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30 Jahre CSD
Kelly Heelton: Das Wunderkind
Der Christopher Street Day in Frankfurt feiert am kommenden Wochenende 30-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass stellen wir in einer vierteiligen Reihe Frankfurter Dragqueens vor – darunter auch Kelly Heelton. Teil 2.
„Meine Motivation ist es zu zeigen, dass alle Menschen gleich viel wert sind. Wir Dragqueens sind nicht einfach nur Paradiesvögel. Wir wollen auch ernst genommen werden“, sagt Kelly Heelton. Ihr bürgerlicher Name lautet Fausto Israel. Aufgewachsen in São Paulo, Brasilien, kam der heute 40-Jährige 2003 als Au-pair ins osthessische Fulda. „Gefühlt war ich der einzige Schwarze, schwule Latino in der ganzen Stadt und wurde rassistisch angefeindet“, berichtet Israel. Da sein Cousin in Hamburg beim Musical „Der König der Löwen“ mitspielte, ging Israel in die Hansestadt, wo er sich prompt in seinen ersten deutschen Freund verliebte. Er blieb also in Hamburg und spielte am Theater.
Zum ersten Mal als Dragqueen aufgetreten ist er 2005 in Köln: „Da bin ich für eine andere Dragqueen eingesprungen in einem Trio, das die Girl-Band Destiny’s Child imitierte und ich übernahm die Rolle der Kelly Rowland. Daher kommt auch mein Künstlername“, erklärt er. Heute ist Kelly Heelton weltweit erfolgreich: „Ich bin schon fast überall in Europa aufgetreten, außerdem in China, Korea und Malaysia“. Sogar in Polen und Russland habe sie bereits performed. „In Moskau war ich auf einem Geburtstag gebucht, der in einem ehemaligen KGB-Gebäude stattfand. Vor der Reise hatte ich große Angst. Ich habe mich aber versichert, dass ich dort beschützt werde und hatte Security, einen eigenen Fahrer und einen Übersetzer. Drei Mal bin ich dort gewesen. Das war aber lange vor dem Krieg“, erinnert sich die Dragqueen. Genauso wie Kollegin Feeby Fergison ist auch Kelly Heelton kürzlich Zeugin einer Attacke in Frankfurt auf eine befreunde Transperson gewesen. „Das war schlimm und so unnötig. Wir dürfen uns aber trotzdem nicht verstecken“, ist sich Kelly sicher.
Auf der Bühne präsentiert sie sich mit einer Mischung aus Comedy, Gesang, Tanz und Lippensynchronisation. „Das ist das Tolle an der Drag-Kunst – du kannst alles sein, zeigen und repräsentieren“, findet Kelly. Israel ist ausgebildeter Sänger und kommt aus einer musikalischen Familie: „Meine Tante ist Opernsängerin, mein Vater Gitarrist. Ich habe schon mit sechs Jahren als Solist im Gospelchor gesungen“, sagt er. Mit einem Schmunzeln erinnert er sich an sein Outing zurück: „Ich war mit meiner Mutter im Supermarkt. Wir sprachen über die teuren Tomaten. Dann meinte sie ganz beiläufig: ‚Fausto, du bist schwul, oder?‘ und ich: ‚Ja, Mama.‘ Sie sagte dann: ‚Okay, wir nehmen nur die Zwiebeln‘. Ich starrte auf die beiden großen Tomaten in meiner Hand und fragte mich, was hier gerade passiert ist. Wir kauften weiter ein, als wäre nichts gewesen“, lacht der Drag-Künstler.
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Dieser Text ist zuerst als Teil der Titelstory in der aktuellen JOURNAL FRANKFURT-Ausgabe (7/22) erschienen.
Zum ersten Mal als Dragqueen aufgetreten ist er 2005 in Köln: „Da bin ich für eine andere Dragqueen eingesprungen in einem Trio, das die Girl-Band Destiny’s Child imitierte und ich übernahm die Rolle der Kelly Rowland. Daher kommt auch mein Künstlername“, erklärt er. Heute ist Kelly Heelton weltweit erfolgreich: „Ich bin schon fast überall in Europa aufgetreten, außerdem in China, Korea und Malaysia“. Sogar in Polen und Russland habe sie bereits performed. „In Moskau war ich auf einem Geburtstag gebucht, der in einem ehemaligen KGB-Gebäude stattfand. Vor der Reise hatte ich große Angst. Ich habe mich aber versichert, dass ich dort beschützt werde und hatte Security, einen eigenen Fahrer und einen Übersetzer. Drei Mal bin ich dort gewesen. Das war aber lange vor dem Krieg“, erinnert sich die Dragqueen. Genauso wie Kollegin Feeby Fergison ist auch Kelly Heelton kürzlich Zeugin einer Attacke in Frankfurt auf eine befreunde Transperson gewesen. „Das war schlimm und so unnötig. Wir dürfen uns aber trotzdem nicht verstecken“, ist sich Kelly sicher.
Auf der Bühne präsentiert sie sich mit einer Mischung aus Comedy, Gesang, Tanz und Lippensynchronisation. „Das ist das Tolle an der Drag-Kunst – du kannst alles sein, zeigen und repräsentieren“, findet Kelly. Israel ist ausgebildeter Sänger und kommt aus einer musikalischen Familie: „Meine Tante ist Opernsängerin, mein Vater Gitarrist. Ich habe schon mit sechs Jahren als Solist im Gospelchor gesungen“, sagt er. Mit einem Schmunzeln erinnert er sich an sein Outing zurück: „Ich war mit meiner Mutter im Supermarkt. Wir sprachen über die teuren Tomaten. Dann meinte sie ganz beiläufig: ‚Fausto, du bist schwul, oder?‘ und ich: ‚Ja, Mama.‘ Sie sagte dann: ‚Okay, wir nehmen nur die Zwiebeln‘. Ich starrte auf die beiden großen Tomaten in meiner Hand und fragte mich, was hier gerade passiert ist. Wir kauften weiter ein, als wäre nichts gewesen“, lacht der Drag-Künstler.
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Dieser Text ist zuerst als Teil der Titelstory in der aktuellen JOURNAL FRANKFURT-Ausgabe (7/22) erschienen.
12. Juli 2022, 12.25 Uhr
Katrin Börsch
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