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Im Zeichen der Region
Es lässt sich offenbar nicht vermeiden, bei Veranstaltungen, die die Nachbarstädte Offenbach und Frankfurt betreffen, immer wieder Spitzen an den jeweils Anderen zu verteilen und so die gute alte Tradition der Rivalität beider Städte aufrecht zu erhalten. Zuletzt sorgte Frankfurts Ex-Wirtschaftsdezernent Boris Rhein in seiner Funktion als hessischer Staatssekretär für Unmut bei den Offenbachern, weil er zur Grundsteinlegung des Sport- und Leistungszentrums am Riederwald seiner Zuneigung zur Frankfurter Eintracht allzu deutlich Ausdruck verliehen hatte (siehe unseren Blog-Eintrag „This is a man’s world“).
Auch Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth ließ sich am Montagabend in der Ölhalle des Offenbacher Hafens unter Anspielung auf das Pokalderby zur Feststellung hinreißen, dass die Route der Industriekultur ja nichts mit Fußball zu tun habe, wobei er dennoch festhalten müsse, dass sich in den vergangenen Jahren eine gewisse Kontinuität der Ergebnisse zu Gunsten Frankfurts eingestellt hätte. Bernd Kracke, Präsident der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, konterte so galant wie bestimmt, dass sich Offenbach glücklicherweise auf anderem Gebiet (er meinte natürlich die Kunst) recht erfolgreich mit der Nachbarstadt messe. Darüber hinaus dankte er Semmelroth für dessen „Grenzüberschreitung“ auf Offenbacher Gebiet, wo die Protagonisten die diesjährigen Tage der Industriekultur eröffneten.
Bis zum Sonntag dreht sich das Programm um das Fokusthema Häfen und Flugplätze. Anlass ist die erste Internationale Luftfahrtausstellung, die vor 100 Jahren rund um die neu eröffnete Frankfurter Festhalle auf dem Rebstockgelände stattfand. Insgesamt sind 212 Veranstaltungen an 120 Orten zustande gekommen, die sich mit den Umschlagplätzen und anderen Industriedenkmälern befassen. „Ein gelungenes Beispiel regionaler Kooperation“, versöhnte dann auch Konrad Dörner, Geschäftsführer der ausrichtenden Gesellschaft KulturRegion FrankfurtRheinMain, die Vertreter der Nachbarstädte.
Überhaupt war am Montag nicht die Zeit, um sich in Nickeligkeiten zu verlieren. Vielmehr regten die Kunstschau der HfG in der Ölhalle gegenüber des Cafés „Hafen 2“ und der Anblick der untergehenden Sommersonne vom King Ka Beach auf der Hafeninsel aus zu entspannten Gesprächen an. So erzählte Kracke, dass er sich für die Konzeption des Kreativcampus auf dem Hafen-Areal einen Wettbewerb unter den international renommiertesten Architekten wünsche. Schließlich könne sich ein solch zukunftsweisendes Projekt nicht mit einer profanen Architektur zufrieden geben.
Dörner hingegen plauderte über seine Tätigkeit als Vize-Bürgermeister Bad Nauheims unter Bürgermeister Bernd Rohde und darüber, wie er die Wirtsleute vom ältesten Haus am dortigen Platze, dem Gasthaus „Zur Krone“, für die Kurstadt gewinnen konnte. Auch Joachim Hochstein, Radverkehrsbeauftragter beim Planungsverband, redete über die Wetterau. Insbesondere über die Beschwerden der Friedberger über den neuen Abschnitt der Umgehungsstraße B3a und über das Entwicklungspotential der Kaiserstraße in der Kreisstadt.
Ein Abend also, der auf dem urbansten Flecken des Offenbacher Stadtgebiets, wirklich im Zeichen der Region stand und völlig ohne Frankfurt auskam. Auch mal ganz schön!
Wie im Urlaub: Projektleiterin Sabine von Bebenburg genießt den Sonnenuntergang
Fotos: jow
19. August 2009, 14.12 Uhr
Jan-Otto Weber
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