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Jazzstadt Frankfurt?
Den Gründen dafür ist das JOURNAL FRANKFURT auf der Spur und hat dafür einige Jazzkenner befragt, deren Statements wir hier noch einmal in voller Länge abdrucken. Voran aber bieten wir Ihnen als zusätzlichen Service ein paar wichtige Mailadressen zum Thema Jazz in der Stadt (und der Region) an und das Feedback der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, die uns leider erst nach Redaktionsschluss der letzten Printausgabe des Journal Frankfurts erreichte:
„Natürlich ist ein Studiengang Jazz- und Popularmusik etwas sehr interessantes, er würde auch die Ausbildung unserer Schulmusiker sinnvoll ergänzen. Es spricht also grundsätzlich nichts dagegen, einen solchen Studiengang einzurichten. Dazu bedarf es jedoch erheblicher finanzieller Mittel. So brauchen wir für ein sinnvolles Funktionieren des Studiengangs wenigstens vier unterschiedliche Instrumentalklassen; das wiederum setzt eine Mindeststudierendenzahl von 30 bis 40 Personen voraus; dafür würden wir drei Professuren benötigen. Diese brauchen wiederum entsprechende Räume, die wir extra anmieten müssten. In Zeiten, in denen die Mittel für unsere Grundfinanzierung weniger werden, fehlen uns die nötigen Voraussetzungen, um den Aufbaustudiengang Jazz und Popularmusik inhaltlich verantwortungsvoll wiederbeleben zu können.“ (Thomas Rietschel, Präsident der hfmdk).
Links:
Hier können Sie das gesamte Programm des Deutschen Jazzfestivals am letzten Oktober-Wochenende einsehen
Unter der Adresse finden Sie das Statement der Initiative, die wieder einen Jazzstudiengang an der Hochschule in Frankfurt fordert.
Eine der wichtigsten Adressen des Jazz, nicht nur regional, sondern bundesweit. Das Jazzinstitut in Darmstadt.
Die Website der Jazzinitiative Frankfurt am Main eV.. Viel Engagement, viel Ehrenamt für den Jazz bei Jazz im Palmengarten im Sommer und in unterschiedlichen Locations im ganzen Jahr.
Der Clubklassiker in Frankfurt. Als domicile du jazz 1952 im Keller der Kleinen Bockenheimer Straße Nr. 18a gegründet, waren alle internationalen Größen des Jazz dort zu Gast.
Hier findet das jazzlab statt.
www.jazzsession-offenbach.info/
Im Mai 2006 trafen sich Hans-Jörg André ( Musikhaus André), Andreas Guckel
(Pianohaus Guckel), Axel Kemper-Moll ( Modern-Piano-School.de), Jochen Kessler (jochenkessler.de) und Dr. Christoph Schaaf ( Rechtsanwälte Schaaf-Körner-Trageser), um als kulturellen Event eine Jazzkonzertreihe + Sessions in Offenbach zu konzipieren.
www.frankfurt.frblog.de/jazz-in-frankfurt
Text über die Jazz-Tradition in Frankfurt.
Prof. Dr. Felix Semmelroth, Frankfurts Kulturdezernent, über die Jazzstadt Frankfurt:
„Frankfurt gehört nach wie vor zu den wichtigen Jazz-Zentren in Deutschland. Hier leben und arbeiten herausragende, international renommierte Musikerinnen und Musiker wie z.B. Christof Lauer, Elvira Plenar, Heinz Sauer oder Stephan Schmolck. Von der seit Jahrzehnten weltweit erfolgreichen Barrelhouse Jazzband bis zum jungen, Presse und Publikum gleichermaßen begeisternden Contrast Quartet gibt es ein breites Spektrum an Ensembles, das eng mit dem Namen der Stadt verbunden ist. Dies gilt ebenso für das überaus erfolgreiche Deutsche Jazzfestival Frankfurt. Aber auch andere Konzertreihen wie „Jazz im Palmengarten“ oder „Jazz im Museum“, vor allem aber Clubs und Initiativen, die das ganze Jahr über ein vielfältiges Jazzprogramm präsentieren, tragen in hohem Maße zum pulsierenden Frankfurter Jazzleben bei. Verschiedene Institute wie die Frankfurter Musikwerkstatt bieten spezielle Aus- und Fortbildungsbildungsmöglichkeiten im Jazz. Gut für die Stadt ist zudem, dass es hier eine Reihe von Journalisten gibt, deren Herz für den Jazz schlägt. Und nicht zuletzt freut es mich sehr, dass das jazzbegeisterte Publikum in Frankfurt nicht nur an den internationalen Trends der Jazzmusik, sondern auch an den Entwicklungen der regionalen Künstlerinnen und Künstler Interesse zeigt.“
Irmgard Tennagels, Musikreferentin im Kulturamt Frankfurt am Main über die Aktivitäten für den hiesigen Jazz-Nachwuchs:
Frage: Was wird für den Jazz-Nachwuchs gemacht und wo findet der seine Plattform?
Das Kulturamt fördert vor allem im Bereich der Infrastruktur. Proberäume, praxisbezogene Aus- und Fortbildung, Auftrittsmöglichkeiten u.a. sind hierbei wichtige Aktionsfelder. So können viele Jazzmusikerinnen und Musiker Proberäume in den städtischen Musikbunkern nutzen.
Seit 1991 vergibt die Stadt Frankfurt am Main das Arbeitsstipendium Jazz, das in diesem Jahr vom Kulturdezernenten um 2.000 auf 7.500 € erhöht wurde. Im Westhafentower erhält die Stipendiatengruppe zudem bei der Nacht der Museen ein attraktives Auftrittsforum. Instrumental- und Ensemble-Workshops, Kurse zu GEMA, GVL und KSK sowie zu anderen Themen des Musikbusiness sind Angebote des Vereins Waggong, der dafür vom Kulturamt gefördert wird.
Das Kulturamt unterstützt zudem die Jazzinitiative Frankfurt, die an unterschiedlichen Orten in der Stadt Konzerte veranstaltet, bei denen natürlich auch Jazz-Newcomer präsentiert werden. Neben dem Deutschen Jazzfestival, den Reihen Jazz im Palmengarten und Jazz im Museum (Liebieggarten), fördert die Stadt Frankfurt projektbezogen auch kleinere Jazzreihen, die von verschiedenen Vereinen in unterschiedlichen Stadtteilen organisiert werden.
Ausgehend vom Alter der Akteure findet der Jazz-Nachwuchs von Bunker-Konzerten über den Jazzkeller bis hin zum Deutschen Jazzfestival (siehe Sebastian Merk, Yuriy Sych, Martin Standke etc.) überall eine Plattform zur Präsentation.
Jazzkeller-Hausbassist Jonas Lohse
Journal Frankfurt: Gibt es genügend Auftrittsmöglichkeiten in der Stadt?
Lohse: Ja wo gibt's die denn? Immerhin haben wir noch den Jazzkeller. Ohne den sähe es ziemlich mau aus. Der hr spielt ja auch eine gewisse Rolle, allerdings eher überregional: für regionale Musiker ist da nichts zu holen. Selbst die Subs in der Big Band werden ja aus ganz Deutschland herangekarrt (während früher der Einfachheit halber die lokalen Musiker den Call bekamen). Noch bedauerlicher ist aber eigentlich, dass die hr-Musiker sich so gut wie gar nicht in die hiesige Szene einbringen. Mag vielleicht auch an dem liegen, was an Szene noch übrig ist, aber … war auch mal anders.
Wie seht ihr das mit der Hochschule (im Vergleich mit Mainz zum Beispiel)?
Hochschule: Totalausfall. Einfach nur peinlich. Auch vom Niveau her: Ich habe schon mal bei zwei Abschlussprüfungen mitgespielt, weil die kaum Bassisten da haben. Unfassbar. Da hätte ich eigentlich gleich den Abschluss noch mit dazu bekommen müssen, ohne Studium. Aber inzwischen gibt's da sogar eine Initiative mit Unterschriftensammlung für die Wiedereinführung eines Jazz-Studiengangs.
Saxophonist Bastian Fiebig über die Jazzstadt Frankfurt:
„Positiv werte ich die Tatsache, dass es immerhin noch den Jazzkeller mit seiner Mittwochssession gibt. Außerdem tut auch das Festival gut, ist allerdings sehr international ausgerichtet und verweist regionale Künstler immer auf die vorderen Sendeplätze im ,Vorprogramm´. Es sei denn, die hr-Big Band spielt mit, da ist naturgemäß alles erlaubt. Diese Big Band immer noch zu hegen und zu pflegen, ist aus kultureller Sicht eine tolle Sache, rein künstlerisch jedoch ein zweischneidiges Schwert, denn die mit angenehmen Gehältern gepolsterten Mitstreiter müssen dafür auch für HR4 über die Käffer touren und ,nette´ Musik spielen. Alles hat seinen Preis... Schön: Der Jazzgarten des MUF als Präsentationsfläche der Szene. Skandalös: Jedes Jahr bangt man aufs Neue, ob sich ein Hauptsponsor finden lässt.
Negativ ist einiges: Kein Hauptstudiengang Jazz, der Aufbaustudiengang wird ebenfalls zeitnah abgeschafft. So orientiert sich der Nachwuchs in Richtung Mainz oder Mannheim, mit denen sich Frankfurt ja nun eigentlich nicht gern vergleicht – in Sachen Pop und Jazz ist man hier der Mainmetropole weit voraus. Ja, die FMW macht einen guten Job, aber nur für gutes Geld und mit Dozenten, die nicht immer Hochschulqualität haben. Nach meiner Ansicht ein Studiengang für zukünftige Jazzbeamte.
Außer bereits oben gelobtem Jazzkeller fehlt es an allen Enden an Proberäumen und vor allem an Bühnen, wo sich eventuell noch auftauchender Nachwuchs präsentieren könnte. Nett sind die Bemühungen im Claro oder Mampf, der Mousonturm gibt sich ja nun ebenfalls experimentell, aber kaum in Sachen Jazz und der Sinkkasten hat sich ja schon vor Jahren anders orientiert – das Label Jazzstadt verdient man so nicht. Tatsache ist: Eine Hochschule mit attraktivem Dozentenportfolio der Themen Jazz und Pop generiert eine Generation von Jazzmusikern, die wiederum das Gesicht der Stadt prägen. Die Musikhochschule generiert jedoch jährlich hunderte Musiker eines Genres, das keinerlei Nachwuchsprobleme kennt.
Übrigens: Die Jazzsession in OF hat alle 14 Tage 200-400 Besucher, im Capitol spielen zum Teil interessante Jazzacts. Offenbach entwickelt sich zur heimlichen Jazzstadt – puh!“
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