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Eröffnung Frankfurter Buchmesse
Mahnende Worte und etwas Optimismus
Am gestrigen Dienstag wurde die 71. Frankfurter Buchmesse eröffnet. Zahlreiche Prominente, darunter das norwegische Kronprinzenpaar, gaben sich zur feierlichen Eröffnung die Ehre. Der Auftakt der Messe stand vor allem im Zeichen des aktuellen politischen Klimas.
Die Botschaft bei der gestrigen Eröffnung der diesjährigen Buchmesse, zu der auch das norwegische Kronprinzenpaar angereist war, war eindeutig: Man möchte ein Zeichen setzen in dieser Zeit politischer und gesellschaftlicher Umbrüche. Gegen Rechtsextremismus, gegen Antisemitismus, gegen Fremdenfeindlichkeit, für mehr Gemeinschaft und Zusammenhalt. Gleich ob Außenminister Heiko Maas (SPD), Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) oder der scheidende Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Heinrich Riethmüller,: sie alle appellierten an die Bürgerinnen und Bürger, sich stärker gesellschaftlich zu engagieren und nicht die Augen zu verschließen vor den aktuellen Entwicklungen. Erschütterung reiche nicht mehr, mahnte Heiko Maas vor dem Hintergrund des Anschlages in Halle. Die gesamte Gesellschaft trage eine Mitverantwortung, so der Außenminister. Ministerpräsident Bouffier rief zudem dazu auf, nicht weiter gleichgültig zu sein.
Heinrich Riethmüller verbreitete zum Auftakt der Messe aber auch Optimismus: Die Nachfrage nach Sachbüchern sei 2018 um fünf, 2019 bislang sogar um knapp zehn Prozent gestiegen, so Riethmüller bei der Eröffnungspressekonferenz am Vormittag. Sein Vorsteher-Amt wird er nach der Buchmesse turnusmäßig an die im Juni gewählte Mainzer Verlegerin Karin Schmidt-Friderichs abgibt. Die Zahlen für die ersten drei Quartale des laufenden Jahres stimmen Riethmüller hoffungsvoll: Gegenüber 2018 sind die Umsätze insgesamt um 2,5 Prozent angestiegen. „Es gelingt uns, uns in der wachsenden Medienkonkurrenz zu behaupten“, so Riethmüller.
Kurzfristig war auch die frisch gekürte Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk als Teilnehmerin auf das Podium der Eröffnungspressekonferenz der 71. Frankfurter Buchmesse auf das Messegelände geladen worden, und naturgemäß konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Pressevertreterinnen und -vertreter in erster Linie auf den Auftritt der 1962 geborenen Schriftstellerin und studierten Psychologin. Auf einem Parkplatz zwischen Berlin und Bielefeld erhielt sie die Nachricht, dass sie rückwirkend für das Jahr 2018 den Literatur-Nobelpreis erhalten werde. Tokarczuk war zu diesem Zeitpunkt unterwegs auf Lesereise in Deutschland, um ihren neuen Roman „Die Jakobsbücher“ vorzustellen. In Bielefeld erwarteten sie anstatt einer Handvoll Zuhörerinnen und Zuhörer in der Stadtbibliothek der Bürgermeister und ein Empfangskomitee.
Tokarczuk bekannte sich in ihrem Wortbeitrag zu einem multikulturellen Ansatz von Literatur, der in der Geschichte ihres Landes verwurzelt ist: „Polen ist aus einer Verflechtung unterschiedlichster Kulturen entstanden.“ Das sei vielen Menschen mittlerweile gar nicht mehr bewusst. Als eine ihrer Referenzgrößen nannte Tokarczuk den 1942 ermordeten jüdisch-galizischen Schriftsteller Bruno Schulz, „der die schönsten polnischen Sätze geschrieben hat.“
Tokarczuk hatte in den zurückliegenden Jahren immer wieder die Politik der nationalkonservativen Regierungspartei PiS kritisiert, die am Wochenende erneut eine absolute Mehrheit bei den Parlamentswahlen erzielt hat. Auch in Frankfurt formulierte sie ihre Sorgen: In Polen herrsche ein Kulturkrieg. Die Versuche der Regierung, die Kontrolle über Museen und Theater zu bekommen, beunruhigten sie ebenso wie die freiwillige Selbstzensur mancher Kolleginnen und Kollegen aus Angst vor politischen Repressionen.
Heinrich Riethmüller verbreitete zum Auftakt der Messe aber auch Optimismus: Die Nachfrage nach Sachbüchern sei 2018 um fünf, 2019 bislang sogar um knapp zehn Prozent gestiegen, so Riethmüller bei der Eröffnungspressekonferenz am Vormittag. Sein Vorsteher-Amt wird er nach der Buchmesse turnusmäßig an die im Juni gewählte Mainzer Verlegerin Karin Schmidt-Friderichs abgibt. Die Zahlen für die ersten drei Quartale des laufenden Jahres stimmen Riethmüller hoffungsvoll: Gegenüber 2018 sind die Umsätze insgesamt um 2,5 Prozent angestiegen. „Es gelingt uns, uns in der wachsenden Medienkonkurrenz zu behaupten“, so Riethmüller.
Kurzfristig war auch die frisch gekürte Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk als Teilnehmerin auf das Podium der Eröffnungspressekonferenz der 71. Frankfurter Buchmesse auf das Messegelände geladen worden, und naturgemäß konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Pressevertreterinnen und -vertreter in erster Linie auf den Auftritt der 1962 geborenen Schriftstellerin und studierten Psychologin. Auf einem Parkplatz zwischen Berlin und Bielefeld erhielt sie die Nachricht, dass sie rückwirkend für das Jahr 2018 den Literatur-Nobelpreis erhalten werde. Tokarczuk war zu diesem Zeitpunkt unterwegs auf Lesereise in Deutschland, um ihren neuen Roman „Die Jakobsbücher“ vorzustellen. In Bielefeld erwarteten sie anstatt einer Handvoll Zuhörerinnen und Zuhörer in der Stadtbibliothek der Bürgermeister und ein Empfangskomitee.
Tokarczuk bekannte sich in ihrem Wortbeitrag zu einem multikulturellen Ansatz von Literatur, der in der Geschichte ihres Landes verwurzelt ist: „Polen ist aus einer Verflechtung unterschiedlichster Kulturen entstanden.“ Das sei vielen Menschen mittlerweile gar nicht mehr bewusst. Als eine ihrer Referenzgrößen nannte Tokarczuk den 1942 ermordeten jüdisch-galizischen Schriftsteller Bruno Schulz, „der die schönsten polnischen Sätze geschrieben hat.“
Tokarczuk hatte in den zurückliegenden Jahren immer wieder die Politik der nationalkonservativen Regierungspartei PiS kritisiert, die am Wochenende erneut eine absolute Mehrheit bei den Parlamentswahlen erzielt hat. Auch in Frankfurt formulierte sie ihre Sorgen: In Polen herrsche ein Kulturkrieg. Die Versuche der Regierung, die Kontrolle über Museen und Theater zu bekommen, beunruhigten sie ebenso wie die freiwillige Selbstzensur mancher Kolleginnen und Kollegen aus Angst vor politischen Repressionen.
16. Oktober 2019, 11.16 Uhr
Christoph Schröder/Ronja Merkel
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16. November 2024
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