Filmpremieren im Oktober

Türkische Identität und aufgebrochene Familienwerte

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Bevor am 30. Oktober die Verfilmung von „Happy Birthday, Türke“ aus dem Jahr 1992 in mehreren Veranstaltungen und mit Gästen neu entdeckt werden kann, sind zahlreiche deutsche Filmemacher in Frankfurt zu Gast.

Gregor Ries /

Für den hiesigen Verleih 4 Guys Film Distribution stellte es keine einfache Sache dar, ihr neustes Werk in Frankfurt aufzuführen. Der österreichische Ensemblefilm „Me, We“, benannt nach dem kürzesten Gedicht, beschäftigt sich mit dem Umgang von Flucht und Migration in Europa. Lukas Miko wurde als überkorrekter Leiter eines Asylheims im Konflikt mit einem traumatisierten Bewerber 2021 bei der Diagonale ausgezeichnet. Zudem steht Verena Altenberger als freiwillige, frustriert-unterforderte Helferin auf der Insel Lesbos im Fokus. Regisseur David Clay Diaz gelingt es trotz gelegentlicher Stereotypen mit bissigem Humor, den Charakteren Leben einzuhauchen und Widersprüche im System sowie ihrem Verhalten aufzuzeigen. Clay, Miko und die derzeit stark gefragte Altenberger werden zur Vorpremiere im Cinestar in der Mainzer Landstraße 681 am Freitag, 30. September, um 20 Uhr erwartet.

Zum zweiten Mal nach der Hessenpremiere als Eröffnungsfilm des „Lichter“-Filmfests besucht Regisseur Cem Kaya die Bankenstadt. Am Sonntag, 2. Oktober, um 12 Uhr in der Harmonie präsentiert er „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“ als erhellende Recherche zur Alternativkultur rund um türkische Musik, Identität und Tradition Kaya setzt Entertainer, Labelchefs, Sammler, Fans, Auftrittsorte und Hintergründe mit Konzertaufnahmen, Interviews und TV-Ausschnitten unterhaltsam in Beziehung.

Am Abend um 20.15 Uhr im Kino des DFF interviewt Ulli Sonnenschein Regisseurin Natalia Sinelnikova innerhalb der Reihe „Was tut sich – im deutschen Film?“. Zuvor wird ihr Langfilmdebüt „Wir könnten genauso gut tot sein“ als dystopische Versuchsanordnung um die Macht der Angst in einem Hochhauskomplex gezeigt, der die diesjährige Reihe „Perspektive deutscher Film“ der Berlinale eröffnete.

Am Freitag, 14. Oktober, erfolgen gleich zwei Sondervorführungen mit anwesenden Regisseurinnen. Aelrun Goette stellte ihren Kinoerstling „Die Kinder sind tot“ vor zwei Jahrzehnten im Mal Seh’n vor. Später wechselte sie in den TV- und Spielfilmsektor. Mit „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ (17 Uhr, Cinema) verarbeitete sie ihre Erfahrungen in der ostdeutschen Modeszene.
Den umgekehrten Weg ging Annette Ernst. 13 Jahre lang begleitete die Frankfurter Filmemacherin ein lesbisches Paar mit Kinderwunsch per Samenspende. Im Laufe der Jahre zogen die beiden Frauen drei Söhne auf. „Mutter Mutter Kind – Let’s do this differently“ legte Ernst als Langzeit-Familienporträt an, das sie und ihr Team um 20 Uhr im Kino des DFF vorstellen werden.

Mit „Shayne“ (Mittwoch, 19. Oktober, Mal Seh’n, 21.30 Uhr) rund um den Schlagersänger Ricky Shayne und „Werner Herzog - Radical Dreamer“ (Donnerstag, 20. Oktober, DFF-Kino, 20.15) um den gefeierten 80-jährigen Altmeister stellen die Regisseure Stephan Greene und Thomas von Steinaecker zudem zwei interessante Porträts vor. Für spannende Filmgespräche ist somit gesorgt.


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