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Die Woche (XIV)
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In der vergangenen Woche war ich auf einer Pressekonferenz, die mich nachdenklich gestimmt hat. Termin im Kulturdezernat, das zweite Lyrikfestival findet Anfang Juni statt, Thema: die Natur (kann man alles auf der neuen Webseite des Kulturdezernats nachlesen). Und wo werden die Gedichte gelesen? In Häusern. Warum? "Wir hatten uns ernsthaft überlegt, nach draußen zu gehen, doch für Lyrik brauchen Sie absolute Stille", sagt die Literaturreferentin der Stadt, Sonja Vandenrath. Was reichlich seltsam erscheint. Denn philosophisch betrachtet, braucht demnach der Lyriker die Natur als Inspiration, er muss raus, sobald er sie aber zu Papier gebracht hat, da kann sie nur noch aseptisch wiedergegeben werden, sie hat nichts mehr zu tun mit den Wäldern, den Wiesen, den Tieren und der ganzen Mystik. Das hätte Schiller gewiss gepasst, der die Natur so gerne in Bahnen gepresst sah und die Verklärungssprache Goethes zwar zu würdigen, ihr dennoch aber nicht viel abzugewinnen wusste. So ist es eine Ironie der Geschichte, dass sich der stolze Friedrich in der Taunusanlage nun allerlei Vogelvieh nicht erwehren kann, das ihm aufs Haupt zu scheißen trachtet. Daraus hätte Goethe gewiss ein schönes Gedicht gemacht. Und warum nun Natur, wo doch vor zwei Jahren die Liebe im Mittelpunkt stand? Weil sie so bedroht ist. Einigermaßen schizophren: So darf Petra Roth sich über 300 Hektar gerodeten Wald freuen, wie ein kleines Kind, während ihr Kulturdezernent über die Natur räsonieren wie ein gut zu behütendes Schatzkästlein. Und sonst so?
Ach, eigentlich nur eine Sache. Nein, nicht Binding, Bad Banks oder Werder Bremen. Thilo Sarrazin ist in der Stadt - und wir begrüßten ihn im aktuellen Journal Frankfurt mit einem Potpourri seiner besten Sprüche. Nicht ahnend, dass er kaum angekommen gleich noch mal nachlegen würde. Der Freitag schreibt (unter der doch passenden Überschrift "Sollen sie doch Kuchen essen"):
In einem Interview im aktuellen Stern übertrifft „Pöbel-Thilo“ sich jedoch selbst: Hartz-IV-Empfänger hätten es gerne warm und regulierten die Raumtemperatur mit dem Fenster, die Renten müssten langfristig auf das Niveau einer Grundsicherung sinken und die große Frage der Sozialpolitik sei es, wie man es denn schaffen könne, dass nur die Richtigen Kinder bekommen – Hartz-IV-Empfänger scheiden dabei für Sarrazin aus, da sie oft „nicht das Umfeld“ oder „die persönlichen Eigenschaften“ hätten, um „die Erziehung zu bewältigen“.
Guter Einstand, oder?
17. Mai 2009, 14.25 Uhr
Nils Bremer
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