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Bernadette Weyland im Gespräch:

"Das Image von Alt-Sachsenhausen kann man ändern"

Die CDU-Kandidatin Bernadette Weyland will als Oberbürgermeisterin Alt-Sachsenhausen aufpolieren. Wie das mit einer städtischen Gesellschaft funktionieren könnte, erläutert sie hier im Interview.
Journal Frankfurt: Frau Weyland, wir waren eben vor dem Paradieshof in Alt-Sachsenhausen. Ein Gebäude der Stadt, bei dem es bald vorangehen soll – die European School of Design soll hier eigentlich einziehen, der Neubeginn auf das ganze Viertel ausstrahlen.
Bernadette Weyland: Richtig, aber es tut sich nichts. Wie so oft in der Stadt: Die Zuständigkeiten ändern sich und schon geraten gute Projekte wie dieses ins Stocken.

Sie spielen darauf an, dass Olaf Cunitz von den Grünen das Projekt einst mitinitiierte, die Liegenschaft dann vom SPD-Mann Mike Josef übernommen wurde und mittlerweile Ihr Parteikollege Jan Schneider dafür zuständig ist. Solche politischen Wechsel können Sie ja nicht kritisieren, oder?
Natürlich nicht. Aber wenn solche Wechsel stattfinden und nun auch noch ein neues Amt für das Projekt zuständig ist, wäre ein Schreiben an die Betroffenen mit einem Ansprechpartner doch das Mindeste. Das ist übliches Verwaltungshandeln. Wenn das nicht funktioniert, stimmt etwas grundsätzlich nicht. Das ist nicht für die Partner in der Stadt, wie in diesem Fall der European School of Design, unbefriedigend, sondern auch für all jene Leute in Alt-Sachsenhausen, die der Stadt geglaubt haben, dass mit dem Paradieshof ein Aufbruch einhergeht.

Was schlagen Sie vor?
Die Dom-Römer-Gesellschaft hat den Bau der neuen Altstadt nahezu abgeschlossen. Es wäre sinnvoll, sie in ein Baumanagement für Alt-Sachsenhausen zu überführen. Mit ähnlichen Gedanken hat sich auch schon der Ortsbeirat hier befasst.

Was wäre der Vorteil?
Beim Dom-Römer-Areal hat man gesehen, dass das Projekt zu groß für die Verwaltung ist und deswegen eine eigene Gesellschaft gegründet. Sie hat es geschafft, die vielen verschiedenen Partner und auch die Politik zusammenzuhalten.

Für mich liegt da eine gewisse Ironie drin, denn bei der Debatte um den Abriss des Technischen Rathauses, äußerten führende Köpfe der Stadt, wie etwa der Stadtplaner Albert Speer, dass es widersinnig sei, auf der einen Mainseite die Altstadt wiederaufzubauen, während sie auf der anderen verfällt.
Das zeigt meines Erachtens nur, wie dringend notwendig es wäre, sich Alt-Sachsenhausen endlich mit Verve anzunehmen. Bis Ende 2017 sollte es Neuigkeiten zum Paradieshof geben, getan hat sich nichts.

Was Sie vorschlagen geht ins Geld.
Ja, aber es ist notwendig zu investieren, damit unsere Stadt nicht zerfällt. In Höchst gab es ein Förderprogramm und in anderen Stadtteilen auch. Unter Beteiligung der Bürger kann man mit solchen Instrumenten viel mehr erreichen, als wenn man mit der Gießkanne Geld über die ganze Stadt verteilt.

Sie meinen, dass man Private beteiligen muss an der Erneuerung alter Gebäude.
Deswegen bin ich gerade was den Paradieshof angeht so verärgert. Nicht nur die Design-Schule hat eine gewaltige Last zu tragen, die Ankündigung, die Stadt wolle Alt-Sachsenhausen wieder schöner machen, hat auch Macher wie Steen Rothenberger oder Architekten wie Marie-Theres Deutsch ermutigt, ihren Weg weiterzugehen. Dieses Vertrauen in die Stadt sollte man nicht erschüttern – im Gegenteil, man muss solchen engagierten Bürgern die Hand reichen.

Damit kommen wir zu einem entscheidenden Unterschied zur DomRömer-Gesellschaft. Das dortige Areal ist komplett in städtischer Hand. Hier in Alt-Sachsenhausen haben Sie es, wenn man mal vom Paradieshof absieht, vor allem mit privaten Grundstückseigentümer zu tun.
Eine städtische Gesellschaft könnte mit einem Förderprogramm ganz anders auf die privaten Eigentümer zu gehen und sie dabei unterstützen, ihre Häuser zu sanieren oder auch anderen Nutzungen als bisher zuzuführen. Architekten, Hausbesitzer und Bürger könnten zusammen hier vorangehen.

Sie haben schon Namen genannt, die sich seit Jahren für Alt-Sachsenhausen einsetzen, kleine Bars wie das Showmanship oder neue Konzepte wie das Lindenberg-Hotel sind hier entstanden. Da rennen Sie mit Ihrer Idee sicherlich offenen Türen ein. Aber was ist mit jenen Spekulanten, die seit Jahren auf Shisha-Bars oder Leerstand setzen?
Man muss es vielleicht erstmal versuchen, an sie heranzutreten - und gewiss auch hier und da einen langen Atem mitbringen. Sie haben es selbst gesagt: Der Paradieshof sollte auf das Viertel ausstrahlen, auch von studentischem Wohnen war die Rede. Deswegen ist es so schade, dass das Projekt vor dem Scheitern steht. Dass das Viertel bei vielen Frankfurtern nur mit Alkoholexzessen verbunden wird, ist keine unumstößliche Tatsache. Auch so ein Image kann man Schritt für Schritt ändern – und ich glaube, dass daran auch jene Hausbesitzer ein Interesse haben, die bislang neuen Ideen nicht aufgeschlossen waren.

Interview: Nils Bremer
 
Fotogalerie:
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26. Januar 2018, 11.55 Uhr
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