Die Hauptdarsteller des Musicals „Elisabeth“ fuhren am Montag in der Kutsche vor. Leider war das Wetter nicht ganz so kaiserlich, dafür gaben Kaiserin Sissi, Kaiser Franz und der Tod im Trockenen eine kleine musikalische Kostprobe.
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Das berühmteste Gemälde der Kaiserin Elisabeth ist von Franz Xaver Winterhalter. Es zeigt die schöne Sissi in einem Traum von Kleid, ganz in Weiß mit goldenen Sternen und im voluminösen Haar trägt sie die dazu passenden funkelnden Schmucksterne. Dieses Bild haben Sissi-Fans weltweit kollektiv vor Augen. Ganz klar durfte das Kostüm auch in den Sissi-Filmen nicht fehlen. Doch, wie sich bei näherer Betrachtung herausstellt, sind die kultigen Romy-Schneider-Filme zwar schön, aber sie werden der Kaiserin kaum gerecht.
Wer schon mal in Wien im Sisi-Museum war, der macht sich eine schon sehr viel realistischere Vorstellung von dem jungen bayerischen Wildfang, der mirnichtsdirnichts an den Wiener Hof gelangt, um fortan eingeengt in Korsett und Protokoll einem Kaiserreich zu dienen. Das Musical „Elisabeth“ von Michael Kunze, das schon zweimal in Frankfurt gastierte, wirdmet sich dem wahren Leben der Elisabeth und erzählt nicht nur von der unbeschwerten Kindheit des jungen Mädchens, sondern auch von der Melancholie, der Zerrissenheit und der Rastlosigkeit, die die angeblich schönste Frau ihrer Zeit befallen hat. Auf die beliebten, bewährten Bilder brauchen die Sissifans aber in der Musicalversion nicht lange zu warten. Auch hier trägt die Sissi das traumhaft schöne Sternenkleid, wie am Montag auch die Musicaldarstellerin Roberta Valentini. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Maximilian Mann, der Kaiser Franz verkörpert, fuhr sie stilecht in der Kutsche vor und trotzte vor der Alten Oper dem strömenden Regen.
Zehn Millionen Zuschauer haben das Musical Elisabeth seit der Uraufführung, 1992 in Wien, weltweit gesehen, sogar in Shanghai wurde es aufgeführt. Aber nur ganz wenige Frankfurter waren am Montag bei der Minikostprobe dabei, die die beiden Hauptdarsteller sowie Máte Kamarás als der Tod, der ein wenig an David Garrett erinnert, in der Alten Oper gaben. Ab dem 16. Dezember werden sie regelmäßig auf der Bühne im Großen Saal der Alten Oper stehen und das Publikum mit einer sehr abwechslungsreichen Musikmischung aus Balladen und Rock, wunderschönen Kostümen und einem ausgefallenen Bühnenbild verzaubern.
Anders als in den Filmen wird Sissi vielschichtig dargestellt, sie ist nicht nur die liebe Schöne, sie bäumt sich in ihrem Drang nach Unabhängigkeit auch auf und entwickelt als ältere Frau eine gewisse Härte. Immer wieder wird sie vom Tod umgarnt, der letztlich auf tragische Weise bekommt, was er immer haben wollte. „Denn ich gehör’ nur mir“ kann Roberta Valentini als Sissi noch so inbrünstig singen – Gänsehaut ist dabei übrigens garantiert – ihrem Schicksal wird sie nicht entgehen. Unterhaltsamer kann ein Kapitel der Weltgeschichte kaum sein.
>>Elisabeth, 16.12.–3.1.2016, Premiere: 17.12., Alte Oper, Tickets: 17 bis 81,50 Euro