Partner
Ein Stück Anne Frank kommt heim
Wo Erbe und Ehre Hand in Hand gehen
Das Jüdische Museum wird erweitert und soll zum "Familie Frank Zentrum" werden. Der Schauspieler Buddy Elias, Anne Franks Cousin, steuert Dokumente, Bilder und Möbel als Dauerleihgabe bei und erhielt am Dienstag von Petra Roth die Ehrenplakette der Stadt.
In 55 Sprachen wurde Anne Franks Tagebuch übersetzt. Ihr Schicksal bewegt noch heute die Welt – 77 Jahre nach ihrem Tod im KZ Bergen-Belsen. Doch in Frankfurt, wo Anne Frank zur Welt kam und die ersten Jahre ihres Lebens verbrachte, sind sich die Bürger und Gäste der Stadt ihres Werkes sehr viel weniger bewusst als etwa in Amsterdam, wo das Anne Frank Haus – das Hinterhaus, in dem sich die Familie Frank vor den Nazis versteckten musste – täglich hunderte Touristen anlockt. Doch das kann sich jetzt alles ändern: Der in Frankfurt geborene und in Basel lebende Schauspieler Buddy Elias, Anne Franks Cousin, schenkt Anne Franks Geburtsstadt 6000 wichtige Dokumente, Bilder, Möbel und Besitzstücke, die von dem Leben der Familien Frank und Elias in Frankfurt zeugen. All diese Gegenstände sollen als Dauerleihgabe im neubegründeten Familie Frank Zentrum zu sehen sein.
Am Dienstagvormittag überreichte Buddy Elias dem Leiter des Jüdischen Museums Raphael Gross ein Bild, das seine und Anne Franks Ur-Ur-Ur-Großeltern zeigt, und dass das erste Exponat ist, dass sukzessive von Basel nach Frankfurt gebracht wird. Das Bild veranschaulicht die tiefe Verwurzelung der Familien Frank und Elias mit der Stadt Frankfurt. Bis zum 16. Jahrhundert lässt sich ihre Familiengeschichte zurückverfolgen. Das Jüdische Museum soll Anfang kommenden Jahres saniert und um eine Fläche von rund 3000 Quadratmetern erweitert werden. „Rund 50 Millionen Euro wird das vermutlich kosten und bis 2015 rechne ich mit der Fertigstellung“, so Kulturdezernent Felix Semmelroth. Somit wird auch den neuen Exponaten der gebührende Platz eingeräumt werden können.
Seit 1996 ist Buddy Elias Präsident des in Basel ansässigen Anne Frank Fonds, der seit der Gründung durch Otto Frank 1961, das Erbe Anne Franks bewahrt, sich für die politische Aufklärung Jugendlicher und für Völkerverständigung einsetzt und die Rechte am Tagebuch der berühmten Frankfurterin hält. Der Erlös des Bestsellers soll wohltätigen Vereinen zugute kommen. Dass Buddy Elias der Stadt Frankfurt die Archivmaterialien zur Verfügung stellt, rund 80 Jahre nachdem alle Mitglieder dieser weitverzweigten und über Jahrhunderte in Frankfurt ansässigen Familie ihrer Heimatstadt den Rücken gekehrt hatten, wird von Semmelroth als enormer „Vertrauensbeweis“ bewertet. Unter den Exponaten ist auch der Brief Otto Franks, also Annes Vater, der von den Russen aus Auschwitz befreit wurde und an seine Verwandtschaft schrieb, um sich nach dem Ergehen seiner Frau und den Kinder zu erkundigen. Ein bedeutendes Dokument, Frank konnte ja nicht wissen, dass weder seine beiden Töchter noch seine Frau das Grauen der Nazis überlebt haben. Otto Frank war der Bruder von Buddy Elias Mutter, also der Onkel des Schauspielers.
„Meine Familie hatte Ende der 20er Jahre das lebensrettende Glück, dass sie in die Schweiz gezogen ist, weil mein Vater in Basel die Leitung einer Firma übernommen hatte,“ sagt der 1925 geborene Buddy Elias. Heute spricht Elias von Frankfurt als eine Stadt, „die ich wieder lieben lernen durfte. Die aus der Geschichte gelernt und sie aufgearbeitet hat.“ Zudem sei Frankfurt auch der Ort, in dem der S.Fischer Verlag beheimatet sei, der das Tagebuch der Anne Frank herausgebe. Von Frankfurt gehe das Tagebuch also hinaus in alle Welt. Zudem befände sich hier das Fritz-Bauer-Institut und das Jugendbegegnungszentrum Anne Frank, eine Zusammenarbeit wäre also möglich. All das spräche dafür, den Nachlass sukzessive nach Frankfurt zu übergeben. Die Exponate im Anne Frank Haus im Amsterdam tangiert das jedoch nicht. „Amsterdam ist der Ort der Geschichte des Tagebuchs und der bis heute nicht endgültig geklärten Denunziation. Frankfurt aber steht für die Vertreibung, für den Nationalsozialismus und die mehr als 200-jährige Geschichte der Familie Frank“, so Raphael Gross, der die Leihgabe zur Forschung, für das Archiv und für die Dauerausstellung verwenden will, um exemplarisch die Geschichte einer Frankfurter jüdischen Familie im Wandel der Jahrhunderte darstellen zu können.
Anne Franks Wunsch, den sie am 5. April 1944 in ihr Tagebuch schrieb, erfüllt sich in gewisser Weise: „…ich will nicht umsonst gelebt haben (…) Ich will den Menschen, die um mich herum leben und mich doch nicht kennen, Freude und Nutzen bringen. Ich will fortleben, auch nach meinem Tod.“ Dazu hat ihr Cousin, der sich an Anne als lebhaftes Kind erinnert, das gerne burschikose Spiele mochte, beigetragen. Auch dafür hat die Oberbürgermeisterin Petra Roth, deren Großmutter ihr übrigens mit zehn Jahren das Tagebuch der Anne Frank schenkte, Buddy Elias und seiner Frau Gerti die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt übergeben.„Mit seinem Engagement sorgt er sich auch darum, nach all den furchtbaren Geschehnissen innerhalb der Familien Frank und Elias, ein neues Vertrauensverhältnis mit der Stadt Frankfurt am Main aufzubauen. Es ist ihm ein besonderes Anliegen, die Verbundenheit der Familien Frank und Elias zur Stadt Frankfurt am Main, die bereits über 200 Jahre währt, durch seinen persönlichen Einsatz zum Ausdruck zu bringen,“ heißt es in der Urkunde.
Am Dienstagvormittag überreichte Buddy Elias dem Leiter des Jüdischen Museums Raphael Gross ein Bild, das seine und Anne Franks Ur-Ur-Ur-Großeltern zeigt, und dass das erste Exponat ist, dass sukzessive von Basel nach Frankfurt gebracht wird. Das Bild veranschaulicht die tiefe Verwurzelung der Familien Frank und Elias mit der Stadt Frankfurt. Bis zum 16. Jahrhundert lässt sich ihre Familiengeschichte zurückverfolgen. Das Jüdische Museum soll Anfang kommenden Jahres saniert und um eine Fläche von rund 3000 Quadratmetern erweitert werden. „Rund 50 Millionen Euro wird das vermutlich kosten und bis 2015 rechne ich mit der Fertigstellung“, so Kulturdezernent Felix Semmelroth. Somit wird auch den neuen Exponaten der gebührende Platz eingeräumt werden können.
Seit 1996 ist Buddy Elias Präsident des in Basel ansässigen Anne Frank Fonds, der seit der Gründung durch Otto Frank 1961, das Erbe Anne Franks bewahrt, sich für die politische Aufklärung Jugendlicher und für Völkerverständigung einsetzt und die Rechte am Tagebuch der berühmten Frankfurterin hält. Der Erlös des Bestsellers soll wohltätigen Vereinen zugute kommen. Dass Buddy Elias der Stadt Frankfurt die Archivmaterialien zur Verfügung stellt, rund 80 Jahre nachdem alle Mitglieder dieser weitverzweigten und über Jahrhunderte in Frankfurt ansässigen Familie ihrer Heimatstadt den Rücken gekehrt hatten, wird von Semmelroth als enormer „Vertrauensbeweis“ bewertet. Unter den Exponaten ist auch der Brief Otto Franks, also Annes Vater, der von den Russen aus Auschwitz befreit wurde und an seine Verwandtschaft schrieb, um sich nach dem Ergehen seiner Frau und den Kinder zu erkundigen. Ein bedeutendes Dokument, Frank konnte ja nicht wissen, dass weder seine beiden Töchter noch seine Frau das Grauen der Nazis überlebt haben. Otto Frank war der Bruder von Buddy Elias Mutter, also der Onkel des Schauspielers.
„Meine Familie hatte Ende der 20er Jahre das lebensrettende Glück, dass sie in die Schweiz gezogen ist, weil mein Vater in Basel die Leitung einer Firma übernommen hatte,“ sagt der 1925 geborene Buddy Elias. Heute spricht Elias von Frankfurt als eine Stadt, „die ich wieder lieben lernen durfte. Die aus der Geschichte gelernt und sie aufgearbeitet hat.“ Zudem sei Frankfurt auch der Ort, in dem der S.Fischer Verlag beheimatet sei, der das Tagebuch der Anne Frank herausgebe. Von Frankfurt gehe das Tagebuch also hinaus in alle Welt. Zudem befände sich hier das Fritz-Bauer-Institut und das Jugendbegegnungszentrum Anne Frank, eine Zusammenarbeit wäre also möglich. All das spräche dafür, den Nachlass sukzessive nach Frankfurt zu übergeben. Die Exponate im Anne Frank Haus im Amsterdam tangiert das jedoch nicht. „Amsterdam ist der Ort der Geschichte des Tagebuchs und der bis heute nicht endgültig geklärten Denunziation. Frankfurt aber steht für die Vertreibung, für den Nationalsozialismus und die mehr als 200-jährige Geschichte der Familie Frank“, so Raphael Gross, der die Leihgabe zur Forschung, für das Archiv und für die Dauerausstellung verwenden will, um exemplarisch die Geschichte einer Frankfurter jüdischen Familie im Wandel der Jahrhunderte darstellen zu können.
Anne Franks Wunsch, den sie am 5. April 1944 in ihr Tagebuch schrieb, erfüllt sich in gewisser Weise: „…ich will nicht umsonst gelebt haben (…) Ich will den Menschen, die um mich herum leben und mich doch nicht kennen, Freude und Nutzen bringen. Ich will fortleben, auch nach meinem Tod.“ Dazu hat ihr Cousin, der sich an Anne als lebhaftes Kind erinnert, das gerne burschikose Spiele mochte, beigetragen. Auch dafür hat die Oberbürgermeisterin Petra Roth, deren Großmutter ihr übrigens mit zehn Jahren das Tagebuch der Anne Frank schenkte, Buddy Elias und seiner Frau Gerti die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt übergeben.„Mit seinem Engagement sorgt er sich auch darum, nach all den furchtbaren Geschehnissen innerhalb der Familien Frank und Elias, ein neues Vertrauensverhältnis mit der Stadt Frankfurt am Main aufzubauen. Es ist ihm ein besonderes Anliegen, die Verbundenheit der Familien Frank und Elias zur Stadt Frankfurt am Main, die bereits über 200 Jahre währt, durch seinen persönlichen Einsatz zum Ausdruck zu bringen,“ heißt es in der Urkunde.
29. Februar 2012, 10.47 Uhr
Nicole Brevoord
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Sieben Vorführungen in Frankfurt
Italo-Französische Filmwoche
Auch in diesem November heißt es wieder: Frankreich gegen Italien. Die französische Filmwoche und Verso Sud buhlen erneut parallel um die Zuschauergunst als letzte Frankfurter Filmreihen in diesem Jahr.
Text: Gregor Ries / Foto: Der Porträtfilm „Ciao, Marcello - Mastroianni L'Antidivo” von Regisseur Fabrizio Corallo © DFF
KulturMeistgelesen
- Kunstausstellung in EschbornGesammelte Fotografien der Deutschen Börse
- Lilian Thuram in FrankfurtFranzösische Fußballlegende spricht über Rassismus
- Literatur in FrankfurtNeue Lesebühne im Café Mutz
- Filmfestival in WiesbadenExground Filmfest legt Fokus auf Flucht und Migration
- No Other LandEin Skandalfilm, der keiner sein will
23. November 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen