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Der Papa glaubte nicht an den Erfolg – Keyboard-Legende Keith Emerson erhielt den Frankfurter Musikpreis
War’s der Jetlag, war’s Lampenfieber, Aufgeregtheit, Rührung? Auf den Wogen des ersten Beifalls des Abends im Kaisersaal vor der Verleihung des diesjährigen Frankfurter Musikpreises getragen, marschierte Keyboard-Legende Keith Emerson (65) direktemang auf die Bühne, packte („Ich bin kein guter Redner...“) sein Manuskript aus, hatte schon mit seinen ganz persönlichen Erinnerungen angefangen als er – freundlich, aber bestimmt – von einer jungen Dame im roten Kostüm aufs Protokoll hingewiesen wurde. Erst gab’s die Begrüßung, dann die Ansprache des Kulturdezernenten, dann die Laudation und erst danach war der dann Geehrte an der Reihe.
Felix Semmelroth erwies sich dabei (im besten Englisch, ohne Manchester-Akzent, eines Kulturdezerten würdig) als echter Fan und Zeitzeuge. Er wusste – eher selten bei solchen Gelegenheiten mit von Mitarbeitern und Zuträgern vorgefertigten Manuskripten) – wovon er redete, hatte das epochale Trio Emerson, Lake & Palmer live erlebt, The Nice, die Band davor, die Emersons Ruhm und Ruf begründete, auf singuläre Weise Rock und Blues mit Jazz und Klassik zu verbinden zu einem ganz eigenen progressive Rock, der viele Nachahmer fand, bereits goutiert. Hey, wow, Chapeau. Auch Ossy Hoppe, Geschäftsführer und Miteigentümer der Frankfurter Konzertagentur Wizard Promotion, als Laudator für den wegen Visaproblemen verhinderten Greg Lake, hielt eine wunderbare Rede. Obwohl er als Tourmanager von Deep Purple ja eher in einer Konkurrenzsituation stand, waren er und seine Band bei gemeinsamen Festivals immer geflasht von den Bühnenaufbauten und der Produktion des britischen Trio. Auch da waren sie – nicht nur, was die Benutzung von Synthesizer betraf – absolute Vorreiter.
Dann gab’s endlich die Überreichung der Urkunde und Keith durfte ans Mikrophon und zeigte sich ehrlich und ernsthaft tief berührt von dieser Auszeichnung. Natürlich hatte auch er – wie alle jungen Engländer – als Musiker dem Blues gefrönt. Aber statt die Kanon britischer Rhythm & Blues-Band zu erweiterte, habe er sich irgendwann mal Gedanken gemacht, was denn eigentlich seine Roots als Europäer seien. Und so kam’s dazu (auch wenn der Papa gnadenlos anmerkte, damit ließe sich sicher kein Geld verdienen, sondern nur mit netten, mitsingbaren Liedchen), dass Emerson sich schon mit The Nice (1967-1970) Bach, Bernstein und Sibelius in furiosen Rockversionen mit Jazzeinschlag annahm. Einer der größten Hits von ELP war dann später deren Bearbeitung der „Bilder eines Ausstellung“ von Modest Mussorgsky. Brillant. Außerdem im Repertoire: Bartók, Janá
26. März 2010, 10.00 Uhr
Detlef Kinsler
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