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Haus zur Goldenen Waage
Vom Leben und Einrichten in der Altstadt
Am morgigen Samstag eröffnet das Historische Museum seine neuen Ausstellungsräume im Haus zur Goldenen Waage. In dem rekonstruierten Renaissancebau in der Neuen Altstadt, gibt es eine Ausstellung mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen aus dem 17. Und 18. Jahrhundert zu sehen.
„Das schönste Haus der Frankfurter Altstadt wird vollendet“, freut sich der Direktor des Historischen Museums Jan Gerchow. Mit der Eröffnung der Ausstellungsräume des Historischen Museums im Haus zur Goldenen Waage wird das Gebäude am morgigen Samstag, den 14. Dezember, wieder vollständig in Betrieb genommen. Der „schöpferische Nachbau“ ist mit Gesamtkosten von rund acht Millionen Euro der teuerste Nachbau der Neuen Altstadt. Der zwischen 2014 und 2018 entstandene Nachbau steht nicht ganz an der Stelle, wo das Original stand: Da die Goldene Waage ursprünglich mit einer Ecke auf einer Mauer der karolingischen Pfalz stand, musste es ein Stück versetzt werden. Eine Rekonstruktion der Kellergewölbe war dadurch nicht möglich. Ansonsten hat man versucht, sich dem Originalbau zumindest optisch weitestgehend anzunähern. Für das Fachwerk wurden alte Eichenbalken aus historischen Gebäuden verwendet, einige Originalteile der Fassade konnten wiedergefunden und in den Bau integriert werden.
Ursprünglich erbaut wurde das Haus zur Goldenen Waage von Abraham van Hamel. Van Hamel kam als Religionsflüchtling nach Frankfurt. Der Zuckerbäcker und Gewürz- und Materialwarenhändler bekam 1599 das Frankfurter Bürgerrecht verliehen und stieg zu einem der wohlhabendsten Frankfurter Bürger auf. 1619 wurde das in seinem Auftrag erbaute Haus zur Goldenen Waage größtenteils fertiggestellt. Das Haus war durchaus gut gelegen: Am Beginn des Krönungswegs an der Straße Alter Markt – zur damaligen Zeit die Haupteinkaufsstraße in Frankfurt. Bereits 1638 verkaufte die Familie van Hamel das Haus weiter. 1913 ging das Haus an das Historische Museum Frankfurt, das es zunächst als Bürofläche und Bibliothek nutzte. Ab 1928 wurde es auch als Ausstellungshaus genutzt: Das Museum zeigte dort Möbel, Gemälde und weitere Ausstellungsstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert – bis zur Zerstörung der Frankfurter Altstadt 1944 im von Deutschland begonnenen Krieg. Mit dem Wiederaufbau von Teilen der Frankfurter Altstadt von 2014 bis 2018 erhielt das Historische Museum das Angebot, die Goldene Waage wieder museal zu nutzen. Das Historische Museum sagte zu.
© HMF, Horst Ziegenfusz
Ab dem 14. Dezember kann das Haus zur Goldenen Waage im Rahmen von Führungen besichtigt werden. „Die Objekte in den Räumen sind frei aufgestellt. Es gibt keine Kästen, keine Glasscheiben vor den Objekten. Aus diesem Grund ist eine Begehung nur mit einer Führung möglich“, erklärt Susanne Gesser vom Historischen Museum. Zu sehen gibt es Möbel, Gemälde und Alltagsgegenstände, die überwiegend aus dem 17. Und 18. Jahrhundert stammen. Die Nutzung der Räume ist an die Zeit der Familie van Hamel angeknüpft, die Einrichtung stammt jedoch aus jüngeren Jahren. „Wir sehen eine ideale Nutzung der Neuen Altstadt“, lobt Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) die Ausstellungskonzeption.
© HMF, Horst Ziegenfusz
Die Führungen beginnen im Historischen Museum im Ausstellungsteil „Altstadt-Drama“, wo die wechselhafte Geschichte der Frankfurter Altstadt gezeigt wird. Dann geht es gemeinsam durch die Neue Altstadt zur Goldenen Waage. Im ersten Stock liegen die repräsentativen Räume des Gebäudes: Die große Stube ist kunstvoll mit Seidentapete ausgekleidet. Die reich verzierte Stuckdecke sei auf Grundlage alter Stiche rekonstruiert worden und bestehe aus über 100 Einzelelementen, erklärt Maren Christine Härtel vom Historischen Museum. In dem Raum spielte sich das gesellschaftliche Leben der Bewohnerinnen und Bewohner ab: Zu Zeiten der van Hamels seien hier Gäste empfangen worden. Auch gegessen und geschlafen wurde in diesem Raum. An der Wand steht ein doppelgeschossiger Fassadenschrank, laut Härtel sei das das wichtigste Möbelstück eines bürgerlichen Haushalts. Derartige Schränke kamen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Mode. Im Prinzip sei der Schrank eine Weiterentwicklung der Truhe, deswegen sei er auch aufgebaut wie zwei aufeinander gestapelte Truhen, erklärt Härtel. „Es soll auch die Entwicklung der Möbel und Schreinerkunst im Haus abgebildet werden“, erklärt Härtel. Der zweite repräsentative Raum, die hintere Stube, ist als reines Schlafzimmer aus dem 17. Jahrhundert eingerichtet. Der Schrank in diesem Raum erinnert schon weniger an eine Truhe: Es ist ein zweitüriger Schrank aus Mahagoni und Nussbaumholz, der mit aufwendigen Schnitzereien verziert ist.
© HMF, Horst Ziegenfusz
Im zweiten Stockwerk befinden sich vier Räume: Das Pelikanzimmer wurde von Abraham van Hamel als Schreibstube genutzt. Entsprechend ist es eingerichtet. Das Zimmer enthält mit einem alten Truhentisch das einzige Möbelstück aus dem 16. Jahrhundert im Haus. Den Namen hat das Zimmer von einer Pelikandarstellung an der Decke des Raumes, die auf das Wappen der Familie von Barckhaus zurückgeht, die das Gebäude im späten 17. Jahrhundert bewohnte. Außerdem gibt es im zweiten Stock noch ein Musikzimmer, in dem ein Virginal zu sehen ist – eine platzsparende Version des Cembalos. Die anderen beiden Räume des Stockwerks sind als Spielekammer und Wirtschaftsraum eingerichtet. Die Führung endet auf dem Dach, im sogenannten Belvederchen – einem Dachgarten mit Brunnen und Laube. Hier konnten die Stadtbewohner der engen Altstadt entfliehen und zu Luft und Sonne kommen.
© HMF, Uwe Dettmar
>> Die Führungen durch das Haus zur Goldenen Waage dauern rund 90 Minuten. Öffentliche Führungen beginnen jeden Tag um 16 Uhr. Sie Kosten zusätzlich zum Eintrittspreis sechs Euro. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, ist für die Führung eine Anmeldung beim Besucherservice erforderlich. Dort können auch individuelle Gruppenführungen für bis zu 20 Personen gebucht werden.
Ursprünglich erbaut wurde das Haus zur Goldenen Waage von Abraham van Hamel. Van Hamel kam als Religionsflüchtling nach Frankfurt. Der Zuckerbäcker und Gewürz- und Materialwarenhändler bekam 1599 das Frankfurter Bürgerrecht verliehen und stieg zu einem der wohlhabendsten Frankfurter Bürger auf. 1619 wurde das in seinem Auftrag erbaute Haus zur Goldenen Waage größtenteils fertiggestellt. Das Haus war durchaus gut gelegen: Am Beginn des Krönungswegs an der Straße Alter Markt – zur damaligen Zeit die Haupteinkaufsstraße in Frankfurt. Bereits 1638 verkaufte die Familie van Hamel das Haus weiter. 1913 ging das Haus an das Historische Museum Frankfurt, das es zunächst als Bürofläche und Bibliothek nutzte. Ab 1928 wurde es auch als Ausstellungshaus genutzt: Das Museum zeigte dort Möbel, Gemälde und weitere Ausstellungsstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert – bis zur Zerstörung der Frankfurter Altstadt 1944 im von Deutschland begonnenen Krieg. Mit dem Wiederaufbau von Teilen der Frankfurter Altstadt von 2014 bis 2018 erhielt das Historische Museum das Angebot, die Goldene Waage wieder museal zu nutzen. Das Historische Museum sagte zu.
© HMF, Horst Ziegenfusz
Ab dem 14. Dezember kann das Haus zur Goldenen Waage im Rahmen von Führungen besichtigt werden. „Die Objekte in den Räumen sind frei aufgestellt. Es gibt keine Kästen, keine Glasscheiben vor den Objekten. Aus diesem Grund ist eine Begehung nur mit einer Führung möglich“, erklärt Susanne Gesser vom Historischen Museum. Zu sehen gibt es Möbel, Gemälde und Alltagsgegenstände, die überwiegend aus dem 17. Und 18. Jahrhundert stammen. Die Nutzung der Räume ist an die Zeit der Familie van Hamel angeknüpft, die Einrichtung stammt jedoch aus jüngeren Jahren. „Wir sehen eine ideale Nutzung der Neuen Altstadt“, lobt Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) die Ausstellungskonzeption.
© HMF, Horst Ziegenfusz
Die Führungen beginnen im Historischen Museum im Ausstellungsteil „Altstadt-Drama“, wo die wechselhafte Geschichte der Frankfurter Altstadt gezeigt wird. Dann geht es gemeinsam durch die Neue Altstadt zur Goldenen Waage. Im ersten Stock liegen die repräsentativen Räume des Gebäudes: Die große Stube ist kunstvoll mit Seidentapete ausgekleidet. Die reich verzierte Stuckdecke sei auf Grundlage alter Stiche rekonstruiert worden und bestehe aus über 100 Einzelelementen, erklärt Maren Christine Härtel vom Historischen Museum. In dem Raum spielte sich das gesellschaftliche Leben der Bewohnerinnen und Bewohner ab: Zu Zeiten der van Hamels seien hier Gäste empfangen worden. Auch gegessen und geschlafen wurde in diesem Raum. An der Wand steht ein doppelgeschossiger Fassadenschrank, laut Härtel sei das das wichtigste Möbelstück eines bürgerlichen Haushalts. Derartige Schränke kamen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Mode. Im Prinzip sei der Schrank eine Weiterentwicklung der Truhe, deswegen sei er auch aufgebaut wie zwei aufeinander gestapelte Truhen, erklärt Härtel. „Es soll auch die Entwicklung der Möbel und Schreinerkunst im Haus abgebildet werden“, erklärt Härtel. Der zweite repräsentative Raum, die hintere Stube, ist als reines Schlafzimmer aus dem 17. Jahrhundert eingerichtet. Der Schrank in diesem Raum erinnert schon weniger an eine Truhe: Es ist ein zweitüriger Schrank aus Mahagoni und Nussbaumholz, der mit aufwendigen Schnitzereien verziert ist.
© HMF, Horst Ziegenfusz
Im zweiten Stockwerk befinden sich vier Räume: Das Pelikanzimmer wurde von Abraham van Hamel als Schreibstube genutzt. Entsprechend ist es eingerichtet. Das Zimmer enthält mit einem alten Truhentisch das einzige Möbelstück aus dem 16. Jahrhundert im Haus. Den Namen hat das Zimmer von einer Pelikandarstellung an der Decke des Raumes, die auf das Wappen der Familie von Barckhaus zurückgeht, die das Gebäude im späten 17. Jahrhundert bewohnte. Außerdem gibt es im zweiten Stock noch ein Musikzimmer, in dem ein Virginal zu sehen ist – eine platzsparende Version des Cembalos. Die anderen beiden Räume des Stockwerks sind als Spielekammer und Wirtschaftsraum eingerichtet. Die Führung endet auf dem Dach, im sogenannten Belvederchen – einem Dachgarten mit Brunnen und Laube. Hier konnten die Stadtbewohner der engen Altstadt entfliehen und zu Luft und Sonne kommen.
© HMF, Uwe Dettmar
>> Die Führungen durch das Haus zur Goldenen Waage dauern rund 90 Minuten. Öffentliche Führungen beginnen jeden Tag um 16 Uhr. Sie Kosten zusätzlich zum Eintrittspreis sechs Euro. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, ist für die Führung eine Anmeldung beim Besucherservice erforderlich. Dort können auch individuelle Gruppenführungen für bis zu 20 Personen gebucht werden.
13. Dezember 2019, 13.20 Uhr
Nathanael Reuter
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