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Die totale Überraschung
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Mittwoch dann, 12 Uhr, Pressekonferenz. Alle sind da. Kamerateams scannen die Reihen der Journalisten ab, filmen über die Schulter in Notizblöcke hinein, nehmen Fotografen aufs Korn (macht man so, um zu zeigen, wie wichtig dieser Anlass ist - also im Grunde genommen, um zu sagen: wir berichten hier nicht über irgendeinen Quatsch). Die Fotografen fotografieren dann schon mal ein bisschen zur Probe, einige Interviews werden schon geführt, das Öffnen von Wasser-, Saft- und Bionadeflaschen ist zu hören. Nach zehn Minuten die Ansage: es dauert noch etwas. Nach fünf weiteren Minuten: wieder Vertröstung. Dann geht es endlich los, nein, doch nicht - erst wollen die Fotografen ein Bild. Man entscheidet sich für die denkbar langweiligste Variante: Gruppenfoto der Beteiligten vor einem sechzig Jahre alten und einem aktuellen Buchmessenplakat. Dann geht es endlich los. Jeder der Anwesenden darf sagen, wie toll Frankfurt ist und wie toll die Buchmesse ist und wie toll es ist, dass die Buchmesse bleibt. Für weitere 13 Jahre sei der Vertrag geschlossen worden. Das ist die Kernbotschaft. Der Rest ist Eigenlob (Roth: "Jetzt sage ich Ihnen mal, wie man heute Politik macht." Boos: "Die Buchmesse ist ein Botschafter für Frankfurt." usw. usf.). Noch Fragen? Ähja, wie ist das mit der Ausstiegsklausel nach acht Jahren von der die Bild berichtete? Herumlawieren, übersetzt heißt das: stimmt. Sonstige Vertragsdetails? Werden nicht bekanntgegeben. Das ist natürlich die totale Überraschung.
Was nehmen wir mit? Nur zwei Anekdoten. Erstens: die Stadt überlässt den Verlagen zur Messe kostenlos den Frankfurter Kunstverein für Veranstaltungen (coole Sache, da müssen wir uns gleich mal bewerben). Wahrscheinlich bekommt der Suhrkamp-Verlag das Ding, weil der ja bald kein Haus mehr in Frankfurt hat. Und zweitens, genau: Suhrkamp. Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder sagt, aus dem Umzug müsse man neue Energie schöpfen anstatt, wie die Oberbürgermeisterin Petra Roth und ihr Kulturdezernent Felix Semmelroth kleinlaut zugeben, "zwei Stunden in Schockstarre zu verfallen." Na, nach den zwei Stunden habe man aber wer weiß wie losgelegt, sagt Semmelroth da. Und Honnefelder bleibt noch zu sagen, das für Frankfurt eben seine Verlässlichkeit spreche. Andere Städte würden immer groß werben, dann aber am Ende nicht mal (Seitenhieb auf Berlin) ein Gebäude zusichern können.
11. Juni 2009, 22.07 Uhr
Nils Bremer
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