Foto: Mario Vargas-Llosa, 1989 © picture alliance / SZ Photo | Eduard Fiegel
Nachruf

Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa ist tot

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Er gilt als unermüdlicher Kämpfer für Freiheit und Demokratie. Der peruanische Schriftsteller und Intellektuelle Mario Vargas Llosa wurde unter anderem 1996 in der Frankfurter Paulskirche ausgezeichnet.

Lukas Mezler /

Am 13. April ist Mario Vargas Llosa im Alter von 89 Jahren in Lima verstorben. Mit ihm verliert die Welt einen der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart, einen leidenschaftlichen Intellektuellen und einen Verteidiger der Freiheit. Er war ein Meister des Erzählens und unermüdlicher Streiter für Menschenrechte in seiner lateinamerikanischen Heimat.

Geboren 1936 in Arequipa, Peru, begann Vargas Llosa früh, sich durch seine Erzählkunst einen Namen zu machen. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm 1963 mit dem Roman „Die Stadt und die Hunde“, einer scharfsinnigen Abrechnung mit militärischer Disziplin und autoritären Strukturen. Es folgten Werke wie „Das grüne Haus“, „Gespräch in der Kathedrale“ und „Tante Julia und der Kunstschreiber“. Diese Romane reflektierten die politische und gesellschaftliche Realität Lateinamerikas auf vielschichtige, oft satirische Weise.

Vargas Llosa verstand Literatur stets als Mittel der Erkenntnis und als moralische Verpflichtung. Seine Texte offenbaren eine tiefe Humanität, gepaart mit dem unerschütterlichen Glauben an die Würde des Individuums. Sein Werk ist geprägt von intellektuellem Mut, stilistischer Raffinesse und der ständigen Auseinandersetzung mit Macht, Unterdrückung und Freiheit.

Vargas Llosa: „Freiheit ist nicht selbstverständlich“

1996 wurde ihm für sein literarisches und publizistisches Engagement der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Die Auszeichnung würdigte nicht nur sein schriftstellerisches Werk, sondern auch seinen unermüdlichen Einsatz für eine offene, demokratische Gesellschaft. In seiner Dankesrede sagte er: „Freiheit ist nicht selbstverständlich. Sie ist eine kulturelle Leistung, die jeden Tag verteidigt werden muss.“ Literatur war für ihn immer politisch. Nicht parteipolitisch, sondern menschlich und universell.

Vargas Llosa war ein streitbarer Geist, der nie davor zurückschreckte, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Sei es über die Diktaturen Lateinamerikas, den religiösen Fanatismus oder die Gefahren des Populismus. „Ein Intellektueller darf nie zum Komplizen der Macht werden, sondern muss ihr immer mit Misstrauen begegnen", sagte Vargas Llosa. Im Jahre 1990 trat er selbst bei den peruanischen Präsidentschaftswahlen an.

2010 wurde ihm der Literaturnobelpreis verliehen. Die Krönung seines Lebenswerks, das in über dreißig Sprachen übersetzt wurde und Generationen von Lesern geprägt hat. Mario Vargas Llosa war mehr als ein Schriftsteller. Er war ein Weltbürger, ein politischer Denker, ein unbeugsamer Verteidiger der Aufklärung. Mit seinem Tod verliert die Literatur eine ihrer größten Stimmen. Doch seine Werke bleiben. Als Mahnung, als Inspiration, als Vermächtnis. Oder, wie er selbst sagte: „Ohne Literatur ist das Leben ein Gefängnis.“

Lukas Mezler
Lukas Mezler
Jahrgang 1997, Studium der Sozial- und Kulturanthropologie an der Goethe-Universität Frankfurt, EHESS in Paris. Seit Oktober 2024 beim JOURNAL FRANKFURT.
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