Foto: Steffen Happel und Elinor Eidt © Theater in der Engelsburg
Theater in der Engelsburg

Wie man einen Feministen datet

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In Frankfurt-Sindlingen hat das neue Theater in der Engelsburg eröffnet. Erste Inszenierung ist die Komödie „How to Date a Feminist“ von Samantha Ellis. Darin geht es um ein ungleiches Paar.

Sina Claßen /

Steve ist nervös. Er hat bereits mehrfach seine Jackentaschen abgetastet, um sicherzugehen, dass der Ring noch da ist. Was er sagen will, hat er auch minutiös eingeübt. Er möchte seiner Freundin Kate einen Heiratsantrag machen. Aber zuerst muss er sich für etwas entschuldigen: das Patriachat.

Kennengelernt haben sich Kate und Steve, verkleidet als Wonder Woman und Robin Hood, auf einer Kostümparty einer gemeinsamen Bekannten. Auch anwesend: Kates Ex-Freund (Ross) und Steves Ex-Freundin (Carina). Bei dem Versuch, die beiden eifersüchtig zu machen, kommen Kate und Steve ins Gespräch. Schnell stellen sie fest, dass sie darüber hinaus nur wenig gemeinsam haben. Kate arbeitet als Journalistin, Steve als Bäcker. Sie steht auf Lippenstift, Cupcakes und Bridget Jones – und lässt sich immer wieder auf Mistkerle ein. Er ist Feminist.

Sie steht auf Mistkerle, er ist Feminist: Kann das funktionieren?

Trotz ihrer Unterschiede entwickelt sich zwischen den beiden eine Beziehung. Als Steve ihr den Antrag macht, sagt Kate „Ja“. Danach gilt es, die Schwiegereltern zu überzeugen: Kates Vater (Joe) ist „vom alten Schlag“. Als Flüchtling in Tel Aviv aufgewachsen, hatte er keine Zeit, „politisch korrekt zu werden“. Steves Mutter (Morag) hingegen hat in den 80er-Jahren im Friedenscamp Greenham Common gelebt und gegen nukleare Aufrüstung in Großbritannien protestiert. Sowohl Joe als auch Morag haben durch ihre Erziehung das jeweilige Frauenbild ihrer Kinder geprägt.

Ausgerechnet die Eltern sind es jedoch, die sich auf der Hochzeit näher kommen und dafür sorgen, dass die Feierlichkeiten vorzeitig abgebrochen werden. Ein Happy End scheint vor der Pause des Theaterstücks für Kate und Steve nicht in Sicht.



© Rebecca Kürschner

„How to Date a Feminist“ von Samantha Ellis in Frankfurt

„How to Date a Feminist“ ist eine Komödie der britischen Autorin Samantha Ellis. 2016 wurde das Stück am Arcola Theatre in London uraufgeführt. Deutschland-Premiere feierte es im Jahr 2018 am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Von Mitte April bis Mitte Mai ist es im neu eröffneten Theater in der Engelsburg in Frankfurt zu sehen.

Die Komödie ist so konzipiert, dass zwei Schauspielende alle sechs Rollen übernehmen: Theaterdirektor Steffen Happel verkörpert Steve, Ross und Joe; seine Kollegin Elinor Eidt die Charaktere Kate, Carina und Morag. Dazu finden teils hinter, teils auf der Bühne Kostümwechsel statt – begleitet von dynamischer Musik. Schlichte weiße Raumtrenner werden verschoben, um das Bühnenbild zu verändern und Requisiten zum Vorschein zu bringen.

Selbst der Gang zur Toilette ist in der Engelsburg im Zuge der Inszenierung feministisch gestaltet: Provisorisch an die Türen geklebt sind laminierte Schilder mit Aufschriften wie „Unter allen OECD-Ländern tragen die Frauen in Deutschland mit 22,4 Prozent am allerwenigsten zum Familieneinkommen bei und sind damit OECD-Schlusslicht“ und „91 Prozent aller Bürgermeister*innen deutschlandweit sind männlich“.

Info
Theater in der Engelsburg
Sindlinger Bahnstraße 124
Telefon: 069/46939263

How to Date a Feminist
Komödie von Samantha Ellis
Spieltermine im April und Mai

Mehr Infos und Tickets (ab 20 Euro) gibt es hier.

Sina Claßen
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt.
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Foto: Steffen Happel und Elinor Eidt © Theater in der Engelsburg
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