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Der Freudenbrunnen
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Die Vöglein zwitscherten, als ich gestern morgen aufwachte. Die Sonne schien, als ich den Vorhang öffnete. Kinder spielten auf dem Spielplatz, als ich in den Park vor meinem Fenster sah. Die Luft war warm, als ich das Haus verließ. Das konnte nur bedeuten: der Frühling ist da. Hätte ich eine Launenanzeige wie die Sims, wäre diese gerade jetzt auf ihrem Höhepunkt.
Wenn schon die Vögel, die Sonne und die Kinder aktiv werden, warum dann nicht auch die 150 Brunnen Frankfurts? Diesmal einen Monat früher als sonst leitet Kulturdezernent Felix Semmelroth am 1. April die Eröffnung der Frankfurter Brunnen-Saison ein. In diesem Jahr ist der Fontänenbrunnen am Sachsenhäuser Walther-von-Cronberg-Platz Mittelpunkt des Ereignisses.
Mein Kollege war dort schon um 11 Uhr, doch da fiel das Date ins Wasser. Felix Semmelroth (Foto oben) war gar nicht erst gekommen, dafür aber eine untröstliche Mitarbeiterin des Kulturamts. 9500 Liter Wasser seien weg, jemand habe den Stöpsel gezogen, hieß es. Sogar das Wort Sabotage fiel. Meine Fantasie spielt verrückt. Wie klaut man so viel Wasser und was kann man damit alles lustiges anstellen? Ein Aprilscherz, könnte man denken.
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„Dieser Platz mit seinem Brunnen ist der gelungenste und schönste nach der Alten Oper“, erzählt Felix Semmelroth. „Er ist durch den Brunnen viel belebter geworden, Kinder kommen in Badehosen während die Eltern einen Kaffee trinken können.“ Ideal für Kinder ist der Brunnen auf jeden Fall. Er hat keine Stolpersteine, geschweige denn eine Mauer, die ihn umringt. Deswegen stand ich ja auch die erste Minute ratlos auf dem Platz und wunderte mich, wo der Brunnen steht. Dann aber entdeckte ich die Düsen.
Ein Budget von 280.000 Euro gebe das Kulturdezernat jährlich für Brunnen aus. Einige vor Jahren versetzte Brunnen sollen im Rahmen des Sarnierungsprogramms wieder an ihren historischen Platz gestellt werden. Felix Semmelroth jedenfalls entpuppt sich als großer Brunnen-Fan: „Wenn ich abends nach der Arbeit beim Essen sitze und ein Brunnen plätschert, beruhigt mich das.“
Eine Gruppe von kleinen Kindern springt auf dem noch trockenen Plätzchen mit 98 Düsen herum. Wir alle rufen „schnell weg mit euch“. Aufgeregt hüpfen sie wieder weg, manche noch etwas skeptisch, ob wir sie nicht veräppeln wollen. Das ist in der Grundschule bestimmt schon zu Genüge passiert (Aprilscherze etc.). Dann Felix Semmelroths großer Moment: „Wasser Marsch!“ ist sein Zeichen. Fast wie bei der Feuerwehr. In allen möglichen Varianten spritzt das Wasser aus den Düsen. Alle Reporter, samt mir, staunen. So begeistert habe ich noch niemanden erlebt, nur weil ein Brunnen Wasser in die Luft spritzt. Ich selbst fühle mich total überwältigt. Das müssen die freigesetzten Endorphine sein.
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Ein Reporter steht auf der anderen Seite und knippst ein Foto nach dem anderen. Als eine Mutter mit ihrer süßen, blond-gelockten Tochter von vielleicht drei Jahren kommt, schnappt er sich diese gleich für ein Foto. Doch sein Model ziert sich. Er versucht es nochmal an sich heranzuziehen, doch ihre Körpersprache spricht sogar aus der Ferne Bände. Was will der große Mann mit dem Knips-Ding von mir. Mensch, lass das Kind in Ruhe, denke ich noch. Und da hängt es schon am Rockzipfel der Mama – jetzt hat es sich ausgeknipst!
Ewig lange stehen wir alle vor dem Brunnen. Immer noch wird fotografiert und geplaudert, gestaunt. Es ist doch schön, denke ich mir auf dem Rückweg, dass man sich an solch kleinen Dingen noch so sehr erfreuen kann.
2. April 2009, 07.14 Uhr
Melina Kalfelis
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