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Hausieren und grüßen
Wenn der Feldmann zweimal klingelt
Von wegen Hausieren verboten. Oberbürgermeister Feldmann hat es vor der Wahl getan und er wird es wieder tun: er sucht die Bürger heim – äh nein, er besucht sie daheim. Blitzlichtgewitter und Medienandrang inklusive.
Ben-Gurion-Ring. Bonames, kurz nach 18 Uhr. Ein gar lieblicher Ort mit sozialem Wohnungsbau an einem lauen Sommerabend. Der Feierabend steht unmittelbar bevor. Schuhe aus, Schlappen an. Und dann klingelt es plötzlich und Sie denken an nichts Böses. Jetzt hätte man den Türspion benutzen können, doch statt dessen öffnen Sie schwungvoll die Tür und davor stehen Peter Feldmann und ein fast dreißigköpfiger Tross an Lokalpolitikern, mit Schreibblöcken bewaffneten Journalisten und noch schlimmer: losknipsenden Fotografen sowie einem Fernsehkameramann, der dem Hausbewohner schon mal ins Gesicht leuchtet, weil Fotoblitz und Donner und Doria nicht reichen. Ja, so muss man sich den Hausbesuch am Dienstagabend von Peter Feldmann in etwa vorstellen.
Die Bewohner sind verdattert und verdutzt, einige mutmaßen vielleicht, dass sich der Oberbürgermeister das Porto sparen will, denn er hat für jeden Bewohner der Nassauischen Heimstätte, gegen deren Verkauf er sich ja vor der Wahl eingesetzt hat, ein Briefchen dabei, in dem er sich für die Unterstützung bedankt. Vor jeder Tür der gleiche Text: „Hallo guten Abend, ich bin der Peter Feldmann. Ich war vor der Wahl schon mal da und wollte mich bedanken. Hier habe ich einen Brief für Sie und eine Visitenkarte, falls mal was sein sollte, melden Sie sich einfach bei mir.“ Angesichts des Tumults im engen Hausflur mag so mancher eher gehofft haben, jetzt über seinen Lottogewinn benachrichtigt zu werden. Aber immerhin springt für jeden auch ein Kugelschreiber vom Oberbürgermeister ganz persönlich raus.
Bei denen, die wissen, wer Peter Feldmann und was ein Oberbürgermeister ist, und das ist, wie man merkt, keineswegs selbstverständlich, entdeckt man auch Anerkennung für soviel Bürgersinn und Volksnähe. „Viele Politiker melden sich vor der Wahl bei den Leuten und danach sieht man sie nie wieder. Ich will zeigen, dass es anders geht“, sagt Feldmann.
Und dann droht er fast an, das Ganze jetzt monatlich zu wiederholen. „Die ganzen sechs Jahre lang, die ich im Amt bin.“ Der Mann hat Übung. Mit seinen SPD-Genossen hat er 19.000 Klingeln, vor allem bei Bewohnern der Nassauischen Heimstätten geputzt, und brachte Rosen oder Kreppel vorbei. Diese Volkstümelei brachte Feldmann vermutlich auch einen Sympathievorsprung zu seinem, sagen wir mal: reserviert wirkenden Kontrahenten Boris Rhein (CDU), ein. Feldmann wirkt sympathisch und war früher in Bonames sicher „einer von uns“. Heute kommt er im Anzug vorbei, fährt mit dem VW Phaeton vor und hebt sich mit seiner Entourage doch gewaltig von der Bevölkerung am Ben-Gurion-Ring ab. „Seid Ihr alle vom Fernsehen?“ spricht uns ein Jugendlicher an. „Was ist denn los?“, will er wissen. „Der Oberbürgermeister kommt!“. „Oh cool!“, antwortet der junge Mann. „Und wie heißt der? Feldmann? Kenn isch net.“ Da ist für den Oberbürgermeister noch eine Menge Öffentlichkeitsarbeit zu tun, aber Hausieren allein scheint da nicht zu helfen.
So ganz hat Feldmann den Wahlkampfmodus noch nicht abgeschaltet, mit Vorliebe schüttelt er Hände, stellt sich vor und wenn er bei Organisationen und Vereinen ist, dann sagt er etwas Wohlwollendes. Nur Ecken und Kanten, die würde man sich bei ihm noch wünschen. Denn so bürgernah diese Hausbesuche sind, richtig ans Eingemachte geht es erst, wenn sich die Bürger mit ihren Problemen an den Oberbürgermeister wenden und mehr einfordern als Handshake und Lippenbekenntnisse. Taten eben statt schöner Worte. Besser, Sie bereiten schon mal einen Forderungskatalog vor – für den Fall, dass auch bei Ihnen der Feldmann zweimal klingelt ...
Die Bewohner sind verdattert und verdutzt, einige mutmaßen vielleicht, dass sich der Oberbürgermeister das Porto sparen will, denn er hat für jeden Bewohner der Nassauischen Heimstätte, gegen deren Verkauf er sich ja vor der Wahl eingesetzt hat, ein Briefchen dabei, in dem er sich für die Unterstützung bedankt. Vor jeder Tür der gleiche Text: „Hallo guten Abend, ich bin der Peter Feldmann. Ich war vor der Wahl schon mal da und wollte mich bedanken. Hier habe ich einen Brief für Sie und eine Visitenkarte, falls mal was sein sollte, melden Sie sich einfach bei mir.“ Angesichts des Tumults im engen Hausflur mag so mancher eher gehofft haben, jetzt über seinen Lottogewinn benachrichtigt zu werden. Aber immerhin springt für jeden auch ein Kugelschreiber vom Oberbürgermeister ganz persönlich raus.
Bei denen, die wissen, wer Peter Feldmann und was ein Oberbürgermeister ist, und das ist, wie man merkt, keineswegs selbstverständlich, entdeckt man auch Anerkennung für soviel Bürgersinn und Volksnähe. „Viele Politiker melden sich vor der Wahl bei den Leuten und danach sieht man sie nie wieder. Ich will zeigen, dass es anders geht“, sagt Feldmann.
Und dann droht er fast an, das Ganze jetzt monatlich zu wiederholen. „Die ganzen sechs Jahre lang, die ich im Amt bin.“ Der Mann hat Übung. Mit seinen SPD-Genossen hat er 19.000 Klingeln, vor allem bei Bewohnern der Nassauischen Heimstätten geputzt, und brachte Rosen oder Kreppel vorbei. Diese Volkstümelei brachte Feldmann vermutlich auch einen Sympathievorsprung zu seinem, sagen wir mal: reserviert wirkenden Kontrahenten Boris Rhein (CDU), ein. Feldmann wirkt sympathisch und war früher in Bonames sicher „einer von uns“. Heute kommt er im Anzug vorbei, fährt mit dem VW Phaeton vor und hebt sich mit seiner Entourage doch gewaltig von der Bevölkerung am Ben-Gurion-Ring ab. „Seid Ihr alle vom Fernsehen?“ spricht uns ein Jugendlicher an. „Was ist denn los?“, will er wissen. „Der Oberbürgermeister kommt!“. „Oh cool!“, antwortet der junge Mann. „Und wie heißt der? Feldmann? Kenn isch net.“ Da ist für den Oberbürgermeister noch eine Menge Öffentlichkeitsarbeit zu tun, aber Hausieren allein scheint da nicht zu helfen.
So ganz hat Feldmann den Wahlkampfmodus noch nicht abgeschaltet, mit Vorliebe schüttelt er Hände, stellt sich vor und wenn er bei Organisationen und Vereinen ist, dann sagt er etwas Wohlwollendes. Nur Ecken und Kanten, die würde man sich bei ihm noch wünschen. Denn so bürgernah diese Hausbesuche sind, richtig ans Eingemachte geht es erst, wenn sich die Bürger mit ihren Problemen an den Oberbürgermeister wenden und mehr einfordern als Handshake und Lippenbekenntnisse. Taten eben statt schöner Worte. Besser, Sie bereiten schon mal einen Forderungskatalog vor – für den Fall, dass auch bei Ihnen der Feldmann zweimal klingelt ...
1. August 2012, 11.56 Uhr
Nicole Brevoord
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