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Ein Besuch auf dem Dottenfelderhof in Bad Vilbel

„Wir bemühen uns, gute Lebensmittel zu produzieren“

Unsere aktuelle Titelstory im JOURNAL dreht sich um regionales, faires Essen. Zum Beispiel vom Dottenfelderhof in Bad Vilbel. Unser Besuch dort führt uns zur eigenen Käserei, der Getreidemühle und den Tierställen.
Kurz hinter der Frankfurter Stadtgrenze erstreckt sich der Hof auf 190 Hektar. Fünf Familien bewirtschaften die Anlage, bauen Getreide, Obst und Gemüse an, züchten Tiere und stellen Käse und Brote aus den eigenen Ressourcen her – alles nach biologischen Standards des Demeter-Siegels. Vor fast fünfzig Jahren stellte der Hof 1968 komplett auf biologischen Betrieb um, als einer der ersten Höfe Deutschlands.

Heute leben und arbeiten etwa 100 Menschen auf dem Hof. Einer von ihnen ist Margarathe Hinterlang, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und den Schulbauernhof.

Auf dem Schulbauernhof bringt Margarethe Hinterlang Kindern & Jugendlichen die Landwirtschaft näher.
Foto: Dirk Ostermeier

Seit 1984 ist sie auf dem Hof, hat dort ihre Kinder aufgezogen und ursprünglich im Kuhstall gearbeitet. „Wir sind eine Gemeinschaft, die gemeinsam den Hof bewirtschaftet“, beschreibt sie das Zusammenleben.

Durch den kleinen Hofladen führt sie uns zunächst in die hauseigene Käserei. Etwa 1000 Liter Milch werden hier täglich verarbeitet.

Käserinnen drehen den Käse (hier: Brie), damit die Molke ablaufen kann. Foto: Dirk Ostermeier

Dank der kurzen Wege ist der Transport schonend, aus der frischen Milch der Kühe kann umgehend Käse hergestellt werden. Alle Schritte werden von Hand statt maschinell erledigt.

Nach einem Salzbad wird der Käse im Reifraum mit Pilzen beimpft und zum Reifen eingepackt.
Foto: Dirk Ostermeier

Erst die Lagerungsdauer und –temperatur im Keller legen die Käsesorte fest. „Das macht auch den Reiz aus, dass der Käse immer wieder anders schmeckt“, so Hinterlang. Die Auswahl im Hofladen ist groß: Zehn bis 15 Sorten sind für gewöhnlich im Angebot.

Die Lagerungsbedingungen im Keller entscheiden über den Geschmack des Käses.
Foto: Dirk Ostermeier

Besonders beliebt ist das Möhrenlaibchen, auch Bergkäse, Camembert, Gouda und Raclettekäse werden hergestellt. Immer wieder sind die Käser auch experimentierfreudig verrät Hinterlang. „Es gab schon Sorten mit Kümmel, Pfeffer, Ebbelwoi und Rotwein.“

Bis zu 1000 Brote am Tag
Viel Wert legen die Bewirtschafter des Hofs auf Handwerkskunst und eine möglichst nachhaltige Herstellung: Fast alle Zutaten der Backwaren stammen vom eigenen Hof, nur Mandeln müssen manchmal angekauft werden, so Hinterlang. Fünf Getreidesorten für die Backwaren werden in der eigenen Mühle gemahlen, zwischen zehn und zwölf Stunden am Tag. Obwohl es zeitlich und personell aufwendiger ist, wird ein traditioneller Holzofen benutzt. Bis zu 25 Brotsorten stellen die Bäcker so her.

Bis zu 1000 Brote werden täglich im Holzofen gebacken.
Foto: Dirk Ostermeier

Gerade am Wochenende haben sie viel Arbeit: Werden sonst mindestens 200 Brote täglich gebacken, sind es samstags, am Hauptproduktionstag etwa 1000. Ab mittwochs beginnen die Bäcker bereits abends um 22 Uhr mit ihrer Arbeit, um die Nachfrage zu stillen. Das Brotangebot ist eng mit den Witterungsbedingungen verknüpft. Nach schlechten Getreideernten liegt ein kleineres Sortiment hinter der Theke des Hofladens.

Umstieg auf Bio kostet Geld
Der Dottenfelderhof setzt auf Nachhaltigkeit: Auch das Futter der Rinder, Schweine und Kühe stammt vom eigenen Hof, der den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und biologischem Anspruch seit Jahrzehnten meistert.

Der Kuhstall auf dem Hof ist in unmittelbarer Nähe der Käserei.
Foto: Dirk Ostermeier

Dass nicht mehr Betriebe auf biologischen Anbau umstellen, bedauert Hinterlang. „Große Konzerne und der Bauernverband haben großen Einfluss, dass sich nicht mehr entwickelt hat. Die Lobby der konventionellen Landwirtschaft ist zu groß.“ Hinzu käme der finanzielle Aufwand. Vier Jahre müssen Betriebe komplett biologisch wirtschaften, ehe sie beispielsweise das offizielle Demeter-Zertifikat erhalten: „Die meisten Bauern können sich das nicht leisten.“

Die Schweine auf dem Hof werden nur mit eigenem Futter versorgt.
Foto: Dirk Ostermeier

Bioladen, Märkte, Veranstaltungen
Der Dottenfelderhof dagegen konnte sich etablieren, viele Kunden kommen nach Bad Vilbel, um im Hofladen und dem kleinen Bio-Supermarkt einzukaufen. Dort werden neben eigenen Produkten auch Erzeugnisse anderer Höfe verkauft. Die Auswahl ist groß: Vegane Brotaufstriche, Bio-Honig und Eier der 1200 Hühner gibt es genauso wie Obst, Gemüse und Naturkosmetik. Sogar ein „Dottenfelder Riesling“ ist im breiten Angebot vorhanden. „Alles, was wir im Laden erwirtschaften, fließt sofort in die Produktion“, so Hinterlang. Bekannt ist der Dottenfelderhof auch durch seine Präsenz auf zahlreichen Wochenmärkten. Seit mehr als zwanzig Jahren verkauft der Hof seine Produkte auf dem Markt an der Konstablerwache. „Das ist der Markt mit unserem größten Umsatz.“

Frische Bio-Eier gibt es dank 1200 Hühnern auf dem Hof.
Foto: Dirk Ostermeier

Außerdem öffnet sich der Hof seinen Besuchern, gerade im Sommer ist er ein beliebtes Ausflugsziel für Familien mit Kindern. Das Besondere: Auch abseits von Führungen dürfen Besucher über das Gelände streifen und Landwirtschaft erleben. Ein Lehrpfad weist auf die Geschichte des Hofes hin und stellt das Gelände anhand großer Schautafeln vor. Im Rahmen des Schulbauernhofs empfängt Hinterlang zudem Schulklassen auf dem Hof, denen sie Landwirtschaft und Natur näher bringen will. Der gesellschaftliche Aspekt ist ihr wichtig: „In Landwirtschaft steckt das Wort ‚Wirtschaft‘, aber Landwirtschaft darf nicht nur wirtschaftlich sein.“

Foto: Dirk Ostermeier

>> Noch mehr zum Thema gesunde Ernährung können Sie in der aktuellen Titelstory "Glückliches Essen" im JOURNAL Frankfurt lesen, das es seit Dienstag am Kiosk gibt.
 
Fotogalerie:
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22. Februar 2017, 12.00 Uhr
Nicole Nadine Seliger
 
 
 
 
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