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Kulturjahr 2011

Semmelroth zieht Bilanz

Kulturdezernent Felix Semmelroth blickt zufrieden auf das Jahr zurück. Mit kleineren und größeren Projekten habe die Stadt auch über die Landesgrenzen hinweg an kultureller Strahlkraft hinzugewonnen.
„Die Zeiten werden schwieriger, gleichwohl gibt es in der Kultur keine Konzessionen bei der Qualität“, erklärt Kulturdezernent Felix Semmelroth im Rückblick auf das Jahr 2011, das einiges Neues und viel Zukunftsweisendes in der hiesigen Kulturlandschaft brachte.

Angefangen vom Deutschen Filmmuseum, das im August mit Glanz und Gloria nach Kernsanierung mit völlig neuer Dauerausstellung eröffnete und nach dreieinhalb Monaten mit 100.000 Besuchern sogleich Rekorde verzeichnete.

Von einer neuen Seite präsentierte sich auch das MMK Museum für Moderne Kunst mit seiner grandiosen Ausstellung zum 20-jährigen Jubiläum des Hauses. In einer noch nie dagewesenen Überblicksschau, darunter bisher noch nicht öffentlich vorgestellt Werke, zeigte das MMK seine Sammlung im „Tortenstück“ sowie im angeschlossenen MMK Zollamt und auf 4000 zusätzlichen Quadratmetern auf dem Gelände des MainTor-Areals am Frankfurter Mainufer. Das bescherte dem MMK nicht nur deutschlandweit und international ein überaus positives Presseecho, sondern ebenfalls über 100.000 Besucher zusätzlich.

Auch ins Städel strömen nach der durch Umbau und Sanierung bedingten, gut dreimonatigen Schließung im Sommer seit Anfang Oktober wieder die Kunstinteressierten. Dank einer klug geplanten Bau- und Wiedereröffnungsdramaturgie gab es neben der großen Ausstellung „Beckmann in Amerika“ für das Publikum immer wieder anders arrangierte Werke in neu gestalteten Räumen zu bestaunen. Seinen vorläufigen Höhepunkt wird dieser Reigen im Februar mit der Eröffnung des spektakulären unterirdischen Erweiterungsbaus für die Kunst nach 1945 finden. „Die Stadt sieht es als ihre Aufgabe, solche kulturellen Glanzlichter für die Zukunft zu sichern und die Arbeit des Städel zu unterstützen“, so Kulturdezernent Semmelroth.

Gesichert ist auch die Zukunft der Frankfurter Geschichte: Nach dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Anfang des Jahres zum Neubau und dem folgenden Abriss des 1970er-Jahre-Baus des Historischen Museums kann 2012 nicht nur mit aller Kraft der Neubau betrieben werden. Ab Mai gewähren die sanierten Altbauten auch Einblick in ihr neues Innenleben. Im Spätsommer folgt dann die neue Dauerausstellung zu „Frankfurter Sammlern und Stiftern“.

Auch das Jüdische Museum blickt einer Erneuerung und Erweiterung entgegen. Im Dezember fiel der Grundsatzbeschluss des Magistrats, dem die Stadtverordnetenversammlung noch zustimmen muss, den Altbau zu sanieren und mit einer neuen Dauerausstellung zu versehen sowie auf dem Gelände hinter dem Rothschild-Palais einen Erweiterungsbau zu errichten. „Das Jüdische Museum findet weit über die Grenzen Frankfurts hinaus große Beachtung. Seit seiner Eröffnung 1988 hat sich an seinen räumlichen Bedingungen kaum etwas geändert. Eine Neukonzeption und Erweiterung ist für das Haus unumgänglich, wenn es sein hohes Ansehen erhalten will“, erklärt Kulturdezernent Semmelroth.

Ebenfalls voran geht die Planung des Weltkulturen Museums, dessen Raumprogramm gerade dahingehend überarbeitet wird, den Flächenbedarf und damit die Kosten deutlich zu reduzieren. Zugleich sollen auf diese Weise im Park möglichst viele Bäume erhalten werden.

Im Mittelpunkt des Interesses des Frankfurter Zoos standen auch 2011 das Wohl der Tiere und die Freude der Besucher daran. Der Bau des neuen Eingangsbereichs inklusive neuer Bärenanlage ist seit Anfang des Jahres im vollen Gange und liegt damit ganz im Zeitplan. Zum Jahresende beschloss der Magistrat im Rahmen des 30-Millionen-Investitionsprogramms für den Zoo zudem den Neubau der Quarantänestation auf dem Gelände des Zoo-Wirtschaftshofes. „Damit wird die Entwicklung des Zoos Frankfurt zu einem modernen Naturschutzzoo weiter vorangetrieben. Neben einer attraktiven Gestaltung der Tieranlagen ist eine solche Qualitätssicherung unverzichtbar“, so Semmelroth.

Unter dem Motto „Alte Pracht in neuem Gewand“ gab im Oktober dieses Jahres nach neun Jahren der Abschluss der Fassadengroßsanierung der Alten Oper Anlass zur Freude. „Jetzt entspricht das Äußere wieder dem hohen Niveau des Spielbetriebs“, zeigt sich Kulturdezernent Semmelroth angesichts des im frischen Glanz erstrahlenden Gebäudes zufrieden. Zum 1. März 2012 wird hier Stephan Pauly den langjährigen Intendanten und Geschäftsführer der Alten Oper, Matthias Hocks, nach 13 überaus erfolgreichen Jahren ablösen.

Ein weiterer Wechsel, mit dem eine Ära zu Ende geht, vollzieht sich im Künstlerhaus Mousonturm zum 1. Januar 2012: Niels Ewerbeck folgt Dieter Buroch. Auch am Museumsufer wird es auf Vorschlag des Kulturdezernenten - wenn der Magistrat zustimmt - eine neue Leitung geben. Matthias Wagner K, der das vielgelobte Ausstellungsprogramm von Island, Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2011, kuratierte, soll ab 1. März 2012 neuer Direktor des Museums für Angewandte Kunst werden.

Kontinuierlich spitze sind die Besucherzahlen bei Oper und Schauspiel: Bei der Oper lag die Platzauslastung am Ende der Spielzeit 2010/11 bei durchschnittlich 85 Prozent, beim Schauspiel bei 78,5.Prozent. Die Oper Frankfurt wurde wiederum sowohl vom Theatermagazin „Die Deutsche Bühne“ als wichtigstes deutsches Opernhaus als auch bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Opernwelt“ für die beste Gesamtleistung ausgezeichnet. Die „Opernwelt“ kürte zudem wie schon 2009 das Opern- und Museumsorchester zum „Orchester des Jahres“.

Ein echtes Pilotprojekt, das noch Schule machen wird, hat Frankfurt dieses Jahr im Bereich der Kunst im öffentlichen Raum gestartet. Seit dem Frühsommer sind sogenannte QR-Codes an Denkmälern, Brunnen und Kunstwerken im Stadtraum angebracht. Smartphone-Besitzer können mit Hilfe der Codes, eine Verbindung zu mobilen Website von www.kunst-im-öffentlichen-raum-frankfurt.de herstellen und so Informationen über den Künstler, das Werk und seine Aufstellungsgeschichte erfahren. Bisher sind 23 Werke im Grüngürtel mit Codes ausgestattet, nach einer Erprobungsphase sollen weitere folgen. „Dieses neue Projekt dürfte Nachfolger in anderen Städten finden“, ist Kulturstadtrat Semmelroth überzeugt.

Wie lebendig die Frankfurter Kunstszene auch außerhalb des Ausstellungsbetriebs in den Museen ist, beweist beispielsweise der alljährliche große Publikumszuspruch bei Veranstaltungen wie „Open Doors“, bei denen man mit Frankfurter Künstlern ins Gespräch kommen kann, oder „Artists in Residence“, der Jahresausstellung der internationalen Frankfurter Gastkünstler, von deren Auseinandersetzung mit Frankfurt man sich inspirieren lassen kann.

Die Frankfurter Lyriktage unter dem Titel „experiment, lyrisch“, „Frankfurter Premieren“, eine Reihe mit Frankfurter Autoren und Verlagen, sowie die Veranstaltungen „Open Books“ und „Literatur im Römer“ zur Frankfurter Buchmesse begeisterten auch in diesem Jahr die Literaturfreunde. Im Mai 2012 wird zusätzlich das Literaturfest „LiteraTurm“, das sich mit den Lyriktagen zweijährlich abwechselt, mit hochkarätigen Autoren an den Start gehen. Zudem widmet sich die ebenfalls biennal stattfindende Goethe-Festwoche, die diesmal Mitte September stattfindet, dem Thema „Goethe und das Geld“.

„Dank zukunftsweisender Projekte, hochkarätiger Ausstellungen und Veranstaltungen erfreut sich Frankfurt kontinuierlich bundesweiter Aufmerksamkeit“, bilanziert Kulturdezernent Semmelroth.

Auch was die regionale Ausstrahlung betrifft, konnten 2011 mit etwas kleiner dimensionierten Projekten entscheidende neue Weichen gestellt werden: So entstand Anfang des Jahres im Kuhhirtenturm in Sachsenhausen ein Erinnerungsort mit Konzertsaal für den Frankfurter Komponisten Paul Hindemith. Außerdem wurde der Architekturwettbewerb für den sogenannten Paradieshof entschieden, sodass im nächsten Jahr dort mit dem Bau für eine feste Spielstätte von Michael Quasts „Fliegender Volksbühne“ begonnen werden kann.
 
Fotogalerie:
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22. Dezember 2011, 15.24 Uhr
pia
 
 
 
 
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Text: Florian Aupor / Foto: Über den Holbeinsteg zum Museumsufer © Adobe Stock/Branko Srot
 
 
 
 
 
 
 
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