Martin Liebscher in der Galerie Martina Detterer

Traumwandlerische Stadtlandschaften

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Lost in Translation: Die Arbeiten Martin Liebschers zeigen ferne und traumwandlerische Stadtlandschaften. Er verfremdet Lebenswelten und spielt mit Realitäten. Zu sehen ist er derzeit in der Galerie Martina Detterer.

Tamara Marszalkowski /

In der Mitte des Ausstellungsraums steht ein verunglückter Ford Galaxie 500 - stummer Zeuge eines großen Pechs des Künstlers: Kurz nachdem er durch den TÜV kam, verunglückte das Auto parkend. Für Martin Liebschers ausgestellte Arbeiten spielte der Ford jedoch eine zentrale Rolle. Der Autonarr fuhr mit dem Wagen 1996 quer durch die USA. Im Kofferraum fuhr ein Modell mit.

Das Modell ähnelt einem UFO. Liebscher baute es aus Teilen von Einwegkameras. Damit suchte er unbekannte und bekannte Orte in den USA auf, das Death Valley, die Straßenschluchten von New York, den Strand von Los Angeles zum Beispiel. Von diesen Orten machte er Fotos und das UFO-Modell schwebte mal näher mal ferner durch das Bild. Das unbekannte Flugobjekt bricht mit der Realität dieser uramerikanischen Orte. Auf einmal flimmert ein Science-Fiction-Film im Kopfkino. Gleichzeitig demaskiert der Künstler die Inszenierung, indem er den Stock und die Schnur, an dem das Modell ins Bild gehalten wird, sichtbar macht. Es ist ein Spiel mit unterschiedlichen Ebenen und Fiktionen. Liebscher nennt diese Werkgruppe "Unidentified Fotografic Objects". In der Ausstellung ist die "20 Years Golden Good-Bye Edition" zu sehen.

Der Ford steht inmitten von Panoramabildern. Sie zeigen Aufnahmen aus Chicago, Tokyo und anderen Städten. Diese Werkgruppe entstand, als Liebscher mit einer manipulierten Kamera fotografierte. Die Blende der Kamera lässt er bei der Aufnahme offen. Während der Film spult, schwenkt er sie. So verschmilzt die dargestellte Szenerie zu einer traumähnlichen Sequenz, in der Farben, Formen und Räume fließend ineinander übergehen. Liebscher selbst sagt, er benutze die Fotografie wie Malerei. "Ich verwende Fotos, wie ein Maler Farben aufträgt oder Realitätsabbildungen verarbeitet". Wer sich besonders für diese Werkgruppe interessiert, findet sie zur Zeit auch am Flughafen im Fluggasttunnel wieder.

>>> Martin Liebscher "Asphalt", bis 9. April 2016, Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstraße 20.


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