In fünf Hauptspielstätten inklusive des Festivalzentrums Massif-E an der Hauptwache präsentiert das 18. Lichter Filmfest in Frankfurt eine Auswahl regionaler, deutscher und internationaler Arbeiten.
Gregor Ries /
Zu den Gästen des Kongresses „Zukunft deutscher Film“ gehört der Österreicher Ulrich Seidl, der mit einer Masterclass im Elysee 2 am Mittwoch, 23. April, um 12 Uhr die Veranstaltung eröffnen wird. Für Menschen mit Ausdauer zeigt er am Donnerstag, 24. April, um 19 Uhr eine 203-minütige Zusammenstellung seiner Filme „Rimini“ und „Sparta“ unter dem Titel „Böse Spiele“ im DFF-Kino.
Hier weitere Highlights aus dem Programm:
Hysteria (Eröffnungsfilm)
Schon bei „Oray“ beschäftigte sich Mehmet Akif Büyükatalay mit Streitfragen des islamischen Glaubens. In dem als Film-im-Film beginnenden Nachfolger „Hysteria“ entwickeln sich bei Dreharbeiten um den Brandanschlag in Solingen Konflikte um eine angeblich verbrannte Koran-Schrift. Die Praktikantin Elif (Devrim Lingnau) gerät in eine unangenehme Situation, als sie den Schlüssel zur Wohnung des Regisseurs verliert und dort Filmrollen verschwinden. Mit zunehmender Spannung aus Verdächtigungen, Anklagen und Abwehrversuchen entwickelt das Thriller-Drama einen bissigen Kommentar zu gesellschaftlichen und politischen Fallstricken.
Info Di, 22. April, Mi, 23. April Filmforum Höchst Elysee 1 20.30 Uhr
Toxic
Im internationalen Programm präsentiert das „Lichter“ viele Festivalgewinner, darunter als Kinovorpremiere das in Locarno ausgezeichnete Jugenddrama „Toxic“. Saulė Bliuvaitė erzählt vom perspektivlosen Leben zweier 13-jähriger Mädchen in einer heruntergekommenen Industriestadt. Beide träumen von einer Modelkarriere, wobei sie von Pillen bis zur Nahrungsverweigerung ihre Körper an die Grenzen treiben. Die zum Gespräch erwartete Regisseurin war weniger an einer Abrechnung mit dem Model-Business als an einer präzise-realistischen Beschreibung interessiert.
Info Mi, 23. April Eldorado 18 Uhr
Chaos und Stille
Neben seiner Co-Regie „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“ ist Anatol Schuster mit dem eigenwilligen Drama „Chaos & Stille“ vertreten. Die Aktion einer Vermieterin (Sabine Timoteo), sich aus dem Leben zurück zu ziehen und nur noch auf dem Dach zu leben, beeinflusst ihre Umwelt bis zu Menschenkult-Aktionen. Eine Sinnkrise samt Welt aus dem Gleichgewicht porträtiert Schuster mit übersteigerten, teils satirischen Mitteln des Experimentalkinos. Dabei findet man zahlreiche Locations des Drehorts Darmstadt wieder.
Info Mi, 23. April DFF-Kino 18 Uhr
Das deutsche Volk
Zum Eröffnungsfilm passt bestens Marcin Wierzchowskis zweite Verfilmung zu den rassistisch motivierten Morden in Hanau 2020. Vier Jahre lang begleitete er die Angehörigen beim Verarbeiten ihres Verlustes. Der Regisseur besucht in seiner Dokumentation die Grabstellen und begleitet Gedenkstunden. Ein weiteres Thema ist der Kampf um Anerkennung und die Diskussion um eine Gedenkstätte auf dem Hanauer Marktplatz. Es zeigt sich, dass die Morde bei vielen Menschen und Behördenstellen nicht zum Umdenken geführt haben.
Info Do, 24. April Esplanade 11 Uhr
So, 27. April Elysee 1 16 Uhr
Memoir of a Snail
Das neue Stop-Motion-Werk des australischen Trickspezialisten Adam Elliot erwies sich als Festivalrenner bis hin zu einer Oscar-Nominierung. In seiner makaber-melancholischen Liebeserklärung an Außenseiter stellt er das glücklose Geschwisterpaar Grace und Gilbert Pudel in den Fokus. Deren Leben ist von Missgeschicken, Unglücksfällen und Ausbeutung geprägt. Die im englischen Original von Stars wie Eric Bana oder Nick Cave synchronisierte Tragikomödie glänzt mit unzähligen skurrilen Details.