Endlich volljährig! Das 18. Lichter Filmfest Frankfurt International präsentiert mehr Programm denn je. Mit dem Massif E an der Hauptwache ist das Filmfest nun auch in der Innenstadt angekommen.
Gregor Ries /
Kontinuität, Durchhaltevermögen und Außenwirkung zahlten sich aus beim Lichter Filmfest Frankfurt International. Nach vielen Jahren mit Luft nach oben sorgte zuletzt eine ambitionierte Mischung aus hessisch/deutschem und internationalem Kino, Kurzfilm- und Virtual-Reality-Wettbewerben plus Art Award immer wieder für ausverkaufte Vorstellungen. Neben Eldorado, Mal Seh’n, DFF-Kino und Pupille sowie erstmals (wieder) Orfeo’s Erben stehen nun mit der Eröffnung des Massif E an der Hauptwache auch drei Säle der ehemaligen E-Kinos zur Verfügung. „Wir zeigen mehr Filme als zuvor!“ frohlocken Ober-Lichter Johanna Süß, Gregor Maria Schubert und Team.
Regisseur Mehmet Akif Büyükatalay beschäftigt sich im diesjährigen Eröffnungsfilm „Hysteria“ ein weiteres Mal mit Regeln, Geboten und Konflikten der hiesigen migrantischen Gesellschaft. Die Eröffnung bietet den passenden Auftakt zum diesjährigen Festivalthema „Angst“, das auf unterschiedliche Aspekte abzielt.
Frankfurter Regisseur setzt sich mit Hanau-Anschlag auseinander
Zwölf Langfilme bewerben sich im regionalen Wettbewerb. Vertreten ist auch der in Darmstadt gedrehte „Chaos und Stille“ (mit Sarah Grunert vom Schauspiel Frankfurt in einer Nebenrolle). Gregor Maria Schubert findet: „Ein tolles Darmstadt-Porträt!“, dem regionalen Zuschnitt des Festivals angemessen – eine von insgesamt neun Hessen-Premieren. In seinem Dokumentarfilm „Das deutsche Volk“ setzt sich der Frankfurter Regisseur Marcin Wierzchowski derweil ein weiteres Mal mit dem rassistischen Hanau-Anschlag von 2020 auseinander.
Nicht fehlen darf Stammgast Hermann Vaske mit der vierten Ausgabe seiner Studien zur Kreativität: In „Creativo Paradiso“ befragt er neben Blixa Bargeld oder Charlotte Gainsbourg auch Lilith Stangenberg. Da bot es sich an, die wandlungsfähige Schauspielerin mit Brezel Göring (Ex-Stereo Total) und ihrer Band Psychoanalyse zu einem exklusiven Live-Konzert zu bitten.
Oscar-nominierter Stop-Motion-Trickfilm „Memoir of a Snail“
Die Sektion „Zukunft deutscher Film“ dient als Rahmenprogramm des gleichnamigen Kongresses. Mit aktuellen Arbeiten von Lichter-„Spiritus Rector“ Edgar Reitz („Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“), Christoph Hochhäusler („Der Tod wird kommen“) und Pia Marais („Transamazonia“) sorgen alte Bekannte für Kontinuität. Zum übergeordneten Thema „Angst“ passen internationale Genre-Beiträge wie der chilenische Thriller „A Yard of Jackals“, der kanadische Schocker „Seeds“ oder die italienische Spionage-Hommage „Reflection in a Dead Diamond“.
Für einen Oscar nominiert war der melancholische Stop-Motion-Trickfilm „Memoir of a Snail“. Beim Filmfestival Mannheim-Heidelberg holte das Amazonas- Familiendrama „Manas“ um sexuelle Gewalt den Newcomer-Award. Das chinesische Epos „Living the Land“ wurde auf der Berlinale mit dem Regiepreis ausgezeichnet.
Lichter-Team spürt steigende Kosten
Bei aller Freude über ein reichhaltiges Angebot: Die allgemein steigenden Kosten bekommt auch das Lichter-Team zu spüren. Zudem zogen sich zwei Sponsoren zurück, was ein Loch in die Kasse riss. Daher hofft man auf volle Kinos, das sollte eigentlich zu schaffen sein. Und für den nötigen Dampf im Kessel sorgt Schauspiel-Star Lars Eidinger, zu Gast in Frankfurt diesmal mit einem ganz besonderen DJ-Set.
Info 18. Lichter Filmfest Frankfurt International, Massif E & andere Orte, mehr Infos hier