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Arts und Bites auf der Taunusstraße

Von Drogenmeile zu Künstlerstraße

Das Projekt „TAB“ will die Taunusstraße in den nächsten sechs Monaten mit Kunst und Gastronomie bespielen und die Gegend so stärker bevölkern. Der Startschuss fällt am Freitag in der Kaiserpassage.
Erst letzte Woche strömten rund 40.000 Besucher durch das Bahnhofsviertel, das während der Bahnhofsviertelnacht in seinem besten Licht präsentierte: Gogo-Tänzerinnen räkelten sich auf Autos, Bordelle wurden in allen erdenklichen Farben beleuchtet, Besucher tanzten mitten auf der Straße – von der Drogenszene, die hier samt Drückerstube beheimatet ist, war einen Abend lang deutlich weniger zu sehen als an „normalen“ oder eher „Nicht-Bahnhofsviertelnacht“-Tagen.

Von der Auffangstation in der Niddastraße sind es nur wenige Meter bis zur Taunusstraße, wo sich die Drogenszene seit einigen Jahren vermehrt konzentriert. Geschäftsleute kritisieren, dass mitten auf der Straße mit Drogen gehandelt werde, Dealer die Gehsteige als ihr Revier begreifen würden. Folge: Kunden trauten sich nicht mehr in die Geschäfte. Einzelhändler wie GM-Foto hätten wahnsinnige Umsatzeinbußen zu verzeichnen, erklärt denn auch Stadtrat Markus Frank (CDU). Zusammen mit Musiker Daniel Wirtz (Foto r.) übernimmt Frank die Schirmherrschaft für TAB, ein Projekt, das zur Neuentdeckung der Taunusstraße einladen soll.



Hierfür sollen in den kommenden sechs Monaten Kunstaktionen, Konzerte sowie mehr Gastronomie in wechselnden Locations auf der Taunusstraße stattfinden. „Kleine Akzente und kleine Aktionen bringen zusammen etwas Gutes hervor“, so Daniel Etzel. Der Geschäftsführer der Agentur WOAH übernahm zusammen mit den Ardinast-Brüdern (IMA) und der Werbeagentur Vier für Texas die kreative Gestaltung von TAB. Wie sich die Einzelevents miteinander verflechten sollen, darauf spielt auch das Logo des Projekts an – quasi ein Meer an unterschiedlich großen Kreisen.

Schirmherr Wirtz, Bahnhofsviertel-Bewohner und unter anderem durch die Fernsehsendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ einem größerem Publikum bekannt geworden, will vor allem mehr Sicherheit in der von ihm benannten „Gruselstraße“ schaffen: „Seit ich Vater geworden bin, merke ich immer mehr, dass es Bereiche gibt, um die ich mit dem Kinderwagen lieber einen Bogen mache, wo das Gleichgewicht zwischen der Drogenszene und den anderen Bewohnern nicht stimmt.“ Statt Drogentourismus solle wieder mehr Leben stattfinden. „Wir müssen mehr Menschen herholen, damit die Drogenverkäufer gehen“, so der Musiker.

Wichtig ist den Initiatoren, die Taunusstraße weder zu veredeln noch unnötig zu inszenieren. Auch das Wort Verdrängung wird bewusst vermieden. Stattdessen wird davon gesprochen, die zur Verfügung stehenden Flächen wieder allen Menschen zu öffnen, wie Frank erklärt. Für den Stadtrat sind die Münchener und die Kaiserstraße Beispiele dafür, wie solche Umgestaltungen aussehen können. „Wichtig ist, dass die Veränderungen von innen heraus stattfinden“, so Frank. „Es ist am authentischsten, wenn sich Menschen aus dem Viertel engagieren.“

Dass die Initiative direkt aus dem Bahnhofsviertel kommen müsse, ist auch dem Bürgermeister und Planungsdezernenten ein besonderes Anliegen. „So kann das Zusammenleben verbessert und das Wohnen im Bahnhofsviertel gestärkt werden“, sagt Olaf Cunitz.

Finanziert wird das Projekt sowohl von der Stadt als auch von den Vermietern selbst. „Die leerstehenden Flächen der Kaiserpassage werden unentgeltlich zur Verfügung gestellt“, erklärt Frank. Zudem würden sich die Eigentümer bei „TAB“ beteiligen. In der Verbindungsachse zwischen Kaiser- und Taunusstraße stehen derzeit sieben Läden leer, in denen am Freitagabend die Auftaktveranstaltung stattfinden wird.

Von 18 Uhr an werden hier die Werke von Künstler Graziano Capitta sowie Oguz Sen zu sehen sein. Sen, der auch unter dem Namen Bobby Borderline bekannt ist, initiiert derzeit Projekte in Zusammenarbeit mit asylsuchenden Jugendlichen wie zum Beispiel die Initiative „Aus Vielem Eines“. Musikalisch wird das TAB-Opening vom Singer-Songwriter-Duo „Romie“, der Band „La Route de Bonheur“ sowie Ludwig Röhrscheid unterstützt. Die Mitinitiatoren James und David Ardinast werden mit ihrer Catering-Agentur IMA der Eröffnungsveranstaltung ebenfalls beiwohnen. Außerdem wird der Event von Badias Catering sowie eatDOOR bespielt.

In Zukunft soll „TAB“ immer freitags ab 18 Uhr in wechselnden Locations stattfinden.

>> TAB. Taunusstraße Arts & Bites
Bahnhofsviertel, Kaiserpassage, Auftaktveranstaltung am Freitag, den 28. August, ab 18 Uhr, der Eintritt ist frei.
 
Fotogalerie:
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25. August 2015, 11.25 Uhr
Vera Kuchler
 
 
 
 
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