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Still Crazy After All These Years
Das Lichter Filmfest Frankfurt International widmet sich dem „Chaos“
Von einem kleinen Event zu einem großen vielbeachteten Festival hat sich das Lichter Filmfest Frankfurt International in den vergangenen elf Jahren gemausert. Heute Abend geht der Filmspaß los.
Die Welt geht vor die Hunde – aber zum Glück gibt es ja noch das Lichter Filmfest. Seit elf Jahren zaubert es mit nationalen und internationalen Köstlichkeiten so manches Lächeln auf über 12000 cineastisch begeisterte Gesichter: Lichter hat sich als feste Größe im hiesigen Kulturgeschehen etabliert. Und das soll in Zukunft auch so bleiben. Es sei denn, das Leben, wie wir es kennen, es würde im Chaos versinken. Zugeschüttet vom Geröll der Ängste, Zweifel, Unsicherheiten, der Konflikte, Aggressionen und dem Wirken außer Rand und Band geratener politischer Mächte. Anzeichen dafür gibt es. Grund genug also für die Lichter-Organisatoren Johanna Süß und Gregor Maria Schubert, jenes „Chaos“ als abstrakte Begrifflichkeit auf die thematische Agenda zu setzen. Offiziell beruft man sich auf den UN-Generalsekretär António Guterres, welcher bereits die „Alarmstufe Rot für unsere Welt“ verkündete. „Aufrütteln, zum Handeln bewegen“ wollen die Festivalmacher. Dies planen sie zu tun mit ihrer stärksten Waffe: einer spannenden Filmauswahl. Daneben sollen aber auch „interdisziplinäre Gespräche“ geführt werden, die hoffentlich nicht selbst im Stimmen- und Meinungsgewirr untergehen, wie es Diskussionsrunden heutzutage allzu oft zu tun pflegen. Wem das schon zu verkopft erscheint, der kann sich derweil ins Autoscooter-Kino in der Naxoshalle flüchten. Ja, genau: Autoscooter-Kino! Nicht nur das „erste der Welt“ seiner Art, sondern für Lichter-Gestalterin und Autoscooter-Fan Johanna Süß ein „Synonym für das Chaos“, also: im Sinne von Verkehr. Und wer sich in diesen Tagen mal auf die ebenfalls stattfindende Frühjahrs-Dippemess stellt, der kann sich davon persönlich überzeugen: Nur, dass auf dem Rummel keine begleitenden Filme gezeigt werden. Die gibt es nur beim Lichter Filmfest.
Viele von ihnen kommen traditionsgemäß aus der Region. Und gerade in diesem Jahr lässt sich eine noch deutlichere Präsenz dokumentarischer Projekten beobachten, die von den Veranstaltern auf die veschiedenen Leinwände in Frankfurt und Offenbach geholt wurden – wobei das Zoo-Gesellschaftshaus zum ersten Mal als Premierentheater und Festivalzentrum fungiert. Der als Darsteller bekannte Charly Hübner etwa zeigt sein Regiedebüt, das Musikerporträt „Wildes Herz“. Rosa von Praunheim fragt in „Männerfreundschaften“: „Wie schwul war Goethe?“. Anja Krug-Metzinger stellt in „Das stille Leuchten – Die Wiedereroberung der Gegenwart“ ein ambitioniertes pädagogisches Projekt der Frankfurter Elisabethenschule vor. Der Frankfurter Oliver Kyr geht in „Citizen Animal“ gemeinsam mit seiner Familie auf eine besondere Reise ins Tierreich. Oliver Hardt besucht in „The Black Museum“ ein afroamerikanisches Museum in den USA, während Claus Withopf einen Film über die britische Electro-Musik-Pionierin Anne Clarke drehte, der auch schon im Kino lief. Klingt, als sei in Hessen eine ganze Menge auf diesem Gebiet, was Thomas Frickel, Vorsitzender der hier ansässigen AG DOK und bei Lichter mit seinen neuen Film „Wunder der Wirklichkeit“ am Start, aus persönlicher Sicht bestätigen kann: „Im Gegensatz zu Anderen habe ich meinen Arbeitsmittelpunkt in der Rhein-Main-Region nie als Standortnachteil empfunden.“ Gute Partner gäbe es mittlerweile in vielen Bereichen, findet Frickel, um auf das Festival bezogen zu ergänzen: „Die Organisatoren von Lichter habe ich als engagiertes Team von Film- und Kinoenthusiasten kennen gelernt, denen es nicht nur darum geht, dem Publikum in unserer Region besondere Filme sichtbar zu machen, sondern die sich auch ganz allgemein um die Situation des Kinos in Zeiten fortschreitender Individualisierung des Medienkonsums sorgen. Bestes Beispiel: die diesjährige Fachtagung zur Zukunft des Deutschen Films, auf die ich sehr gespannt bin, und die mit Sicherheit weit über die Region hinaus ausstrahlen wird.“ Richtig: Neben vielen weiteren Programmpunkten (der Lichter Art Award, eine Auswahl an Virtual Reality-Produktionen und, und, und) hat sich das Filmfest mittlerweile auch nichts Geringeres als die Rettung des deutschen Films auf die Fahnen geschrieben. Hehre Ambitionen dominieren also nach wie vor – und warum auch nicht?! Thomas Frickel jedenfalls meint: „Wenn das Lichter-Festival diesen Weg konsequent weiterverfolgt, und wenn Stadt, Land und Region dieses Engagement seiner tatsächlichen kulturellen Bedeutung gemäß würdigen und unterstützen, ist mir um die Zukunft der Veranstaltung nicht bange.“ Uns auch nicht.
11. Lichter Filmfest Frankfurt International, 3.–8.4., www.lichter-filmfest.de
Viele von ihnen kommen traditionsgemäß aus der Region. Und gerade in diesem Jahr lässt sich eine noch deutlichere Präsenz dokumentarischer Projekten beobachten, die von den Veranstaltern auf die veschiedenen Leinwände in Frankfurt und Offenbach geholt wurden – wobei das Zoo-Gesellschaftshaus zum ersten Mal als Premierentheater und Festivalzentrum fungiert. Der als Darsteller bekannte Charly Hübner etwa zeigt sein Regiedebüt, das Musikerporträt „Wildes Herz“. Rosa von Praunheim fragt in „Männerfreundschaften“: „Wie schwul war Goethe?“. Anja Krug-Metzinger stellt in „Das stille Leuchten – Die Wiedereroberung der Gegenwart“ ein ambitioniertes pädagogisches Projekt der Frankfurter Elisabethenschule vor. Der Frankfurter Oliver Kyr geht in „Citizen Animal“ gemeinsam mit seiner Familie auf eine besondere Reise ins Tierreich. Oliver Hardt besucht in „The Black Museum“ ein afroamerikanisches Museum in den USA, während Claus Withopf einen Film über die britische Electro-Musik-Pionierin Anne Clarke drehte, der auch schon im Kino lief. Klingt, als sei in Hessen eine ganze Menge auf diesem Gebiet, was Thomas Frickel, Vorsitzender der hier ansässigen AG DOK und bei Lichter mit seinen neuen Film „Wunder der Wirklichkeit“ am Start, aus persönlicher Sicht bestätigen kann: „Im Gegensatz zu Anderen habe ich meinen Arbeitsmittelpunkt in der Rhein-Main-Region nie als Standortnachteil empfunden.“ Gute Partner gäbe es mittlerweile in vielen Bereichen, findet Frickel, um auf das Festival bezogen zu ergänzen: „Die Organisatoren von Lichter habe ich als engagiertes Team von Film- und Kinoenthusiasten kennen gelernt, denen es nicht nur darum geht, dem Publikum in unserer Region besondere Filme sichtbar zu machen, sondern die sich auch ganz allgemein um die Situation des Kinos in Zeiten fortschreitender Individualisierung des Medienkonsums sorgen. Bestes Beispiel: die diesjährige Fachtagung zur Zukunft des Deutschen Films, auf die ich sehr gespannt bin, und die mit Sicherheit weit über die Region hinaus ausstrahlen wird.“ Richtig: Neben vielen weiteren Programmpunkten (der Lichter Art Award, eine Auswahl an Virtual Reality-Produktionen und, und, und) hat sich das Filmfest mittlerweile auch nichts Geringeres als die Rettung des deutschen Films auf die Fahnen geschrieben. Hehre Ambitionen dominieren also nach wie vor – und warum auch nicht?! Thomas Frickel jedenfalls meint: „Wenn das Lichter-Festival diesen Weg konsequent weiterverfolgt, und wenn Stadt, Land und Region dieses Engagement seiner tatsächlichen kulturellen Bedeutung gemäß würdigen und unterstützen, ist mir um die Zukunft der Veranstaltung nicht bange.“ Uns auch nicht.
11. Lichter Filmfest Frankfurt International, 3.–8.4., www.lichter-filmfest.de
3. April 2018, 11.15 Uhr
Andreas Dosch
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Text: Gregor Ries / Foto: Der Porträtfilm „Ciao, Marcello - Mastroianni L'Antidivo” von Regisseur Fabrizio Corallo © DFF
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