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Ausstellung Frankfurter Paulskirche
Ein Denkmal unter Druck
Das Deutsche Architekturmuseum befasst sich in seiner neuen Ausstellung mit der Baugeschichte der Paulskirche – und mischt sich damit in die Diskussion um die Zukunft des Denkmals ein. Eine Rekonstruktion zum Vorkriegszustand lehnt Direktor Peter Cachola Schmal ab.
Die Paulskirche – Wiege der deutschen Demokratie und aktuell regelmäßig Gegenstand politischer Debatten. Um ihre Bedeutung als Ort der ersten Nationalversammlung von 1848 hervorzuheben, soll sie baulich aufgewertet werden. Wie diese Aufwertung konkret aussehen kann, wird seit Monaten diskutiert. Mitten in die Überlegungen um eine mögliche Rekonstruktion kommt nun eine Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums (DAM).
„Paulskirche. Ein Denkmal unter Druck“ befasst sich mit der Baugeschichte des Denkmals von 1786 bis heute unter Berücksichtigung der jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen. Zahlreiche historische und aktuelle Fotos sowie diverse Entwurfszeichnungen zeigen die bewegte Geschichte der Paulskirche und ermöglichen einen Eindruck von den vielen, schon seit Jahrzehnten immer wieder laut werdenden Rufen nach einer Rekonstruktion des Vorkriegszustandes.
AUSGEBRANNTE PAULSKIRCHE, 1945; Foto: Peter Nagel, Institut für Stadtgeschichte
In diesen Ruf möchte Peter Cachola Schmal, Direktor des DAM nicht einstimmen. Um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, müsste das Gebäude abgetragen und neu gebaut werden, prophezeit Schmal. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), der die Ausstellung am Donnerstag gemeinsam mit Schmal eröffnete, erinnerte beim Rundgang durch die Schau einmal mehr daran, dass die Paulskirche ein starkes Symbol sei, das von der Öffentlichkeit aber oft „stiefmütterlich“ behandelt werde. „Wir wollen das ändern und die Paulskirche zu einem Ort lebendiger Demokratie für Alle machen“, sagte Feldmann. „Um bei dieser Debatte mitreden zu können, braucht es fundiertes Wissen, auch über die politische Geschichte der Paulskirche. Die Ausstellung liefert dieses Wissen.“
JOHN F. KENNEDY, REDE IN DER PAULSKIRCHE ANLÄSSLICH SEINES DEUTSCHLANDBESUCHS, 25. JUNI 1963; Foto: Associated Press, Institut für Stadtgeschichte
Der Oberbürgermeister betonte, dass er kein bestimmtes bauliches Vorgehen favorisiere. Die Entscheidung hierüber müsse das Stadtparlament treffen. Er möchte vielmehr einen offenen Diskurs über die inhaltliche Nutzung fördern. „Ich würde mich sehr freuen, wenn möglichst viele Menschen, die sich in nächsten Monaten an der Debatte um den Demokratieort Paulskirche beteiligen werden, diese Ausstellung besuchen. Es geht um die Inhalte. Was gehört zu so einem Ort? Wer spielt hier eine Rolle? Welche Themen sollen verhandelt werden?“, so Feldmann. Dazu gehöre auch, so der Oberbürgermeister, Veranstaltungen auszurichten, die der politischen Bildung zugute kommen und dazu beitragen, dass die Paulskirche als Demokratiezentrum wahrgenommen werde.
>> „Paulskirche. Ein Denkmal unter Druck“, bis 16. Februar, Deutsches Architekturmuseum
„Paulskirche. Ein Denkmal unter Druck“ befasst sich mit der Baugeschichte des Denkmals von 1786 bis heute unter Berücksichtigung der jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen. Zahlreiche historische und aktuelle Fotos sowie diverse Entwurfszeichnungen zeigen die bewegte Geschichte der Paulskirche und ermöglichen einen Eindruck von den vielen, schon seit Jahrzehnten immer wieder laut werdenden Rufen nach einer Rekonstruktion des Vorkriegszustandes.
AUSGEBRANNTE PAULSKIRCHE, 1945; Foto: Peter Nagel, Institut für Stadtgeschichte
In diesen Ruf möchte Peter Cachola Schmal, Direktor des DAM nicht einstimmen. Um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, müsste das Gebäude abgetragen und neu gebaut werden, prophezeit Schmal. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), der die Ausstellung am Donnerstag gemeinsam mit Schmal eröffnete, erinnerte beim Rundgang durch die Schau einmal mehr daran, dass die Paulskirche ein starkes Symbol sei, das von der Öffentlichkeit aber oft „stiefmütterlich“ behandelt werde. „Wir wollen das ändern und die Paulskirche zu einem Ort lebendiger Demokratie für Alle machen“, sagte Feldmann. „Um bei dieser Debatte mitreden zu können, braucht es fundiertes Wissen, auch über die politische Geschichte der Paulskirche. Die Ausstellung liefert dieses Wissen.“
JOHN F. KENNEDY, REDE IN DER PAULSKIRCHE ANLÄSSLICH SEINES DEUTSCHLANDBESUCHS, 25. JUNI 1963; Foto: Associated Press, Institut für Stadtgeschichte
Der Oberbürgermeister betonte, dass er kein bestimmtes bauliches Vorgehen favorisiere. Die Entscheidung hierüber müsse das Stadtparlament treffen. Er möchte vielmehr einen offenen Diskurs über die inhaltliche Nutzung fördern. „Ich würde mich sehr freuen, wenn möglichst viele Menschen, die sich in nächsten Monaten an der Debatte um den Demokratieort Paulskirche beteiligen werden, diese Ausstellung besuchen. Es geht um die Inhalte. Was gehört zu so einem Ort? Wer spielt hier eine Rolle? Welche Themen sollen verhandelt werden?“, so Feldmann. Dazu gehöre auch, so der Oberbürgermeister, Veranstaltungen auszurichten, die der politischen Bildung zugute kommen und dazu beitragen, dass die Paulskirche als Demokratiezentrum wahrgenommen werde.
>> „Paulskirche. Ein Denkmal unter Druck“, bis 16. Februar, Deutsches Architekturmuseum
6. September 2019, 10.49 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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