Es ging heiß her am Samstagabend in der Batschkapp. Die Wrestling-Liga WXW aus dem Ruhrpott hatte ein buntes Programm internationaler Schaukämpfer mitgebracht.
Jan Paul Stich /
Es begann mit einer Enttäuschung und ging von da ab steil bergauf. Bevor am Samstagabend der erste Kampf in der Batschkapp steigen durfte, musste Ringsprecher Tommy Giesen mit einer schweren Nachricht vor das Publikum treten. „Leider hat Ilja Dragunov keine Freigabe von seinem Arzt bekommen.“ Der aus Russland stammende Wrestler ist aktuell der große Star der Promotion und wurde beim letzten Gastspiel in der Batschkapp auch vom Frankfurter Publikum frenetisch gefeiert. „Wer Ilja kennt“, fuhr Giesen vor, „der weiß, dass ihm das egal ist. Er wäre trotzdem gerne aufgetreten.“ Statt des wilden Russens stiegen nun vier andere Wrestler in den Ring. Das Eröffnungs-Match war direkt eines der Highlights des Abends. Marius Al-Ani konnte sich in dem humorigen Kampf gegen Emil Sitocci, David Starr und Ivan Kiev durchsetzen.
Von den Fans heiß erwartet wurde das Aufeinanderprallen von Killer Kelly und Melanie Gray. Letztere ist seit Jahren die wichtigste weibliche Wrestlerin im WXW-Kader. Doch Killer Kelly, die Newcomerin aus Portugal, konnte Gray den ersten Womens Championship-Titel der Liga wegschnappen. Dafür nahm Gray im Ring nun Rache. Generell hat die WXW ihre Fähigkeit, über den athletischen Schaukampf hinaus auch spannende und emotionale Geschichten erzählen, nochmal deutlich gesteigert. Ein weiteres Highlight war der Auftritt des US-Amerikaners Alexander James. Er hätte eigentlich gegen Dragunov ringen sollen. Da dieser verletzt war, kam James nun allein in den Ring und beschimpfte seinen Gegner am Mikrofon in wilder Rage. Als er anfing, Dragunovs Familie mit reinzuziehen, und dessen Kind als „Bastard Baby“ bezeichnete, wurde es dem frischgebackenen Vater zu wild und er stürmte in den Ring, streckte James mit seinem Signature-Move „Torpedo Moskau“ nieder und ließ sich vom Publikum feiern. Hoffentlich hat der Arzt das nicht gesehen.
Zum großen Finale zeigte die WXW in der Batschkapp die unterschiedlichen Facetten des Unterhaltungs-Sports. Im vorletzten Match trafen die Hungarian Arrows auf Monster Consulting aus Europa. Ja, das zweite Team betreibt als Hintergrundgeschichte, Wrestling-Fans sprechen von Gimmick, ein Consulting-Unternehmen. Bei dem grandiosen Match waren die Wurzeln des Wrestlings auf Volksbühnen und Kirmes deutlich spürbar. Wilde Grimassen, eine rasante Story und ein klares Schema Gut gegen Böse begeisterten das Publikum. Auf den ersten Blick weniger schillernd war der letzte Kampf. Lucky Kid aus Berlin trat gegen den Briten Zack Sabre Junior an. Letzterer war früher öfter bei der WXW und ist mittlerweile ein Superstar. Von USA bis Japan hat er sich einen Ruf als bester technischer Wrestler der Welt gefestigt. Das technische Wrestling ist die britische Tradition, die ohne spektakuläre Sprünge auskommt und viel mehr nach echtem Ringkampf aussieht. Das ist auf den ersten Blick weniger aufregend, auf den zweiten aber deutlich spannender und herausfordernder für die Kämpfer. In Lucky Kid hatte Sabre Junior einen würdigen Gegner und es sollte knapp 20 Minuten dauern, bis er sich durchsetzen konnte. Am Ende verabschiedete er sich mit drei Worten beim Publikum: „Zack is back.“ Weitere Auftritte des Briten in Deutschland sind zu erwarten. Wer sich die Show vom Samstag nochmal anschauen mag, kann sie ab Dienstag beim Streaming-Dienst WXW-Now online schauen.