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Schauspiel und Oper
Die U-Bahnstation Willy-Brandt-Platz ist ein Stück unspektakulärer geworden
Dort wo noch vor einigen Wochen große Zitate in großen Lettern hingen, geht es nun um einiges prosaischer her. Etliche Wände sind wieder weiß, andere zieren die Logos der Städtischen Bühnen. Eine Besichtigung.
Die Ära Oliver Reese brachte 2009 viel Schwarz-Weiß in die Stadt. Die Wahlplakate überhängte das Schauspiel Frankfurt damals mit seinen neugestalteten Logo und mit den Ensemble-Mitgliedern. Und die U-Bahnstation Willy-Brandt-Platz wurde vom Atelier Markgraph im Dezember des Jahres mit großen Lettern versehen. Ein beliebtes Fotomotiv. "DU WIRST MEINER LIEBE NICHT ENTGEHEN", stand dort. Oder auch: "YOU SAY YOU WANT A REVOLUTION". Alles Zitate aus Stücken des Schauspiels. Und ganz großes Kino. Hier ein kleines Souvenir vergangener Zeiten:
Und jetzt? Prangen beim Abgang in die Station groß die Logos der Städtischen Bühnen und ihrer Unternehmungen Oper und Frankfurt (siehe Foto oben). Dort wo einst die Revolution ausgerufen wurde, hat nun die Oper ihren Platz – mit einem Foto aus einer Aufführung:
Die Sprüche sind freilich nicht ganz verschwunden. Auf der Seite des Schauspiels gibt es folgendes Zitat aus Franz Kafkas "Das Schloss":
Und dieses aus Laura Naumanns "Das hässliche Universum":
Weiter oben in der Station wurden von der Verkehrsgesellschaft wieder weiße Wände hergestellt – die auch weiß bleiben sollen. Etwa hier:
Für Schauspiel und Oper ein Schritt nach vorn. "Früher gehörte diese Station nur dem Schauspiel Frankfurt", sagt dessen Intendant Anselm Weber. Es sei ganz selbstverständlich, dass man auch der Oper die Möglichkeit geben wolle, sich hier zu präsentieren. Opernintendant Bernd Loebe sagte mit seiner ihm eigenen Ironie: "Wir hoffen, dass wir so endlich in der Stadt ankommen." Und im Ernst: "Wir gehören zusammen, wir profitieren voneinander."
Das griff auch Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) bei der Präsentation der neugestalteten Station am Freitagmorgen auf. Er nannte den Willy-Brandt-Platz das Herz der Stadt – und dass man in Frankfurt stets die Kultur vor den Kommerz gestellt habe. Die Bühnen gehörten genau hierhin – "nicht an den Rand der Stadt". Sie seien ein Ort der Utopie und der Fantasie. "Und nach den Aufführungen wird unten an den Bahnsteigen weiter über die Stücke diskutiert." Hintergrund des Bekenntnisses: Der heutige Standort ist umstritten, seit für die Sanierung oder Neubau des Schauspielhauses über 850 Millionen Euro veranschlagt wurden. Eine Trennung von Oper und Schauspiel wurde ebenso ins politische Spiel eingebracht wie auch ein neuer Standort abseits der Innenstadt. Diese Debatte wird aber wohl erst im kommenden Jahr wieder Fahrt aufnehmen – vor der Oberbürgermeisterwahl im Februar soll keine Entscheidung fallen. Da ist der Verlust eines großen Teils der eigentümlichen, typopgraphischen Gestaltung unter den Bühnen nur eine kleine Sache. Aber eine schmerzliche.
Und jetzt? Prangen beim Abgang in die Station groß die Logos der Städtischen Bühnen und ihrer Unternehmungen Oper und Frankfurt (siehe Foto oben). Dort wo einst die Revolution ausgerufen wurde, hat nun die Oper ihren Platz – mit einem Foto aus einer Aufführung:
Die Sprüche sind freilich nicht ganz verschwunden. Auf der Seite des Schauspiels gibt es folgendes Zitat aus Franz Kafkas "Das Schloss":
Und dieses aus Laura Naumanns "Das hässliche Universum":
Weiter oben in der Station wurden von der Verkehrsgesellschaft wieder weiße Wände hergestellt – die auch weiß bleiben sollen. Etwa hier:
Für Schauspiel und Oper ein Schritt nach vorn. "Früher gehörte diese Station nur dem Schauspiel Frankfurt", sagt dessen Intendant Anselm Weber. Es sei ganz selbstverständlich, dass man auch der Oper die Möglichkeit geben wolle, sich hier zu präsentieren. Opernintendant Bernd Loebe sagte mit seiner ihm eigenen Ironie: "Wir hoffen, dass wir so endlich in der Stadt ankommen." Und im Ernst: "Wir gehören zusammen, wir profitieren voneinander."
Das griff auch Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) bei der Präsentation der neugestalteten Station am Freitagmorgen auf. Er nannte den Willy-Brandt-Platz das Herz der Stadt – und dass man in Frankfurt stets die Kultur vor den Kommerz gestellt habe. Die Bühnen gehörten genau hierhin – "nicht an den Rand der Stadt". Sie seien ein Ort der Utopie und der Fantasie. "Und nach den Aufführungen wird unten an den Bahnsteigen weiter über die Stücke diskutiert." Hintergrund des Bekenntnisses: Der heutige Standort ist umstritten, seit für die Sanierung oder Neubau des Schauspielhauses über 850 Millionen Euro veranschlagt wurden. Eine Trennung von Oper und Schauspiel wurde ebenso ins politische Spiel eingebracht wie auch ein neuer Standort abseits der Innenstadt. Diese Debatte wird aber wohl erst im kommenden Jahr wieder Fahrt aufnehmen – vor der Oberbürgermeisterwahl im Februar soll keine Entscheidung fallen. Da ist der Verlust eines großen Teils der eigentümlichen, typopgraphischen Gestaltung unter den Bühnen nur eine kleine Sache. Aber eine schmerzliche.
6. Oktober 2017, 11.02 Uhr
Nils Bremer
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