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Begleitband zur Erinnerungsstätte an der EZB

"Kein Begriff, der dem gerecht wird"

Zur Erinnerungsstätte, die an der Großmarkthalle zum Gedenken an von dort deportierte Juden errichtet wurde, ist nun ein Begleitband erschienen. Er soll helfen, die Erinnerung an eine nicht allzuferne Vergangenheit wachzuhalten.
"Frankfurt galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als weltoffene Metropole. Eine Weltoffenheit, die einherging mit ausgeprägter Judenfeindlichkeit." Diese Worte von Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, sind als Vorwort im Begleitband zur Erinnerungsstätte an der EZB zu lesen. Von hier aus, der früheren Großmarkthalle, wurden von 1941 bis 1945 über 10.000 Juden deponiert. Ihnen wird mit dem Denkmal gedacht, das vergangenes Jahr eröffnet wurde. Es zeigt den Kellerraum, in dem die Menschen ausharren mussten und die Rampe über die sie zu den Zügen gebracht wurden. Auch ein Teil der Gleise ist erhalten.

Der Begleitband erschien nun an einem traurigen Jahrestag: Vor 71 Jahren wurden von der Großmarkthalle aus zum letzten Mal Juden in Konzentrationslager gebracht. Es wurden Männer, Frauen und auch Kinder aus sogenannten Mischehen in den Tod geschickt. Edith Erbrich musste das als junges Mädchen miterleben. "Ich weiß es noch als wäre es heute. Als meine Mutter mir sagte, sie dürfe nicht mitkommen - das war der schlimmste Moment in meinem Leben", so die Zeitzeugin. Sie findet die Gedenkstätte sehr gelungen. Eines der Zitate, die an den Wänden stehen, stammt von ihr: "Meine Mutter hatte für uns das Notwendigste gepackt. Sie wollte freiwillig mit, aber sie durfte nicht. Als sich die Schiebetür geschlossen hatte, wurde sie noch einmal geöffnet. Ein Mann rief: 'Hebt die beiden Mädchen hoch, ihre Mutter will sie noch einmal sehen!'"

In dem Begleitband sind viele Fotografien der Gedenkstätte abgebildet - sie zeigen auch die vielen Zitate, die an den Wänden stehen. Zudem enthält das Buch Berichte von Zeitzeugen sowie Dokumente aus der Zeit. Für die Herausgeber – Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) und Raphael Gross, ehemaliger Leiter des jüdischen Museums – ist eine Zeichnung aus dem Jahr 1966 besonders schockierend. Sie zeigt, welchen Weg die Verfolgten durch die Großmarkthalle nehmen mussten. Gestapo-Beamte Heinrich Baab hat sie Jahre nach Kriegsende angefertigt - und sie demonstriert, wie wenig sich die Einstellung zu den grausamen Taten in dieser Zeit verändert hat. Die Skizze wirkt geradezu spielerisch. Nach vier Stationen, bei denen die Deportierten auch noch für den Transport bezahlen mussten, endet der Weg in einer Eisenbahn, auf der das Wort "Ende" zu lesen ist.

"Dieser Lageplan zeigt deutlich die Haltung des Beamten – lange nach 1945", so Gross. Er hofft, der Begleitband werde helfen, auch daran zu erinnern. "Es dauerte sehr lange, bis sich die Haltung der Gesellschaft änderte", so Gross. Semmelroth betonte, dass sich die Grausamkeit auch darin widerspiegele, dass 50 Reichsmark für den Abtransport in die Vernichtung erhoben wurden. "Die deutsche Sprache hat keinen Begriff, der dem gerecht wird. Zynismus ist ein viel zu schwaches Wort", so Semmelroth.

Auch Mario Draghi, Präsident der EZB hat ein Vorwort für den Begleitband verfasst. "Die Wahl des Standorts der EZB macht es zwingend notwendig, den unaussprechlichen Leiden, die jüdische Bürger dort erdulden mussten, Rechnung zu tragen", schreibt er. Die Publikation lege er all jenen ans Herz, die sich näher mit Idee und Gestalt der Erinnerungsstätte und der historischen Bedeutung des Ortes beschäftigen wollen, so Draghi weiter.

>> Begleitband "Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle - Die Deportation der Juden 1941 - 1945" erschienen beim Verlag Prestel, Preis: 29,95 Euro
 
Fotogalerie: Erinnerungsstätte
 
16. Februar 2016, 08.46 Uhr
Christina Weber
 
 
 
 
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