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Frankfurt hat einen neuen (Air-)Boss
Ein riesengroßen Wartungshangar, edel dekoriert, meterlange Büffets mit internationalen Köstlichkeiten, umhereilende Kellner mit Sekt, Musik dröhnt aus den Lautsprechern und schätzungsweise 2 000 Gäste, die sich die Nasen an den Festern platt drücken. Grund: Die Landung des Airbus A380, der seit Jahren mit Spannung erwartet wird. Und nun soll er landen, das größte Flugzeug der zivilen Luftfahrtgeschichte. Gestern wurde er, nachdem Singapore Airlines, Emirates, Qantas und Air France in seinen Genuss kommen durften, auch an Lufthansa überreicht - mit einer feierlichen Zeremonie. Doch wo bleibt er denn? Die Spannung steigt. Draußen regnet es in Strömen und kein Riesen-Vogel in Sicht. 10, 9, 8, 7, 6...der Countdown läuft, doch nichts passiert. Ich muss an die Menschen denken, die ich auf der Fahrt zur Wartungshalle, Tor 31 von Cargo City, am Ende der Welt, gesehen habe. Trotz miserablen Wetter hatten sich unglaublich viele Menschen am Airportring positioniert, mit Regenschirmen bewaffnet, nur um die Landung nicht zu verpassen. Zum Glück steh ich im Trockenen und einigermaßen Warmen.
Und dann geht alles ganz schnell. Das neue Flaggschiff in der Lufthansa-Familie ist da. Plötzlich taucht er rollend am Horizont auf. Tam tam tam tam. Die Tore der Wartungshalle öffnet sich. Dichtes Gedränge, jeder will diesen Moment mit Kamera oder Handy festhalten.
Aus den Lautsprechern dröhnt Lenny Kravitz. Chef-Pilot Jürgen Raps lässt sich und sein Team feiern. Sie winken aus dem Cockpit. Langsam schreiten sie die Treppen herab. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber und Airbus-Chef Thomas Enders waren mit an Bord. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch empfing die 380 Passagiere an Bord mit den Worten: "Ganz Europa kann stolz auf diesen Tag sein. Wir sind froh, dass der A380 nun Wirklichkeit ist."
Und sogar richtige Prominenz wurde gesichtet: Iris Berben ließ es sich nicht entgehen von Hamburg nach Frankfurt mit dem Airboss zu fliegen. Selbstverständlich in der First Class. Und sie war begeistert: "Es war so unglaublich leise. Man merkt gar nicht, dass man fliegt. Das Design ist einfach unglaublich. Und das Bett war sowieso das Tollste." Und was ist das Besondere für Kapitän Raps? "Es ist ein papierloser Cockpit. Alles wird elektronisch gesteuert. Der A380 fliegt wie ein Ferrari. Trotz seiner Größe und seiner Gewichts ist er sehr wendig." Ob er wohl aufgeregt vor dem ersten offiziellen Flug war? "Meine Aufregung hielt sich in Grenzen, aber ich war doch angespannter als sonst. Aber der Flug lief trotz des Wetters ohne Probleme." Er wird es auch sein, der am 6. Juni unsere deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach Johannesburg fliegen wird. Hoffentlich ein gutes Zeichen.
Der neue Airboss hat 526 Plätze. Die völlig neudesignte First Class befindet sich im Obergeschoss mit acht geräumigen Sitzen. Daran schließt sich die Business Class mit 98 Sitzen an. Diese sieht allerdings aus wie jede andere Business Class von Lufthansa. Im Hauptdeck gibt es nochmal 420 Plätze für die Economy-Flieger. Genauso eng, wie man es kennt. Hier ein paar Eindrücke:
Waschraum der First Class
First Class
Business Class
Economy Class
Die Bord-Zeitschriften - kein JOURNAL FRANKFURT weit und breit
Und damit man weiß, welcher Airline man sein Leben in die Hände gelegt hat...
Am Abend stand dann noch die große Taufe auf dem Plan. Oberbürgermeisterin Petra Roth hatte die Ehre Champagner über die Schnauze des Vogels zu gießen. Und das tat sie auch mit voller Freude. Sie schüttelte die Flasche kräftig und dann ging es los. "Hiermit taufe ich dich auf den Namen Frankfurt am Main."
Anschließend wurde dann noch die Patenschaftsurkunde unterzeichnet.
"Das ist ein toller Tag für Frankfurt", so Roth. "Ich selber weiß, was für eine gute Airline Lufthansa ist. Ich gehöre zu den Vielfliegern und genieße jedes Mal die gute Qualität und den prima Service. Ich bin stolz." So so, Mayrhuber war sich sicher, er habe ein neues Kapitel für Lufthansa aufgeschlagen.
Schade nur, dass man den Eindruck hatte, der Hessische Rundfunk habe den Airboss finanziert...
20. Mai 2010, 18.00 Uhr
Julia Lorenz
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