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Museum Angewandte Kunst: Ingrid Godon

Wünsch dir was

„Ingrid Godon. Ich wünschte“ ist eher ein Projekt als eine Ausstellung. Bis 15. März verwandelt sich das Museum Angewandte Kunst in ein „Open House“ und will in seinen Räumen Platz für individuelle Wünsche schaffen.
Knapp drei Wochen, 19 Tage oder, wie Direktor Matthias Wagner K betont, 295 Stunden lang verwandelt sich das Museum Angewandte Kunst zum „Open House“. Leitidee dabei sind die Arbeiten aus den Werkzyklen „Ich wünschte“, „Ich denke“ und „Ich sollte“ sowie aus dem Band „Dantesken“ der belgischen Illustratorin Ingrid Godon. Diese werden neben Originalen als große Wandtapeten gezeigt und geben der „Ausstellung“ ihren Namen. Wobei man „Ingrid Godon. Ich wünschte“ kaum als Ausstellung bezeichnen kann, eher ist es ein Projekt, bei dem das Museum Angewandte Kunst bis zum 15. März zugleich zur Kunstausstellung, Konzerthalle, Bar, Club, Kino und 8-Gänge-Restaurant wird. Die verwinkelten Ausstellungsräume des Museums werden zu einer Art Laufgeschäft oder „Fun-Haus“, wie man es mittlerweile auf dem Jahrmarkt nennt. Schaut man sich in dem einen Raum noch Godons Illustrationen wie „Die Bank“ an, stößt man wenige Meter weiter auf eine runde Showküche und noch einen Raum weiter auf zwei rote Sofas, graue Sitzsäcke und eine Musikbühne. Doch egal, in welchem dieser Räume man sich befindet: Begleitet wird der Besucher beziehungsweise die Besucherin von dem Ticken und Rufen einer Kuckucksuhr, einem dröhnenden Brummen und einem tinitusartigen Piepen – eine Klanginstallation von d.o.o.r (Oona Kastner und Dirk Raulf) – die vor allem einen Wunsch hervorruft, nämlich den nach Ohrenstöpsel oder noch besser: Stille.




Ingrid Godon vergangenen Mittwoch im Museum Angewandte Kunst. © Bernd Kammerer

46 Veranstaltungen werden in diesen Räumen stattfinden, darunter Konzerte, „Ich wünschte“- Sessions, Clubnights, DJs/Livesets, Barabende, Workshops, Gasthaus-Abende mit acht-Gänge-Menüs, Performances, Kino-Abende und eine abschließende 48 Stunden Live-Performance. Um ein vielfältiges Programm zu gestalten, hat sich eine Kooperation von Amp, Jazz Montez e.V., NONOT und Emma Metzler zusammengefunden, kurz das „El Barrio“-Team. Denn es soll bei diesem Projekt auch darum gehen, „in einer Zeit des rasanten technologischen Wandels, in einer Welt des fortschreitenden Populismus, der Irrungen und Wirrungen zwischen Lüge und Aufklärung sowie der Angst vor Kriegen und Klimakatastrophen“ den eignen Wünschen mehr Beachtung zu schenken. Und vielleicht ist solch ein Raum in solch „bewegten Zeiten“, wie Wagner K sie beschreibt, auch einfach eine gute Gelegenheit, zusammenzukommen. Wer dies auf ein extremeres Level heben will, kann bei der Abschlussperformance (13. März bis 15. März) sogar 48 Stunden am Stück im Museum verbringen.




© Bernd Kammerer

Es geht aber auch explizit um die individuellen Wünsche der Besuchenden. Denn Veränderung von Missständen fängt mit dem Wunsch nach Veränderung an, zumindest ist dies der Hintergedanke des Museum Angewandte Kunst. Im zweiten Obergeschoss bietet sich die Möglichkeit, fernab den nervtötenden Geräuschen, über seine ganz eigenen Wünsche zu reflektieren. Diese können im „Create Space“ auf unterschiedliche Weise geäußert werden: sei es verborgen an einem Whiteboard, bei dem die Schrift nur mithilfe einer Taschenlampe sichtbar wird oder ganz offen auf einer Karte, die man an ein Netz aus Seilen in der Mitte des Raumes befestigt. Da stehen dann beispielsweise „Ich wünschte, dass meine Familie und meine Freund*innen für immer glücklich sind“, „Ich wünschte, alle hätten etwas mehr Humor“ oder auch „Ich wünsche mir die Vereinigten Staaten von Europa.“
 
Fotogalerie:
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27. Februar 2020, 12.10 Uhr
Elena Zompi
 
 
 
 
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