dieses Gefühl nicht immer von rechtschaffenen, staatstreuen Lehrern gestillt. "Wir brauchen diesen Unterricht jetzt, wenn wir nicht noch eine Generation an die Hinterhöfe verlieren wollen." Vereinigungen wie Ditib seien zwiespältig zu sehen. "Es ist der größte Verbund, wir müssen mit denen reden. Aber sie müssten sich zu einem rein deutschen Verband wandeln - was schwierig ist, weil sie ihr Geld aus Ankara bekommen."
Schoch gibt zu, von Innenpolitik nur wenig zu verstehen. Doch er kennt aus der persönlichen Erfahrung Beispiele, die ihn nachdenklich stimmen – seine Frau ist Grundschullehrerin und treffe auf Mütter, die ihr nicht die Hand gäben, weil sie unrein sei, auf Väter, die ihre Töchter von Schulaufführungen oder Klassenfahrten ausschlössen. "Wie sollen diese Kinder unterrichtet werden?" Die Angst, sich in solchen Fällen einzumischen, sei fatal. "Die Demokratie zu verteidigen", so Schoch, "beginnt im Alltag." Nouripour merkt an, dass solche Vorkommnisse nichts mit dem Dschihadismus zu tun hätten – ein Zuhörer sieht AfD-Gedanken. Das Erste ist richtig, denn, so sagen Schoch und Nouripour später, auch salafistisch eingestellte Gläubige, überschritten nicht automatisch die Grenze zur Gewalt. Schoch sagt: "Es gibt ein Problem - wer es bestreitet, kann es nicht angehen."
Im Publikum fordert man derweil Positivbeispiele. Herr Schoch verweist auf den Politiker neben ihm. "Der bundesrepublikanischen Gesellschaft ist eine große Integration gelungen – von Politikern bis zu Fußballspielern." Das zeige, dass Bildung die beste Antwort auf salafistische Umtriebe oder islamistischen Terror sei. Nouripour meint, sie speisten sich aus Verlierern der Gesellschaft, aus Bildungsabbrechern, nicht selten mit Knasterfahrung.
Am Ende dann noch mal die Rückkehr zur Weltinnenpolitik. Nouripour nennt Tunesien als Beispiel für ein Land, das mit mehr islamistischen Rückkehrern zu kämpfen habe als die europäischen Staaten. "Es ist wichtig, dorthin zu schauen, wo es gut geht", so Nouripour. Zeigt das, dass es auch ohne militärische Mittel geht? Im Publikum wird Petra Kelly genannt, Grünen-Gründerin und strikte Kämpferin gegen jedwede Gewalt. "Ich schätze Petra Kelly sehr, aber das waren damals andere Zeiten. In der Geschäftsordnung der Fraktion stand damals, dass man den Einsatz von Computern aus Datenschutzgründen ablehne – die Zeiten haben sich eben verändert." Und so ist Nouripour auch für den Einsatz des Militärs. "Es ist richtig: Terror kann man nicht militärisch besiegen – man kann nur Zeitfenster schaffen, um zivilgesellschaftliche Fortschritte zu erreichen." Manchmal führe die Unterlassung von militärischer Gewalt zu größeren Katastrophen.
>> Omid Nouripour: Was tun gegen Dschihadisten?
Wie wir den Terror besiegen können – dtv, 16,90 Euro,
11. Dezember 2017, 09.59 Uhr
Nils Bremer
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