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Tick tack!

Beziehungsreicher Wohnwagen auf dem Rossmarkt

Seit dem 28. Oktober steht der geheimnisumwobene Wohnwagen auf dem Rossmarkt und tickt vor sich hin. Noch immer fragen sich viele Passanten, wo die Geräusche herkommen und was sie zu bedeuten haben.
„Eine harte Nuss“, so knapp charakterisiert Tamara Grcic den Platz im Herzen der Innenstadt. Am 28. Oktober wurde ihr Werk auf dem Roßmarkt in Stellung gebracht und durch den Kulturdezernenten Felix Semmelroth offiziell eingeweiht. Für sechs Monate soll der Wohnwagen dort einen festen Platz haben.

Vor der Einweihung jedoch liegen viele Monate der Beschäftigung, liegen Ideen und Gedanken zu dem Wesen dieses merkwürdigen Ortes, die Tamara Grcic erdacht und wieder verworfen hat, weil sie noch nicht gut waren, weil sie nicht die Essenz für das abgebildet haben, was für sie dieser schwierige Platz eigentlich ist. In ihrem kleinen Atelier nahe der Konstablerwache kann man die Spuren dieser Auseinandersetzung noch finden: Fotokopien historischer Aufnahmen des Marktes, Entwürfe, Bücher, ein kleines Metronom auf dem Schreibtisch, daneben der Laptop. Auf dem Fensterbrett liegen vier leuchtend gelbe Quitten, die ein fruchtiges Aroma im Raum verströmen. An der dem großen Fenster gegenüberliegenden Wand kleben jede Menge gelber Zettel, auf denen die in München geborene und an der Städelschule Frankfurt ausgebildete Künstlerin ihre Ideen, Zwischenschritte und Zitate als Gedankenstütze notiert hat. Eine Computergrafik, die einen Wohnwagen mit übergroßen Lautsprechern zeigt, hängt an der Wand. Ein Vehikel, das als Behausung dienen könnte, aber auch ein fahrbarer Lautsprecher ist. Das ist die äußere Hülle ihres Kunstwerkes, die Zelle dessen, was bald dem eilenden Passanten auf dem Roßmarkt begegnen wird. Alles im Atelier von Tamara Grcic wirkt präzise ausgewählt, Dinge, Gegenstände und kurze Textfragmente, die die intensive Arbeit einer Konzeptkünstlerin dokumentieren. „Mein Atelier ist vor allem ein Denkraum“, sagte sie schon am Telefon, bevor wir uns mit ihr zum Gespräch verabreden.

Die erste Auseinandersetzung mit dem Rossmarkt begann für sie etwa im Mai, als die Künstlerin von Gymnasiasten der Stadt im Rahmen des Projektes „Roßmarkt hoch drei“ ausgewählt wurde, ein vorübergehendes Kunstwerk für diesen Ort zu schaffen. Das Projekt startete im vergangenen Jahr auf Initiative der Kuratorin Juliane von Herz und hat seitdem zum Ziel, Schüler aus verschiedenen Gymnasien in die Planungsschritte für ein Kunstwerk an einem öffentlichen Ort einzubinden und die wichtigsten Entscheidungen von ihnen treffen zu lassen. Vergangenes Jahr fiel die Wahl auf Tomás Saraceno. Nun ist es Tamara Grcic.

Zwei Frankfurter Künstler, die unterschiedlicher in ihrer Auseinandersetzung mit dem Raum kaum sein können: Saraceno, der verspielte Träumer und Fantast; Grcic, die ehrgeizige Denkerin, in deren Werken alles auf Reduktion und Präzision hinwirkt. Dabei lässt sie sich auf viele Medien ein, arbeitet mit Film und Fotografie, erstellt große Installationen und nutzt immer wieder Sound als künstlerisches Ausdrucksmittel. Auf der vergangenen Biennale in Venedig lagen, mit roten Planen zugedeckt, schwimmende Rettungsinseln in dem halb offenen Unterstand der Arsenale vor Anker; Mikrophone und Lautsprecher ergänzten diese Installation. Einiges vom Charakter dieser Dopplung zwischen minimalem Behaustsein und Mobilität steckt auch in der Arbeit für den Roßmarkt, die den Titel „outside-here“ trägt. Die Künstlerin hat dafür bei verschiedenen Frankfurter Musikern Kompositionen in Auftrag gegeben, die nun einmal stündlich ein beständiges Ticken unterbrechen werden, das aus dem Inneren des Wagens über die großen Lautsprecher nach Außen dringt. Das musikalische Fragment setzt die hörbare Zeittaktung außer Kraft; Auto und Wohnwagen werden zur Sound-Maschine. Wie ein akustisches Zählwerk auf Rädern setzen sie sich in den kommenden Monaten immer wieder neu zu dem Rossmarkt ins Verhältnis. „Meine Kunst ist der Versuch, eine Beziehung zu dem Ort herzustellen“, resümiert Tamara Grcic zu guter Letzt.
 
Fotogalerie:
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24. Januar 2012, 11.50 Uhr
Grit Weber
 
 
 
 
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