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Die Integrationsdezernentin über Gauland
Boateng ist mein Nachbar!
Will man den Fußballer Jerome Boateng als Nachbarn haben? Der AfD-Vize Alexander Gauland hat Zweifel. Die Frankfurter Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) mischt sich in die Debatte ein.
Dass Menschen, die als Geflüchtete zu uns kommen, über die Werte unserer Gesellschaft Bescheid wissen müssen, liegt in der Natur der Sache. Wie sollen wir denn sonst zusammenleben, wenn die Werte, auf die wir uns verständigen, nicht allen bekannt sind? Dass die Geflüchteten, dies aber unbedingt müssten, wird in letzter Zeit jedoch allzu gerne und oft postuliert und es entsteht für mich als Integrationsdezernentin immer wieder der Eindruck, als zielten solche Äußerungen nicht selten darauf ab, in einer Art des „Othering“ das eigene „Ich“ zu überhöhen und das „Andere“ per se als defizitär zu stigmatisieren.
Dabei sind Fragen demokratischer und staatsbürgerschaftlicher Bildung Fragen, die uns alle angehen – unabhängig davon, woher wir kommen und wie lange wir bereits in diesem Land leben. Gerade die Äußerungen von Herrn Gauland zeigen, dass ein enormer Bedarf besteht. Denn im Konzept des modernen Nationalstaats, wie wir es in Europa kennen, hat Staatsbürgerschaft weder etwas mit dem Nachnamen, noch etwas mit Hautfarbe, Ethnizität oder auch mit Religionszugehörigkeit zu tun.
Schon einzig die Tatsache, dass in Frankfurt Menschen aus 180 Nationen gemeinsam in einer Stadt leben, widerlegt Herrn Gaulands Aussage und wirft für mich als Integrationsdezernentin, ebenso wie die Aussagen anderer, nicht zuletzt die Frage auf, wie notwendig die Vermittlung demokratischer Werte und des Wissens über unseren Staat auch für Menschen ist, die Mitglied einer Partei sind, die in Landtagen und Stadtparlamenten sitzt.
Meine Antwort: gerade hier haben wir einen großen Bedarf und wir kommen nicht umhin, hier aktiv zu werden, wenn wir verantwortungsvoll sind und die Geschichte dieses Landes ernst nehmen.
In Frankfurt ist Boateng mein Nachbar. Dass Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer oder der Herkunft ihrer Eltern nicht nur im Fußball, sondern auch in Wirtschaft und Politik erfolgreich werden, dazu braucht es nicht nur Solidarität, sondern Chancengerechtigkeit und Teilhabe und ein klares Nein gegen Rassismus - so wie ich dies in meiner Politik der letzten Jahre immer wieder zum Ausdruck gebracht habe.
Wenn Herr Gauland von Plakaten populistische und rechtsextreme Zitate abliest, dann darf es hierfür keine Toleranz geben. Und wenn Herr Gauland über unsere Frankfurter Vielfalt spricht, dann hat er nicht verstanden, dass in dieser Stadt annähernd drei von zehn Bürgern keinen deutschen Pass haben, dennoch Frankfurter sind und dass es bei der Gestaltung dieser Vielfalt darum geht, diese chancengerecht und diskriminierungsfrei zu gestalten. Rassismus und Populismus erteilen wir in Frankfurt eine ganz klare Absage. In einem Land, das nach dem Ende des Nationalsozialismus, den ersten Artikel seines Grundgesetzes der Unantastbarkeit der Würde des Menschen gewidmet hat, darf es keine Toleranz für Rechtsextremismus und Rassismus geben.
Was wir dringend brauchen, ist also nicht nur eine Wertevermittlung für Geflüchtete, sondern eben auch demokratische Bildung und Staatsbürgerkunde sowie die Vermittlung der Fähigkeit, mit Vielfalt, konstruktiv und diskriminierungsfrei umzugehen - parteiübergreifend.
Dabei sind Fragen demokratischer und staatsbürgerschaftlicher Bildung Fragen, die uns alle angehen – unabhängig davon, woher wir kommen und wie lange wir bereits in diesem Land leben. Gerade die Äußerungen von Herrn Gauland zeigen, dass ein enormer Bedarf besteht. Denn im Konzept des modernen Nationalstaats, wie wir es in Europa kennen, hat Staatsbürgerschaft weder etwas mit dem Nachnamen, noch etwas mit Hautfarbe, Ethnizität oder auch mit Religionszugehörigkeit zu tun.
Schon einzig die Tatsache, dass in Frankfurt Menschen aus 180 Nationen gemeinsam in einer Stadt leben, widerlegt Herrn Gaulands Aussage und wirft für mich als Integrationsdezernentin, ebenso wie die Aussagen anderer, nicht zuletzt die Frage auf, wie notwendig die Vermittlung demokratischer Werte und des Wissens über unseren Staat auch für Menschen ist, die Mitglied einer Partei sind, die in Landtagen und Stadtparlamenten sitzt.
Meine Antwort: gerade hier haben wir einen großen Bedarf und wir kommen nicht umhin, hier aktiv zu werden, wenn wir verantwortungsvoll sind und die Geschichte dieses Landes ernst nehmen.
In Frankfurt ist Boateng mein Nachbar. Dass Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer oder der Herkunft ihrer Eltern nicht nur im Fußball, sondern auch in Wirtschaft und Politik erfolgreich werden, dazu braucht es nicht nur Solidarität, sondern Chancengerechtigkeit und Teilhabe und ein klares Nein gegen Rassismus - so wie ich dies in meiner Politik der letzten Jahre immer wieder zum Ausdruck gebracht habe.
Wenn Herr Gauland von Plakaten populistische und rechtsextreme Zitate abliest, dann darf es hierfür keine Toleranz geben. Und wenn Herr Gauland über unsere Frankfurter Vielfalt spricht, dann hat er nicht verstanden, dass in dieser Stadt annähernd drei von zehn Bürgern keinen deutschen Pass haben, dennoch Frankfurter sind und dass es bei der Gestaltung dieser Vielfalt darum geht, diese chancengerecht und diskriminierungsfrei zu gestalten. Rassismus und Populismus erteilen wir in Frankfurt eine ganz klare Absage. In einem Land, das nach dem Ende des Nationalsozialismus, den ersten Artikel seines Grundgesetzes der Unantastbarkeit der Würde des Menschen gewidmet hat, darf es keine Toleranz für Rechtsextremismus und Rassismus geben.
Was wir dringend brauchen, ist also nicht nur eine Wertevermittlung für Geflüchtete, sondern eben auch demokratische Bildung und Staatsbürgerkunde sowie die Vermittlung der Fähigkeit, mit Vielfalt, konstruktiv und diskriminierungsfrei umzugehen - parteiübergreifend.
7. Juni 2016, 18.02 Uhr
Nargess Eskandari-Grünberg
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