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Museum Angewandte Kunst

Ein Jahr der Erneuerung

Mit seinem umfangreichen Programm läutet das Frankfurter Museum das Ausstellungsjahr ein und möchte vor allem Denk- und Erfahrungsräume schaffen. Dabei steht das gemeinsame sinnliche Erleben im Vordergrund.
Es soll ein Jahr der Erneuerung werden. Das wünscht sich Matthias Wagner K bei der Präsentation des Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramms des Museum Angewandte Kunst. Nach den schwierigen Phasen während der Corona-Pandemie, in denen die Kultureinrichtungen geschlossen waren, richtet sich jetzt der Blick nach vorn – und das ist dem umfangreichen Programm auch anzumerken. Die Besucherinnen und Besucher können sich auf jede Menge sinnliche Erlebnisse freuen. Museen und Theater, so Wagner K, hätten die Wirkung von Antidepressiva.

Das neue Ausstellungsjahr startet mit der Ausstellung „Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag“. Dabei soll der Fokus auf die universellen Werte und Botschaften, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit dem Handwerk verbunden werden, gerichtet werden. Die Ausstellung will aufzeigen, welche Gefühle und Affekte, Vorstellungen und Wünsche rund um das handwerklich Hergestellte hervorgerufen werden. (29. April bis 11. September)

Die Buchhandlung Walther König und der dazugehörige Verlag sind Institutionen aktueller Kunstvermittlung. Über 4000 Titel – darunter zahlreiche Künstlerbücher – wurden verlegt. Das Museum Angewandte Kunst widmet dieser besonderen Verbindung aus Kunst, Buch und verlegerischer Gestaltungskraft zum ersten Mal eine Schau: Im Mittelpunkt stehen Werke, die Künstlerinnen und Künstler seit den 60er-Jahren für Walther König und später für seinen Verlag entworfen haben. (7. Mai bis 27. August)

Norbert Schoerners Fotografien haben eine große Sinnlichkeit. In seinen Studien widmet er sich Bonsais, die sich auf seinen Bildern vor einer kargen Landschaft erheben. Doch erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass die Bäume nicht in der Erde verwurzelt sind. Die Ausstellung „Die Natur der Natur. Fukushima Project“ thematisiert zum einen die Schönheit der Bonsai-Kultur, zum anderen aber auch das nukleare Desaster von Fukushima. Die Betrachter werden unmittelbar mit den zerstörerischen Folgen des Ereignisses und den Versuchen der Menschen konfrontiert, die Natur für ihre eigenen Zwecke zu nutzen und zu beherrschen. (14. Mai bis 18. September)

Mit der Blockchain-Kultur ist ein völlig neuer Kunstmarkt entstanden. Non-Fungible Tokens versprechen grenzenlose Gewinnaussichten. Digitale Animationen, animierte Farbverläufe und Renderings virtueller Welten werden hoch gehandelt, Künstlerinnen und Künstler beginnen neue Möglichkeiten zu entdecken. Die Ausstellung „Unblock Gaudi. Digitale Kunst via Blockchain“ widmet sich diesem Phänomen und will aufzeigen, welche Auswirkungen die Blockchain-Technologie auf demokratische Prozesse und Strukturen hat. (26. Mai bis 24. Juli)

E.R. Nele schuf als Designerin moderne Wohnlandschaften. Sie entwarf Tische, Schmuck und Lampen. Anlässlich ihres 90. Geburtstag richtet das Museum Angewandte Kunst der vielseitigen Gestalterin eine Studioausstellung aus. (24. September bis 8. Januar 2023)

Die von Stephan von der Schulenburg kuratierte Schau „meet asian art: Pekingglas“ beleuchtet die Rolle von Glas in China. Anders als im Vorderen Orient und in Europa führte Glas in China lange ein Schattendasein. Erst nachdem im späten 17. Jahrhundert Jesuiten-Gelehrte am Pekinger Hof mit der Errichtung einer kaiserlichen Glashütte beauftragt wurden, bildete sich eine eigenständige Glaskunst heraus. (29. September bis 4. Juni 2023)

„Contact Zones“ ist eine Kooperation zwischen dem Museum Angewandte Kunst und dem Max-Planck-Institut. Ausgangspunkt ist das Artist-in-Residence-Programm „Inhabit“. Die Künstlerinnen Céline Berger, Syowia Kyambi und der Künstler Murat Adash zeigen ihre Arbeiten, die während der residencies entstanden sind oder noch entstehen. (8. Oktober bis 15. Januar 2023)

Einen Höhepunkt im Ausstellungsjahr bildet ohne Zweifel „Die Sammlung Maximilian von Goldschmidt-Rothschild“. Das Museum Angewandte Kunst widmet sich als erstes Museum überhaupt der Kunstsammlung. In ihrer Geschichte spiegelt sich der Lebensweg ihres im Nationalsozialismus als Jude verfolgten Sammlers wider. Im Fokus der Schau stehen der NS-verfolgungsbedingte Verkauf der Sammlung an die Stadt Frankfurt im Jahre 1938, die anschließende Übereignung ihrer kunsthandwerklichen Stücke an das Museum für Kunsthandwerk (heute Museum Angewandte Kunst) und die Rückgabe eines Großteils der Sammlung an die rechtmäßigen Erben nach dem Zweiten Weltkrieg. „Die Ausstellung soll einen Grundstein für einen in die Zukunft reichenden Erinnerungspfad legen“, erklärt Matthias Wagner K. (5. November bis 26. Februar 2023)
 
Fotogalerie:
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3. Februar 2022, 11.05 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
 
 
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Text: Florian Aupor / Foto: Über den Holbeinsteg zum Museumsufer © Adobe Stock/Branko Srot
 
 
 
 
 
 
 
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